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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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mehr. In dieser Form hat Fitzgerald seinen Romanentwurf hinterlassen, und die Kritische Ausgabe eines nur fragmentarisch vorhandenen Werks muss so aussehen; ein [228] Buch aber, das Leser jenseits der Universitäten sucht, nicht unbedingt.
    Die bisherige deutsche Ausgabe hieß Der letzte Taikun und kam 1962 heraus. Sie war die von Walter Schürenberg besorgte Übersetzung des Texts in der Bearbeitung von Edmund Wilson, einschließlich der von diesem redigierten Entwürfe für die letzten Episoden. Die vorliegende Neuausgabe entfernt sich in einigen wesentlichen Punkten von dieser Fassung. Nachdem Bruccolis Kritische Ausgabe vorlag, zeigte sich, dass Wilson an nicht wenigen Stellen auf eine Weise in Fitzgeralds Manuskript eingegriffen hatte, die sich nur durch Eile und guten Willen rechtfertigen lässt. Da ist zunächst der Titel. Zum Zeitpunkt seines Todes am 21. Dezember 1940 hatte Fitzgerald wesentliche Entscheidungen über den Roman noch nicht getroffen. So hatte er sich auch noch nicht auf den Titel festgelegt. »Stahr. A Romance« steht auf dem einzigen Titelblatt, das er für dieses Buch je geschrieben hat. »The Last of the Tycoons« ist eine weitere Titelidee, von der Fitzgeralds Sekretärin Frances Kroll nach seinem Tod berichtete. Auf einem Notizblatt wiederum, auf dem Fitzgerald handschriftlich einige mögliche Titel aufgeschrieben hatte, ist einzig The Love of the Last Tycoon. A Western nicht durchgestrichen, und Sheilah Graham erinnert sich daran, dass der Autor diesen Titel für den besten hielt. Doch Edmund Wilson gab dem Buch, das er 1941 herausgab, den Titel The Last Tycoon, den Fitzgerald in keiner seiner Aufzeichnungen verwendet hatte. Er wurde 1962 in der deutschen Übersetzung übernommen.
    Und diesen Titel trug auch die Verfilmung der Geschichte durch Elia Kazan im Jahr 1976. Kazan übrigens [229] war mit dem Schluss keineswegs einverstanden. Er hielt den ganzen Roman in seiner unfertigen Gestalt für misslungen, noch jämmerlicher allerdings fand er das Drehbuch, das Harold Pinter aus ihm gemacht hatte. Pinter war kein Ende für den Film eingefallen, und so improvisierte Ka-zan aus Ratlosigkeit etwas, das bis heute einer der schöns-ten Schlusspunkte im Kino ist: Robert De Niro, der die Rolle des Monroe Stahr spielt, geht langsam eine verlassene Straße auf einem Studiogelände in Hollywood entlang. Am Gittertor zu einem Tonstudio bleibt er stehen. Sein Gesicht zeigt Spuren von Verzweiflung, die in diesem Film nicht mehr zu tilgen sein werden. Es wird dunkel, ohne dass wir wissen, ob er durch das Tor tritt. Auch hier bleibt also alles offen. Ist das Stahrs Abschied von Hollywood? Oder wird er für einen weiteren Sonntag zur Arbeit in sein Büro gehen? Träumt er das alles nur? Kazan, obwohl er das selbst nie einsehen wollte, hatte den perfekten Filmschluss für die unvollendete Geschichte des Hollywoodproduzenten Monroe Stahr gefunden – ein Ende, das Fitzgerald in einigen Entwürfen ganz ähnlich skizziert hatte, mit einem entscheidenden Unterschied allerdings: Es ist Kathleen, die vor dem Tor steht und spürt, das dahinter ein anderes Universum liegt, eines, zu dem sie niemals Zutritt haben wird. Fitzgerald stellte sich vor, dass Kathleen niemals einen Fuß in ein Filmstudio setzen würde und dass diese Kluft zwischen zwei Welten von der Liebe zwischen ihr und Stahr nicht überbrückt werden könnte. Er vergaß bei diesen Überlegungen offenbar, dass Stahr nach dem Erdbeben Kathleen zum ersten Mal im Studio gesehen hatte. Wie dem auch sei, Kazan hatte, ohne dass er es [230] darauf angelegt hätte, einen Schluss im Geiste Fitzgeralds erfunden. Doch der Regisseur hörte bis zu seinem Tod im Jahr 2003 nicht auf, über Fitzgerald und Pinter, den »Letzten Tycoon« und seinen Produzenten Sam Spiegel zu schimpfen, der solche Autorenstümperei gedeckt hatte.
    Nicht nur der Titel, den Wilson gewählt hatte, entsprach wahrscheinlich nicht Fitzgeralds Vorstellung. Auch Namen und Schreibweisen wurden von Wilson verändert, ohne dass sich so einsichtige Gründe dafür finden ließen wie im Fall von Pete Zavras, dem griechischen Kameramann, den ein Gerücht blind machen wollte. Fitzgerald hatte ihn erst als Spanier entworfen und Pedro Garcia genannt, entschloss sich dann, dessen Nationalität zu verändern, kam aber nicht mehr dazu, dieser Figur auch einen neuen Namen zu geben. Auch die Zeichensetzung passte Wilson den üblichen Gepflogenheiten an – womit er nicht unzulässig am Manuskript
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