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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art
Autoren: Douglas Adams
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Cockpit blieb während der gesamten Flugdauer geöffnet und hätte genausogut völlig fehlen können. Mark erzählte mir, Air Merpati fliege ausschließlich mit gebrauchten Maschinen von Air Uganda, aber das sollte vermutlich ein Witz sein.
Ich betrachte Flugreisen dieser Art immer mit fröhlicher Sorglosigkeit. Normalerweise kratzt mich das alles überhaupt nicht. Ich glaube nicht, daß das etwas mit Mut zu tun hat, denn in Autos bin ich häufig starr vor Schreck, besonders, wenn ich selbst am Steuer sitze. In einem Flugzeug ist man jeder Verantwortung enthoben und kann sich genausogut zurücklehnen und das Knarren und Rütteln des alten Wracks, das von Turbulenzen durch den Himmel geschleudert wird, mit einem schwachsinnigen Lächeln über sich ergehen lassen. Man kann ja sowieso nichts daran ändern.
Mark studierte die Instrumente im Cockpit mit wachsender Neugier und sagte schließlich, die Hälfte funktioniere schlichtweg nicht. Ich lachte, zugegebenermaßen ein bißchen hysterisch, und sagte, das sei wahrscheinlich in Ordnung so. Falls die Instrumente nämlich funktionierten, würden sie die Piloten bestimmt ablenken und verunsichern, und mir wäre durchaus lieb, wenn sie so weitermachten wie bisher. Mark fand diese Bemerkung überhaupt nicht komisch, womit er zweifellos recht hatte, hielt mich aber trotzdem nicht davon ab, noch mal richtig ausgiebig zu lachen und auch während der restlichen Flugzeit nicht mehr damit aufzuhören. Mark drehte sich um und fragte einen der Passagiere hinter uns, ob diese Maschinen gelegentlich abstürzten. Ja, kam die Antwort, aber keine Sorge – es habe schon seit Monaten keinen schweren Absturz mehr gegeben.
In Labuan Bajo zu landen war interessant, weil die Piloten nicht in der Lage waren, die Landeklappen auszufahren. Besonders interessant war für uns auch die Frage, ob wir angesichts der immer näher rückenden Bäume am Ende der Landebahn und der mit vereinter Kraft an einem Hebel in der Kabinendecke zerrenden Piloten weiterleben würden oder nicht. Im letzten Moment gab der Hebel nach, und in gedämpfter und besinnlicher Stimmung knallten wir auf die Rollbahn.
Wir kletterten aus dem Flugzeug und brachten das Flughafenpersonal nach längeren Verhandlungen dazu, auch unser Gepäck auszuladen, da wir es letztlich für eine gute Idee hielten, es mitzunehmen.
In der Ankunftshalle oder vielmehr -hütte des Flughafens erwarteten uns zwei Männer. Sie hießen Kiri und Moose und waren wie die meisten Indonesier, die wir kennenlernten, klein, gertenschlank und drahtig. Wir hatten keine Ahnung, wer sie waren.
Kiri war ein charmanter Mann mit einem nahezu quadratischen Gesicht, einem schwarzen, gewellten Haarschopf und einem dichten schwarzen Schnurrbart, der wie ein Riegel Schokolade auf seiner Oberlippe klebte. Er hatte eine tiefe Stimme, die aber gleichzeitig so dünn und ohne jegliches Volumen war, daß er nur eine Art supercooles Krächzen hervorbrachte. Die meisten seiner Bemerkungen setzten sich aus einem behäbigen, faulen, ausgebufften Lächeln und ein paar abgewürgten, rasselnden Kehllauten zusammen. Er schien mit den Gedanken ständig woanders zu sein. Wenn er einen anlächelte, kam das Lächeln nie an, sondern blieb auf halber Strecke stecken, als gelte es ihm selbst. Moose war wesentlich unkomplizierter, wenn sich auch nach kurzer Zeit herausstellte, daß Moose gar nicht »Moose«, sondern »Mus« hieß, was die Abkürzung von »Hieronymus« darstellte. Ich kam mir ein bißchen blöd vor, weil ich »Moose« verstanden hatte. Es wäre schon ziemlich ungewöhnlich gewesen, einen indonesischen Inselbewohner nach einem großen kanadischen Elch zu benennen. Wohl fast so ungewöhnlich, wie ihn mit unausgesprochener »Hieronie« Hieronymus zu nennen.
Wir hatten eigentlich jemand anderen erwartet, nämlich einen Mr. Condo (ausgesprochen Chondo), unseren Führer. Was mich irritierte, war, daß er als einziger der Indonesier, die wir bisher kennengelernt hatten, mit »Mr.« angesprochen wurde. Den geheimnisvollen und glamourösen Anschein, den ihm der Titel verlieh, konnte er nicht zerstreuen, da er offensichtlich tauchen gegangen war. Kiri und Moose erläuterten uns, er werde in Kürze wieder auftauchen, und sie seien gekommen, um uns das zu sagen.
Wir bedankten uns, verstauten unser gesamtes Gepäck auf der Ladefläche des Lieferwagens, setzten uns obendrauf und holperten von der Ankunftshütte in Richtung der Innenstadt von Labuan Bajo. Im Flugzeug hatte uns jemand erzählt,
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