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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen
Autoren: Veronika Peters
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Blumentöpfen, den Resten eines Ficus, der grob vernachlässigt worden war. Ich drängte mich daran vorbei, vermutete, auf dem Pfad zum Personaleingang zu sein, was mir nicht unpassend vorkam. » Personal« war ich bis vor einigen Tagen auch noch gewesen, jedenfalls war ich als solches von der Steuer abgesetzt worden, soweit man den Aussagen meiner Arbeitgeberin glauben mochte. Ex-Arbeitgeberin. Zugegeben, sie war nicht zu Unrecht wütend gewesen, als sie brüllte: » Mit einer vom Personal! Und ich zahle auch noch die Unfallversicherung!«
    Aber fairerweise hätte ihr Zorn eher ihn treffen müssen und, was mich betraf, weniger herablassend ausfallen können. Selbst schuld und saublöd, das Personal, dachte ich, saublöd.
    Der fiese Geruch einer Industriespülmaschine war der erste Hinweis, dass es sich tatsächlich um einen Hotelbetrieb handeln könnte, verwehte aber gleich wieder. Zwei Milchglasscheiben mit verschwommener Durchsicht auf eine Batterie Dosen und Flaschen sprachen dafür, dass ich die Außenwand der Küche passierte. Als ich erwartungsvoll um die Hausecke bog, befand sich dahinter kein weiterer Gebäudeteil, kein Seitenflügel, keine Ferienanlage. Hier war Palau zu Ende.
    Auf einer grünen Rasenfläche standen zehn bis zwölf Strandkörbe vor weißen Plastiktischen, dazu war das gleiche Modell Gartenstuhl gruppiert, wie es von Kopenhagen bis Kairo in jedem zweiten Haushalt zu finden ist. Mittig lagerte ein kniehoher Felsblock, an den ein Blechschild gelehnt war: Geschlossen .
    Â» Na super«, murmelte ich und ließ die Schultern hängen, bis mir mit einer Windböe die Aussicht entgegenschlug: ein riesiges flaches Halbrund Küste, in wabernden Schattierungen von Grau bis Silber, die ganze Bandbreite satte Ostsee, ein bisschen Gischt und jede Menge Panorama.
    Â» Eigener Strandzugang« wäre untertrieben gewesen; ich stand, obwohl noch in buchstäblich greifbarer Nähe zum Haus, direkt am Meer. Das Rauschen übertönte alles, knallte mit dem Wind durch den Gehörgang direkt ins Hirn.
    Das, dachte ich, das ist mal wirklich ein weiter Horizont! Für nicht einmal zwanzig Euro.
    Wenige Meter hinter den Strandkörben befand sich die Uferböschung. Ein Wall aus Felsbrocken, durchsetzt von Wildrosensträuchern und Grasbüscheln, hielt die Wellen davon ab, die Sitzgruppen fortzuspülen, sich in die Fundamente des Hauses zu graben. Eine Treppe aus Felsplatten teilte den Wall, endete direkt im Wasser, das klatschte und spuckte und vor einer weiteren Annäherung warnte. Dies war das exakte Gegenteil von Südseeidyll.
    Aber einer der besten Orte, an denen ich je gelandet war, und der angemessene Rahmen für meine reichlich angeschlagene Person. Ich atmete durch, nickte und war zufrieden wie lange nicht mehr, obwohl ich nicht wusste, warum.
    Und plötzlich hatte ich keine Lust mehr, das zu gefährden.
    Alte Tanten taugten als Grund für gar nichts, und der Scherbenhaufen der letzten Wochen musste auch nicht höher werden. Der Anblick des Strandhotel Palau ließ weder einen Wellnessbereich noch eine potenziell finanzkräftige Wohltäterin vermuten, und was hier umsonst zu kriegen war, hatte ich vermutlich bereits erhalten. Es hätte schlimmer kommen können. Ein oder zwei Stunden, so lange würde ich die Aussicht für die Wiederherstellung meiner Balance zu nutzen versuchen, Nässe, Wind und Kälte trotzen, mich dann auf die Suche nach einem geöffneten Café oder einer Imbissbude machen. Abends würde ich den Bus nehmen und weitersehen. Ich hätte einen Ausflugstag gehabt, an den ich gerne zurückdenken würde.
    Ich ließ mich in einen der Strandkörbe fallen, zog den Schal fester um den Hals, holte mein Buch aus dem Rucksack, winkelte die Knie an und stellte erfreut fest, dass das Feuerzeug wieder mitarbeitete. Mir würde schon etwas einfallen, wo ich das Wochenende verbringen könnte, das hatte jetzt keine Eile, niemand würde mich hier vermuten, fürs Erste war ich so weit fort wie schon lange nicht mehr.
    Â» Sie müssen die Fahne hissen!«
    Der alte Mann war von den Knien an aufwärts zu sehen, er kam die Felstreppe herauf, als sei er den Wellen entstiegen. Das Wort » schaumgeboren« fiel mir ein, ich hatte Mühe, nicht zu grinsen.
    Â» Wie bitte?«
    Er fuchtelte wild mit einem Stock herum und schrie gegen die Brandung an, während er sich mir
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