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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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Man sagt, deine Umarmung bringe Schmach, deine Opfer würden nicht über den Styx geführt; – es mag sein! Ich will ihn nicht unter den Schatten treffen, denn sie würde ja bei ihm sein! Ruhe! Ruhe! Ruhe! – es gibt kein anderes Elysium für ein Herz, wie das meinige!«
    Ein Matrose, welcher auf dem Verdecke schlummerte, hörte ein leichtes Plätschern im Wasser. Schlaftrunken blickte er auf und es kam ihm vor, während das Schiff schnell dahin gleitete, als ob etwas Weißes auf den Wogen schwimme; aber in einem Nu war diese Erscheinung verschwunden. Er kehrte sich wieder um und träumte von seiner Heimath und seinen Kindern.
    Als die Liebenden erwachten, dachten sie zuerst an sich selbst und dann an Nydia. Sie war nirgends zu finden; Niemand hatte sie seit der Nacht gesehen. Jeder Winkel des Schiffes wurde durchsucht – keine Spur von ihr. Geheimnisvoll von Anfang bis zu Ende war die Thessalierin für immer aus der Mitte der Lebendigen verschwunden. Schweigend ahnten sie ihr Schicksal; Glaukus und Ione rückten sich näher, und ihre eigene Rettung vergessend, beweinten sie Nydia wie eine gestorbene Schwester.

Letztes Kapitel.
In welchem Alles zum Schlusse kommt – Brief des Glaukus an den Sallust, zehn Jahre nach dem Untergange Pompeji's.
    Athen.
    Glaukus seinem geliebten Sallust Gruß und Gesundheit!
    Du verlangst, ich solle Dich in Rom besuchen; nein, Sallust, komm lieber Du zu mir nach Athen! Ich will von der Kaiserstadt, ihrem Tumult und ihren eiteln Freuden nichts mehr wissen, sondern für immer in meinem Vaterlande wohnen. Der Geist unserer gefallenen Größe ist mir theurer, als die vielgepriesene Großartigkeit Eures Lebens. In den durch ehrwürdige Schatten geheiligten Säulenhallen Athens liegt ein Reiz für mich, den mir kein anderer Ort ersetzen kann. In den Olivenhainen des Ilissus höre ich noch die Stimme der Poesie – auf den Höhen von Phyle scheinen mir die Wolken des Zwielichts noch die Leichentücher der entschwundenen Freiheit – der Herold Morgens, der da kommen soll! Du lächelst über meine Begeisterung. O Sallust, ich will lieber in Ketten noch hoffen, als mich willenlos in dieselben ergeben. Du schreibst, ich könne mich unter diesen melancholischen Trümmern einer gefallenen Majestät sicherlich des Lebens nicht freuen. Du verweilst mit Entzücken bei dem Glanze Roms und dem Luxus des kaiserlichen Hofes. Mein lieber Sallust, » non sum qualis eram ,« ich bin nicht mehr was ich war! Die Ereignisse meines Lebens haben das heiße Blut meiner Jugend abgekühlt. Seitdem ich die Krankheit gefühlt und in der dumpfen Kerkerluft geschmachtet habe, hat meine Gesundheit ihre frühere Festigkeit nicht wieder erlangt. Ich kann die düstern Schatten des letzten Tages von Pompeji, den Schrecken und die Öde dieser schauervollen Ruine mir immer noch nicht aus dem Sinn schlagen. Ich denke noch immer an unsere geliebte, unvergeßliche Nydia, und ich habe ihr ein Denkmal errichtet, das ich täglich aus dem Fenster meines Studirzimmers sehen kann. Es erhält eine zärtliche Erinnerung, eine nicht unangenehme Wehmuth, welche nur eine schwache Huldigung für ihre Treue und ihren geheimnisvollen, frühen Tod sind, in mir lebendig. Ione sammelt die Blumen, aber meine eigene Hand bekränzt täglich mit denselben Nydia's Grabmal. Sie war eines Denkmals in Athen würdig!
    Du sprichst von dem Wachsthum der Sekte der Christen in Rom. Sallust! Dir vertraue ich mein Geheimnis an; ich habe lange über diesen Glauben nachgedacht und ihn angenommen. Nach dem Untergang Pompeji's begegnete ich auch dem Olinth noch einmal; er wurde nur für kurze Zeit gerettet, da er nachher als ein Märtyrer seines unbezwinglichen Glaubens starb. In meine Befreiung von dem Löwen und meinem glückseligen Entkommen aus den Schrecknissen des Erdbebens lehrte er mich die Hand des unbekannten Gottes erkennen. Ich lauschte seinen Worten, ich glaubte und betete an. Meine theure, meine mehr als geliebte Ione hat auch den christlichen Glauben angenommen – einen Glauben, Sallust, der, indem er Licht über diese Welt ausgießt, gleich einer untergehenden Sonne seine Glorie auch über die andere Welt verbreitet. Es ist uns klar, daß wir auf ewig an Seele und Leib vereinigt sind. Jahrhunderte mögen dahin eilen, wir selbst in Staub zerfallen und die Erde mag gleich einer Rolle zusammenschrumpfen; aber rund um den Kreis der Ewigkeit rollt das Rad des unvergänglichen Lebens. Und wie die Erde ihr Gedeihen aus der Sonne, so saugt die
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