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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Autoren: Margaret Dilloway
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Lehrerdasein für mich perfekt. Den Rest des Tages habe ich für meine Rosen, trotz meiner anderen Probleme.
    Â»Komm schon«, sagt Dara und reicht mir die Hand, um mir aufzuhelfen, wobei ich im Stillen glaube, dass eigentlich sie Hilfe braucht in ihrem unpraktischen, engen Rock.
    Â»Ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Rock gegen die Kleidervorschriften der Schule verstößt.« Ich komme hoch, während sie rückwärtswankt.
    Sie rollt mit den Augen und lässt noch mal ihren Kaugummi knallen. »Man nennt es ›Style‹. Solltest du auch mal probieren.«
    Â»Die Form folgt der Funktion, Dara. Eine Kunstlehrerin sollte das wissen.« Ich schließe die Gewächshaustür und verriegle sie. Auf der anderen Seite des Zauns sehe ich meine Nachbarin, die alte Mrs Allen, die in ihrem schwarzen Seidenkimono mit dem großen, schwarzen Strohhut ihren Rasen sprengt – wie eine Statistin in einem Stummfilm. Von hier aus kann ich den roten Schlitz sehen, der ihr Mund ist. Ich hebe meine Hand, um zu winken, und sie winkt beinah zurück, dann fällt ihr ein, wer ich bin, und sie lässt ihre Hand mit finsterer Miene sinken. Die stinkende Fischbrühe, mit der ich meine Rosen bearbeitet habe, hat mir letztes Jahr einen Besuch der Polizei eingebracht. Das hab ich ihr zu verdanken. Die Nachbarskinder nennen sie alte Hexe. Wenn ich klein wäre, würde ich das wahrscheinlich auch tun. Ich frage mich, was die Kinder wohl zu mir sagen. Verrückte Rosenfrau?
    Ich lächle Dara an und lasse mich auf den Beifahrersitz ihres Autos sinken.
    Obwohl sie weiß, was auf sie zukommt, besteht Dara darauf, im Wartezimmer zu bleiben. Ich melde mich an, muss mich endlosen Sicherheitschecks unterziehen und kriege hunderttausend Armbänder angelegt, als würden sie ein wildes Tier markieren. Wer wollte es mir verdenken, wenn ich wegliefe? Das Krankenhaus war von jeher mein zweites Zuhause. Das kommt dabei heraus, wenn man zwei Nierentransplantationen und Jahre der Dialyse hinter sich hat.
    Die Krankenschwester, die neu sein muss, weil ich sie noch nie gesehen habe, unterbricht ihr Tippen und mustert mich eingehend. »Galilee Garner?« Sie kriegt den Namen kaum über die Lippen.
    Â»Jep.« Ich setze mich auf den Stuhl. »Sie können mich Gal nennen.«
    Galilee ist der Name, den mir meine Eltern verpasst haben, nach einem Hippietrip ins Heilige Land, damals in den Siebzigern. The Sea of Galilee .
    Als ich zwei wurde, war klar, dass aus mir keine Galilee werden würde. »Galilee« rollt von der Zunge wie eine Melodie und ist für süße, kleine Lockenköpfe im rosa Kleid mit Schleifchen gedacht. Nicht für mich. Also nannten sie mich kurz Gal.
    Meine ältere Schwester war da besser dran. Becky. Niemand hat den Namen meiner Schwester je falsch buchstabiert oder sie gebeten, ihn noch mal zu wiederholen.
    Â»Geht es Ihnen gut?«, fragt die Frau, betrachtet meine blassgelbe Haut, meine müden Augen, die Narben an meinen Unterarmen.
    Ich nicke. Ich mache die Leute im Krankenhaus nervös, wenn sie mich nicht kennen. Sobald ich in eine Notaufnahme komme, werde ich allen anderen Patienten vorgezogen, selbst wenn jemand sein Bein in der Kühltasche dabeihat. Es liegt wohl an meiner Ausstrahlung. Todgeweiht.
    Die Frau stellt mir die üblichen Fragen, wo ich geboren bin und wo versichert.
    Im Miami-Vice -artigen Wartezimmer sitzt heute eine ältere Frau, deren Haare aussehen, als türmte sich hellrosa Zuckerwatte auf ihrem Kopf, und ein Mann mit einer eindrucksvollen Wampe, der alle paar Minuten rülpst. Ich frage mich, ob die rosa Haare wohl Absicht sind.
    Dann sitzt da noch Mark Walters, ein älterer Mann, der sich eine Autozeitschrift direkt vors Gesicht hält, weil er seine Lesebrille vergessen hat. Alle nennen ihn Mark Twain, wegen seines vollen, weißen Schnauzbarts und dem wilden, weißen Haarschopf. Ich finde eher, er sieht aus wie Einstein. Immer trägt er weiße Kleidung, als hielte er sich für einen Engel. Heute sind es weiße Jeans, ein weites, weißes Shirt mit V-Ausschnitt, aus dem seine weiße Brustbehaarung quillt. Ich wünschte, er würde sich bedecken. Selbst von hier aus, am anderen Ende des Zimmers, kann ich sein Old-Spice-Aftershave riechen. Es kribbelt in der Nase.
    Als er merkt, dass ich ihn beobachte, blickt er von seiner Zeitschrift auf und zwinkert mir zu. Die eine buschige Augenbraue verdeckt beinah
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