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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen
Autoren: Veronika Peters
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Lecker! Frisch! Saftig!
    Mehr aus Gewohnheit hielt ich den Daumen raus.
    Â» Ja, klar«, der Fahrer lachte, das Strandhotel kenne er, er liefere dort Montag und Donnerstag. » Steigen Sie ein.«
    Die Art, wie er Strand-ho-tel betonte, musste nichts bedeuten, eine Eigenheit des hiesigen Dialekts vielleicht, oder er war schlicht ein launiger Typ oder das Anwesen seinem Geschmack nach zu protzig. Hauptsache, ich würde im Palau ankommen, noch heute, das mochte gut sein oder nicht, jedenfalls war ich nicht zum falschen Dorf unterwegs gewesen. Ich bedankte mich fürs Mitnehmen, wich der Frage, ob ich schon der erste Feriengast sei, mit einer Bemerkung übers Wetter aus und überlegte etwas zu lange, wie ich ihn unauffällig nach den Besitzern fragen könnte. Mitten auf der Landstraße stoppte der Wagen. Da Freitag sei, müsse er mich hier bei der Abzweigung rauslassen, es sei aber nicht mehr weit bis zum Hotel, immer der Nase nach, fünf Minuten maximal, viel Gepäck hätte ich ja nicht dabei, ich solle herzlich grüßen.
    Â» Von wem denn?«
    Â» Rufen Sie einfach in Richtung Küche: Grüße vom LFS . Die wissen dann schon.«
    Strandhotel Palau 800 m, Pfeil nach rechts. Ich folgte ihm, ging auf einem asphaltierten Weg, mit dem der nicht allzu große Lieferwagen bei entgegenkommendem Verkehr seine Probleme gehabt hätte. Hier war nichts außer Weiden, vereinzelten Sträuchern, rechter Hand eine Baumgruppe, ein halb verfallener Schuppen, Hufspuren am Wegrand, feuchte Kälte, menschenleer.
    Ein Aquarell im Haus meines Großvaters fiel mir ein, ich schob es beiseite. Landschaften wie diese gab es überall, ein begnadeter Aquarellist war der Großvater nie gewesen, und für Mutmaßungen oder Verschwörungstheorien hatte ich keine Nerven. Was die Tatsache, dass ich gerade durch den Nieselregen irrte, um mir eine unbekannte Halbschwester meines Vaters anzusehen, nicht eben vernünftiger machte. Schnapsidee, dachte ich, aber wenn ich schon mal hier bin.
    Hinter dem Deich wurde das Meer sichtbar. Grau und regenverhangen näherte es sich, die Grenze zwischen Wasser und Himmel verschwamm. Als ich um eine Kurve bog, blies mir der Wind hart ins Gesicht, wehte die Kapuze vom Kopf, machte das Anzünden einer Zigarette unmöglich.
    Hinter einer weiteren Biegung entdeckte ich das Haus.
    Das Erste, was ich dachte, war: klein. Sehr klein, wenn man ein stattliches Hotel erwartet hatte. Es begann mit einem Stück Reetdach, aus dem im Weitergehen Gauben wuchsen, blaue Fensterläden, weißgetünchte Mauern, ein kleiner Parkplatz, Büsche, Wildrosen, nirgends die Aufschrift Strandhotel , auch nicht, als ich direkt davorstand. Aber weit und breit keine Alternative zu diesem Gebäude: Es musste sich um das Palau handeln. Aus einem der Fenster im oberen Stockwerk hing ein Federbett bedenklich weit herunter, eine Männerstimme sang: » Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Hawaii.«
    Was sich als Eingangstür anbot, schien mir arg unscheinbar für den Zugang zu etwas, das den Namen Lobby verdiente. Hinter den Butzenscheiben war kein Licht auszumachen, niemand zu sehen.
    Drei Klingelknöpfe übereinander, eingedrungene Feuchtigkeit hatte die Beschriftung aufweichen lassen, nur auf dem untersten war etwas zu entziffern: Von Kroix , das war nicht ihr Name. Meine Tante hieß nach ihrem Adoptivvater, Schuhmann, das stand aber nirgends. Sie hatte das Hotel verkauft, auch das konnte sein, man würde mir vielleicht dennoch etwas über die Vorbesitzerin erzählen können.
    Ganz in der Nähe bellte ein Hund, die Männerstimme schmetterte jetzt » Mit meiner Balalaika war ich der König auf Jamaika.«
    Ich ging weiter um das Gebäude herum, hoffte, dass sich noch ein Flügel dahinter anschloss, ein Anbau mit Suiten oder Ferienwohnungen, auf deren Holzveranden man die Aussicht auf das Meer genießen konnte, in verlassenen Liegestühlen die Rückkehr fürsorglicher Tanten erwarten.
    Büsche wucherten bis dicht ans Haus, ich hörte Geschirr klappern, jemand brüllte » Tür zu!«, eine Radiostimme verkündete Sturmwetter zwischen Kiel und Fehmarn. Weiter entfernt die Töne einer Klaviermelodie, durchsetzt von anbrandendem Meeresrauschen. An der Seitenwand lehnte ein altes, tomatenrot gestrichenes Fahrrad mit brüchigem Ledersattel, daneben eine Plastikkiste, gefüllt mit verstaubten Kakteen, Stapeln von
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