Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Autoren: Margaret Dilloway
Vom Netzwerk:
denen viele unserer Schüler stammen.
    Ich wohne am Ortsrand, auf einem langen, schmalen Stück Land. Mein Haus steht ganz vorn, das Land erstreckt sich dahinter. Lang wie breit wäre es mir lieber gewesen, um mehr Abstand zu meiner Nachbarin zu haben.
    Hier ist es ganz anders als dort, wo meine Schwester und ich aufgewachsen sind, in Encinitas, unten im Süden Kaliforniens. Die Grundstücke waren klein wie Briefmarken, sodass man seinen Nachbarn »Gesundheit!« wünschen konnte, wenn sie niesten. Meine Eltern wohnen noch da, auf derselben Ranch, die sie vor Urzeiten zu einem Spottpreis gekauft haben.
    Dumpf klopft es an der Plexiglastür. Das Gewächshaus ist aus Plexiglas, denn richtiges Glas sprengt momentan noch mein Budget. Ich schiebe die Golddrahtbrille an meiner verschwitzten Nase hoch. »Herein!« Ich habe keine Angst vor Fremden. Ich bin schon so lange allein, dass ich mich nur um das kümmere, was ich direkt vor der Nase habe.
    Es ist meine Freundin Dara. Sie tippt auf ihre quietsch-gelbe Plastikuhr. »Du bist ja noch gar nicht fertig.« Ihre Locken sind zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ich streiche meinen Pony aus der Stirn, aus meinen Augen. Wir haben uns im Lehrerzimmer der St. Mark’s School kennengelernt, vor fast drei Jahren, als Dara neu an der Schule war.
    Ich hatte Dara gebeten, mir mit der Zeichnung der Hulthemia zu helfen, die ich züchten wollte, denn meine Skizzen sind kaum besser als Höhlenzeichnungen. Daraufhin malte sie ein so hübsches Aquarell meiner Traumblume, dass ich es mir ins Schlafzimmer gehängt habe. Danach wollte sie noch mehr Rosen sehen und kam zum Zeichnen rüber in meinen Garten. Dann fragte Dara, ob sie Fotos von DNA -Strängen für eines ihrer Konzeptkunstprojekte verwenden dürfe. Es dauerte nicht lange, bis sie mich in anspruchsvolle Kinofilme mitschleppte – und ich sie in Popcorn-Streifen. Im Lauf der Jahre ist unsere Freundschaft gewachsen. Inzwischen ist sie meine beste Freundin.
    Heute, im Gewächshaus, glüht ihr Gesicht, und zwei verschwitzte Halbmonde bilden sich auf ihrer mitternachtsblauen Seidenbluse. Es ist März und für die Jahreszeit ungewöhnlich heiß, fast wie im Süden Kaliforniens, was mir aber noch gar nicht weiter aufgefallen ist, nicht mal hier drinnen in meiner Sauna von einem Gewächshaus. Hier wird es im Sommer über vierzig Grad heiß, und wir haben uns allzu sehr an Klimaanlagen gewöhnt. Das Resultat sind Menschen wie Dara: Weil sie ungefilterte Luft nicht mehr kennen, überhitzen sie und können damit nicht umgehen. Der Mensch ist nicht dafür gemacht, in übermäßig kontrolliertem Klima zu leben. Ich versuche, im Rahmen meiner gesundheitlichen Einschränkungen möglichst natürliche Temperaturverhältnisse herzustellen.
    Â»Du störst mich in einem entscheidenden Moment«, sage ich zu ihr, obwohl ich eigentlich fast fertig bin. »Ich mache gerade ein neues Rosenbaby.« Dara sagt, Rosen seien ein Freud’scher Ersatz für mein mangelndes Liebesleben. Ich erkläre ihr, dass ich nichts vermissen kann, was ich nie hatte. Na ja, einmal war da dieser Junge auf dem College, der auch Biologie studierte. Ich dachte, unsere langen Lernabende und die lustigen Sticheleien hätten mehr zu bedeuten, aber er war anderer Ansicht.
    Â»Bist du so weit?« Dara sieht tatsächlich aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen, also schiebe ich ihr – ohne die Hände zu bewegen – mit dem Fuß einen Hocker hin.
    Dara könnte meine Zwillingsschwester sein, wenn Zwillinge Gegenpole wären. Ich bin klein, sie ist groß, mit langen Gliedern. Ich bin dünn, mit schlaffer Haut, die mich zwanzig, dreißig Jahre älter aussehen lässt, als ich eigentlich bin, sie dagegen ist kräftig und sportlich. Meine Haare sind fast schwarz, ihre sind von diesem Goldblond, das die Leute aus der Flasche zaubern wollen. Wenn man dann noch bedenkt, dass sie die Kunstlehrerin an der katholischen Privatschule ist, an der wir beide unterrichten, und ich die Biologietante, sind wir das perfekte Yin und Yang. Nur unsere Füße sind gleich, beide Größe 41. Bei ihrer Größe sehen solche Füße besser aus. Das erkennt sogar ein unkünstlerischer Mensch wie ich.
    Natürlich würde sie nie auf die Idee kommen, so praktische Sneakers zu tragen wie ich, wohingegen ich umfallen würde, wenn ich auf ihren spitzen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher