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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Du, freundlicher Zögling Epikurs, Du – doch komm hieher und sieh, welche Freuden, welche Hoffnungen wir unser nennen; dann wirst Du zugestehen, daß weder der Glanz der kaiserlichen Feste, noch der Jubel des vollen Cirkus, noch das geräuschvolle Forum, noch die glänzenden Theater, noch die üppigen Gärten oder die schwelgerischen, römischen Bäder ein reineres und dauernderes Glück zu bereiten vermögen, als das Leben des Atheners Glaukus bietet, welches Du so ganz ohne Grund bemitleidest. Lebe wohl!
     
    Beinahe siebzehn Jahrhunderte waren verflossen, als die Stadt Pompeji aus ihrem stillen Grabe hervorgezogen wurde, [Fußnote: Untergegangen im Jahre 79. n. Chr. – zuerst wieder entdeckt im Jahre 1750. ] noch ganz unverändert in ihren Farben. Die Wände hatten eine Frische, als ob der Maler erst gestern hinweggegangen wäre; keine Farbe war auf der reichen Mosaik der Fußböden erblichen; auf dem Forum lagen noch die halbvollendeten Säulen; vor den Bäumen in den Obstgärten stand noch Opferdreifuß; in den Hallen befanden sich noch die Schatzkästen, in den Bädern die Reibeisen, in den Theatern die Einlaßkarten, in den Sälen die Möbel und Lampen, in dem Triklinikum die Überreste vom letzten Mahl, in den Schlafgemächern die wohlriechenden Salben und die rothe Schminke der verwelkten Schönheit, und überall lagen die Gebeine und Skelette Derer [Fußnote: Bis jetzt sind ungefähr 350 bis 400 Skelette in Pompeji entdeckt worden; da jedoch ein großer Theil der Stadt noch unter der Erde liegt, so läßt sich die Zahl Derer, welche bei ihrer Zerstörung umkamen, nicht wohl berechnen. Wir haben indes Grund zu der Annahme, daß es im Verhältnisse zu Denen, welche sich retteten, wenige waren. Die Asche war offenbar nachher von manchen Häusern hinausgeräumt worden, ohne Zweifel, um die zurückgelassenen Schätze aufzusuchen. Die Wohnung unseres Freundes Sallust gehört gleichfalls zu diesen Häusern. Die Skelette, welche auf eine Zeitlang wieder belebt vor den Augen des Lesers unter dem Namen Burbo, Kalenus, Diomed, Julia und Arbaces ihre Rolle spielten, wurden genau so aufgefunden, wie der Text es schildert. Möge der Leser an der Wiederbelebung dieser Skelette ein größeres Interesse finden, als der Autor gefunden hat, der sich vergeblich bemühte, in dem Werke, das er jetzt schließt, die peinliche, äußerste und verzweiflungsvollste Periode seines Lebens zu erheitern, welchem weit weniger Sonnentage vergönnt sind, als die Welt vielleicht glaubt. Aber gleich den meisten Freunden ist die Einbildungskraft launisch und verläßt uns oft gerade in dem Augenblicke, wo wir sie am meisten nöthig haben. Wenn wir älter werden, so sehen wir ein, daß unsere treueste Begleiterin die Gewohnheit ist. Ich muß jedoch wegen dieser plötzlichen, unpassenden Hinneigung zu einer vorübergehenden ( sie ist nur vorübergehend! ) Schwäche um Entschuldigung bitten. Mit der Rückkehr der Gesundheit kehrt auch die Energie wieder zurück, ohne welche der Geist uns wenig nützen würde, und die am meisten zur Erfüllung unserer Pflichten und zur Durchführung unserer Absichten beiträgt. Es gibt nur eine Philosophie, obwohl eine Unzahl philosophischer Schulen, und ihr Name heißt Seelenstärke . » Unser Schicksal tragen, heißt es besiegen. « ] zerstreut, welche einst die Triebfedern dieser künstlichen Maschine von Luxus und Leben in Bewegung gesetzt hatten.
    In dem Hause Diomeds fand man in den unterirdischen Gewölben zwanzig Skelette (darunter das eines Kindes) auf einem Platze bei der Thür. Sie waren mit feiner Asche bedeckt, die augenscheinlich nach und nach durch die Öffnungen hereindrang, bis sie endlich den ganzen Raum angefüllt hatte. Man fand auch Juwelen und Münzen, Leuchter und in der Amphora hart gewordenen Wein – was Alles auf bedeutende Vorkehrungen schließen läßt, welche man zur Verlängerung des Lebens anwandte. Der durch Dämpfe hart gewordene zarte Sand hatte die Gestalten der Leichname wie in einem Abgusse angenommen, und der Reisende kann noch heute die Formen eines Nackens und Busens von jugendlicher Fülle und Rundung – eine Spur von der unglücklichen Julia – sehen. Es scheint fast, es habe sich die Luft allmählig in einen schwefeligen Dunst verwandelt; die Flüchtlinge in den Gewölben hatten nämlich offenbar den Versuch gemacht, die Thüre zu öffnen, da ihnen aber dieses wegen der davor liegenden Schlacken und Steine nicht gelang, waren sie durch die verpestete Luft erstickt
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