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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Gegenstände von Metall sind zum Theil geschmolzen, und eine bronzene Statue ist vollkommen wie durch einen Blitz zersplittert. Ich glaube daher, daß meine Schilderung des Untergangs dieser Stadt von der Phantasie sehr wenig borgte, und daß dieselbe, zumal wenn man bedenkt, daß sie in einem Roman steht, keineswegs zu den ungenauen gehören dürfte. ] in Schlangenwindungen herabflossen. Dunkelroth strömten sie zwischen ihren in Nacht gehüllten Ufern der unglücklichen Stadt zu. Über dem breitesten schien ein mächtiger Bogen sich zu erheben, aus welchem, wie aus dem Rachen des Hades, die Fluten des Phlegeton herabstürzten. Und bei der jetzt herrschenden, ausnehmenden Windstille hörte man das Donnern von Felsstücken, die auf den wilden Katarakten dahinschießend, über einander rollten und die Stelle, wo sie auffielen, für kurze Zeit verdunkelten, dann aber rasch wieder in die glühende Farbenflut, in welcher sie schwammen, untertauchten.
    Die Sklaven schrieen laut und bedeckten ihr Gesicht. Der Egypter selbst blieb wie festgewurzelt stehen, während die Gluth seine gebieterische Miene und seine mit Juwelen besetzten Kleider erleuchtete. Hinter ihm erhob sich eine schlanke Säule, welche die bronzene Statue des Augustus trug, und das Kaiserbild schien in eine feurige Gestalt verwandelt.
    Mit der Linken Ione umschlungen haltend und mit der Rechten den Stilus, der ihm als Waffe auf der Arena dienen sollte und welchen er glücklicherweise noch bei sich trug, emporhebend, stund Glaukus, auf dessen Gesichtszügen die ganze Wuth menschlicher Leidenschaften, wie durch einen Zauber, festgebannt war, dem Egypter gegenüber.
    Vor sich hinmurmelnd, wandte Arbaces seine Augen von dem Berge weg, und ließ sie auf die Gestalt des Atheners fallen. Er schwieg einen Augenblick. »Wie?« sagte er sodann zu sich selbst, »sollte ich zögern? Weissagten mir nicht die Sterne, daß ich nur einer bedeutenden Gefahr unterworfen sei und ist diese nicht vorüber? Die Seele,« rief er laut, »kann dem Untergang der Welten und dem Grimme eingebildeter Götter trotzen! Durch sie will ich siegen bis auf den letzten Augenblick! Vorwärts, Sklaven! Athener, wenn Du Widerstand leistest, so komme Dein Blut auf Dein eigenes Haupt! Nun höre, ich verlange Ione zurück!«
    Er that einen Schritt vorwärts – es war sein letzter auf Erden! Der Boden zitterte unter ihm so heftig, daß Alles rings herum niedergeworfen wurde. Zu gleicher Zeit vernahm man in der ganzen Stadt das Krachen und Einstürzen vieler Dächer und Pfeiler. Der Blitz züngelte einen Augenblick, als würde er durch das Metall gefangen gehalten, auf der kaiserlichen Statue und dann zerspaltete er das Bronzebild und die Säule. Mit einem weithin durch die Straßen hallenden Krachen stürzte sie zusammen und riß das feste Pflaster auf, von dem sie umgeben war. Die Prophezeihung der Sterne war erfüllt!
    Das Krachen und der Fall der Statue betäubten den Athener für einige Augenblicke. Als er wieder zu sich kam, erleuchtete der Blitz noch die Scene und bebte die Erde noch unter seinen Füßen. Ione lag bewußtlos auf dem Boden, aber er bemerkte sie noch nicht: seine Augen waren auf ein gespenstisches Antlitz geheftet, das ohne Glieder oder Rumpf aus den schweren Bruchstücken der zerschmetterten Säule sich zu erheben schien – ein Antlitz voll unaussprechlicher Seelenangst und Verzweiflung. Die Augen desselben schlossen und öffneten sich rasch, als ob das Bewußtsein noch nicht daraus entflohen wäre; die Lippen zuckten und bebten; dann aber breitete sich plötzliche Ruhe und Finsternis über die Gesichtszüge aus, deren noch immer schrecklichen Anblick Glaukus nie vergessen konnte.
    So starb der weise Magier – der große Arbaces – der Hermes vom brennenden Gürtel – der letzte Sprößling des egyptischen Königsstammes!

Neuntes Kapitel.
Die Verzweiflung der Liebenden – Das Schicksal der Menge.
    Glaukus wandte sich dankbar, aber durchaus mit Schrecken von dieser Scene ab, schloß Ione wieder in seine Arme und floh durch die Straßen, welche noch hell erleuchtet waren. Plötzlich lagerte sich ein dunklerer Schatten über die Atmosphäre. Unwillkürlich blickte der Athener nach dem Berge und siehe! einer von den beiden Riesengipfeln, in welche die Spitze des Vulkans sich gespalten hatte, wankte hin und her und stürzte dann mit einem Krachen, dessen Furchtbarkeit keine Sprache beschreiben kann, von seiner brennenden Grundlage losgerissen, als eine Feuerlawine den Berg
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