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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde
Autoren: C.J. Cherryh
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Sex... seltsam, nicht wahr? Für sie ist es der Sex, der so viele in dieser Welt bewegt, aber dich hat stets die Liebe bewegt, und ich... ich habe kein starkes Interesse in dieser Hinsicht... aber Liebe... ah... eine andere Art von Liebe; die Liebe wahrer Freunde. Ich liebe euch beide, aber Sex... spielte dabei nie eine Rolle. Hör mir zu! Ich spreche offen, weil wir keine Zeit mehr haben. Daß ein Kind zur Welt kommen wird – macht mich glücklich; kannst du das verstehen? Du warst so darauf bedacht, mich nicht zu verletzen; aber ich wußte es schon, bevor du anfingst. Wirklich, mein Freund. In deiner Jugend kam es stets zu Kindern, wenn sich auch nur andeutungsweise eine Möglichkeit bot – und ich mißgönne dir keines, nein, niemals.«
    »Das Leben blieb ihnen nicht«, flüsterte Shimshek, als habe die Erinnerung ihn durchzuckt. Sein Schmerz war furchtbar, und Yilan streckte die Hand aus und tätschelte seinen Arm.
    »Aber einige haben weitergelebt. Einige. Das ist stets unsere Bestimmung... du hast mehr von meinen Erben gezeugt, als ich jemals selbst. Meine wurden ermordet... Vielleicht ist deshalb meine Begeisterung dafür, sie zu zeugen, so gering. Aber du hattest mehr Glück; du kannst hoffen. Deine Erben wurden meine Nachfolger in Rom. Habe mehr Zuversicht.«
    »Und sie haben das Reich zugrundegerichtet, nicht wahr? Ich habe kein Glück, Baba.«
    »Begreifst du noch immer nicht, daß es keine Rolle spielt?«
    »Aber ich kann nicht aufhören, weh zu tun, Baba.« Er betrachtete die Pfeife, von seiner hohlen Hand umfaßt, und blickte wieder auf. »Ich kann nicht.«
    »So ist der Lauf dieser Dinge, nicht wahr?«
    »Konnte sich auch Gunesh erinnern?«
    Er schüttelte den Kopf. »Manchmal habe ich es geglaubt, manchmal nicht. Ich habe es... dieses ganze Jahr, und in letzter Zeit immer mehr. Darum bin ich sicher, daß es kurz bevorsteht. Darum kämpfe ich auch nicht mehr weiter. Ich erinnere mich auch an andere Gelegenheiten, zu denen ich mich erinnert habe; ist das nicht komisch? Die Verschwörer in Rom... ich wußte, daß sie kommen würden, lange bevor sie es selbst wußten. Ich fühlte es kommen. Modred auch. Ich sah es in seinen Augen. Sie werden dich auch diesmal des Ehebruchs beschuldigen, rechnest du nicht auch damit? Sie werden sagen, Gunesh trage dein Kind, und sie werden deinen Tod ebenso fordern wie den ihren. Und Boga rechnet natürlich damit, daß er der Anführer sein wird, wenn wir alle tot sind.«
    »Ich werde ihn töten.«
    Yilan schüttelte den Kopf. »Du kannst mich nicht retten. Rette dich selbst! Es wäre nur vernünftig... auch Boga trägt noch weitere Namen, weißt du. Agamemnon, Xerxes, Bessus... mache ihn nicht verächtlich.«
    »Modred.«
»Der auch.«
»Fluch über ihn!«
»Ist schon. Wie bei uns.«
»Baba?«
»Er ist die dunkle Kraft. Meine Prüfung. Damit ich nicht zu mächtig werde. Ich selbst könnte ungesund für die Welt sein, gäbe es nicht Boga. Er erinnert mich... an das, was ich sein könnte. Und oft genug hat er mich getötet. Das ist seine Aufgabe. Wehe nur der Welt, wenn wir getrennt auftreten. Hitler war so ein Fall. Ich war die halbe Welt weit entfernt; wir beide waren es. Er hatte die Macht für sich.«
    »Lawrence.«
»So lautete der Name. Das ist das schlimmste, wenn wir beide einander verfehlen; am härtesten die Welt, wo Boga und ich es tun. Armer Boga, er hat keinen Patroklos, keine Guinevere.«
    Shimshek rauchte eine Zeitlang, und sein Blick schweifte durch den gepolsterten Innenraum des Wagens, der nur ein Wagen war und auf der Weltebene stand, rauchig und in tiefem Schatten. Aber es schienen keine Grenzen oder Wände mehr zu bestehen, als ob ein großer Teil der Zeit hier hinge.
    »Manchmal«, sagte Yilan langsam, »verbringe ich mein ganzes Leben, ohne das Muster dessen zu erkennen, was ich tue; manchmal... existiert kein erkennbarer Entwurf und Boga und ich und du und Gunesh... leben voneinander getrennt und verloren. Manchmal in bedeutungslosen Leben und manchmal in bedeutungsvollen; gelegentlich war ich ein Baby, das vor Vollendung eines Jahres starb, nur um die Zeit zu kennzeichnen, bis meine Seele anderswo sein konnte. Oder um auszuruhen, vielleicht, nur auszuruhen. Manche von meinen Toden waren schlimm.«
    »Ich gehe diesmal mit dir hinaus. Ich fürchte mich nicht davor.«
    Yilan lachte in sich hinein und zuckte dann zusammen, als ein leichter Schmerz in seine Eingeweide stach. »Shimshek, du lügst. Du fürchtest dich.«
    »Ja.«
»Und Gunesh zu
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