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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde
Autoren: C.J. Cherryh
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werde rauchen«, sagte er. »Und dann möchte ich, daß du gehst und ein wenig Nahrung zusammenpackst, Gunesh. Es könnte sich als nötig erweisen. Hast du beobachtet, was draußen geschah?«
    Sie nickte. Ihre Lippen waren fest zusammengepreßt.
    »Gut«, sagte er. »Geh und pack das Essen ein!«
    Sie sagte nichts. Er war ein großer König, und sie früher, vor langer Zeit, war eine Gefangene gewesen. Sie hatte die Gewohnheit, zu tun, was ihr gesagt wurde, und dann ihre Meinung dazu zu sagen, und er wartete, während sie ihm die langstielige Pfeife brachte und den Kopf, und sie füllte ihn und steckte Yilan die Pfeife zwischen die Lippen. Eine Träne rollte an ihrer Wange hinab. Vielleicht dachte sie an seinen Tod, vielleicht an ihren eigenen, und vielleicht an den Shimsheks. Sie waren alle auf ihre Weise verdammt; er wußte es und glaubte, daß sie es möglicherweise auch tat.
    Und immer noch hatte sie nichts zu sagen. Das machte ihn sicher, daß sie genau wußte, was vorging. »Sie warten«, sagte er offen, »denn sie wollen auch Shimshek in der Falle haben. Ich habe ihn mit Macht ausgestattet, und jetzt müssen sie sich eine Methode ausdenken, wie sie sie ihm wieder wegnehmen können. Wenn ich zu schwach werden sollte, Gunesh, meine tapfere Gunesh, dann wirst du ihm sagen, wie ich gestorben bin. Hast du deinen Dolch?«
    Sie nickte, faßte an den Griff an ihrem Gürtel, zwischen den Fellen.
    »Shimshek wird für dich sorgen.«
    Ihr Kinn fing an zu zittern. »
Warum
, Yilan? Warum hast du es ihm gestattet?«
    »Hör auf damit! Vertraue Shimshek, sage ich. Ich weiß, daß du es auch in anderen Dingen getan hast. Ah, glaubst du, ich wüßte nicht, wessen Kind du trägst? In diesem Sinn bist du nichts für mich, im Innersten meines Herzens aber alles, Gunesh. Du weißt, daß alles vor dir kommen mußte, aber niemand kann deine Stelle einnehmen.«
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte sie.
»Du willst es leugnen. Tu es nicht. Ich kenne die Wahrheit.«
    Jetzt ließ ihre Fassung sie beinahe im Stich. »Ich verstehe nicht. Ich tue es wirklich nicht.«
    »Du verstehst.«
»Ich liebe dich.«
»Das hast du immer. Und ich dich, Gunesh, für immer und ewig. Geh weg! Laß mich allein! Was immer mir Boga verabreicht hat, ich glaube nicht, daß es schmerzhaft sein wird. Zwar würde ihm das gefallen, aber er möchte nicht, daß hinterher von Gift geflüstert wird. Ah, nein. Er gab mir dies mit eigener Hand.«
    »Yilan, warum hast du es getrunken?«
»Um Shimshek zu retten. Und dich. Und das Kind; auch ihn. Ich sterbe – bedeuten mir ein paar Wochen vielleicht viel? Nein. Nicht bei meinen Schmerzen. Ich habe die Stadt gesehen. Aber selbst das spielt jetzt keine Rolle mehr, Gunesh. Sei nicht traurig. Ich habe alles erreicht, was ich wollte. Ich bin jetzt fertig. Rufe Shimshek zu mir, wenn er rechtzeitig kommt, und vergiß nicht, daß ich euch beide liebe.«
    »Yilan...«
»Geh!«
sagte er, mit
jener
Stimme, die Armeen in Marsch setzte und Häuptlinge dazu brachte, zusammenzuzucken. Aber Gunesh holte Luft und raffte ihre Gelassenheit um sich wie ein Staatsgewand, nickte befriedigt. Er lachte in sich hinein, denn der Rauch tötete den Schmerz, und er war erfreut: er konnte Gunesh niemals erschrecken, nicht auf diese Weise.
    »Ich werde zurückkommen«, sagte sie.
»Ja.«
    Dann drückte sie die Lippen auf die seinen, streichelte seine Hand und zog sich zurück.
    Er atmete den Rauch tief ein, immer klarer im Geist, den Blick verschleiert vor fernen Perspektiven.
    Die Reiter kamen aus dem Staub des Abends hervor, schwarze, schnelle Gestalten. »Seht!« hatten die von den Mauern Ausschau haltenden Bürger gerufen und Kopftücher geschwenkt, als die ersten Gestalten auftauchten, denn sie hatten geglaubt, es seien ihre eigenen zurückkehrenden Soldaten, vielleicht eine der siegreich heimkehrenden Einheiten. Aber allzu schnell wurde die Wahrheit erkennbar, und da stieg ein großes Wehklagen von der Stadt des Himmels auf, und die Bürger eilten sich, Speere zu holen und womit auch immer sie sich verteidigen konnten.
    »Hier! Oh, hier!« rief Kan Te aus und schob Tao Hua ein Bündel Speere in die Hände, als er sich auf der Mauer zu ihr gesellte. Arsenal und Museum hatten die Waffen an jeden ausgegeben, der auf der Mauer stehen und sie werfen wollte, und Kan Te erduldete eine schreckliche Vision von Tao Huas bleichem, verwirrtem Gesicht, während der staubige Wind ihre Zöpfe packte und ihre Quasten und die Blätter der Blüte bewegte, die sie
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