Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
anstarrte. Wir winkten ihm mit unseren Tickets zu, aber er schüttelte nur sehr, sehr bedächtig den Kopf.
Gelassen marschierten wir zum Ticketbüro, wo man uns sagte, man sei nicht zuständig, wir sollten uns an das Reisebüro wenden.
Nach einer Reihe zunehmend weniger gelassener Telefongespräche mit dem Reisebüro auf Bali wußten wir nur, daß die Tickets mit Sicherheit bestätigt worden waren und daß mehr dazu nicht zu sagen sei. Im Ticketbüro sagte man uns, daß sie das mit Sicherheit nicht seien und daß mehr dazu nicht zu sagen sei.
»Wie sieht's denn mit einem anderen Flug aus?« fragten wir. Vielleicht, sagten sie. Vielleicht nächste oder übernächste Woche.
»Nächste oder übernächste Woche?« beklagten wir uns lautstark.
»Moment«, sagte einer der Männer, nahm unsere Tickets und verschwand. Nach ungefähr zehn Minuten kehrte er zurück und gab sie einem anderen Mann, der »Moment« sagte und verschwand. Er kam eine Viertelstunde später zurück, sah uns an und sagte: »Ja? Was kann ich für Sie tun?« Nachdem wir ihm die Situation noch einmal ausführlich geschildert hatten, nickte er, sagte »Moment« und verschwand erneut. Als wir, nachdem einige Zeit vergangen war, fragten, wo er sei, teilte man uns mit, er sei seine Mutter in Jakarta besuchen gegangen, weil er sie seit drei Jahren nicht gesehen habe.
Ob er unsere Tickets mitgenommen habe, wollten wir wissen. Nein, die seien hier irgendwo. Ob wir sie gern zurückhätten?
Ja, allerdings, erklärten wir. Wir versuchten nämlich gerade, nach Labuan Bajo zu kommen.
Offenbar löste diese Nachricht beträchtliche Bestürzung aus, denn binnen weniger Minuten waren alle Angestellten des Büros zum Mittagessen gegangen.
Langsam wurde uns klar, daß die Maschine ohne uns starten würde. Wir verwarfen die Möglichkeit, den ersten Teil der Reise bis nach Bima zurückzulegen und dann dort auf dem trockenen zu sitzen, und beschlossen statt dessen, auf Bali zu bleiben und uns den Mann vom Reisebüro vorzunehmen. Schluß mit der Gelassenheit.

Ein Kleinbus brachte uns zurück zum Reisebüro, wo wir unter der Last unseres gesamten Gepäcks langsam die Stufen hinaufstürmten und das Angebot, Platz zu nehmen, Kaffee zu trinken und dabei einer Maschine zuzuhören, die bei jedem Telefonklingeln »Greensleeves« anstimmte, wütend zurückwiesen. Es lag eine Art stillschweigendes Entsetzen in der Luft, als ob einer von uns gestorben wäre, aber da wir ungefähr eine Stunde lang von niemandem beachtet wurden, begannen wir schließlich wieder zu zetern und wurden unverzüglich ins Büro des Geschäftsführers geleitet, der uns einen Platz anbot und sagte, die Indonesier seien eine stolze Rasse, und darüber hinaus sei sowieso alles die Schuld der Fluggesellschaft.
Er beruhigte uns anschließend beträchtlich, teilte uns mit, er verfüge auf Bali über einigen Einfluß, und machte uns klar, daß wir auch durch Wutausbrüche nichts an unserer Lage ändern könnten.
Das war ein Standpunkt, mit dem ich mich ziemlich problemlos anfreunden konnte, da ich von Natur aus ohnehin eher ein stillschweigender Nicker und Lächler bin, der Ärger und Frustrationen zunächst die gerunzelte Stirn bietet, um dann einfach ins Bett zu gehen.
Andererseits führte kein Weg an der Feststellung vorbei, daß unser Lächeln und Nicken und freundliches Lachen als Reaktion auf Menschen, die uns freundlich anlachten, praktisch nichts bewirkt hatte, außer, daß irgendwelche Leute häufiger »Moment, Moment« gesagt hatten und nach Jakarta abgereist waren oder uns teilnahmslos durch blasse Rauchschwaden angestarrt hatten. Sobald wir uns allerdings in unsere Wut hineingesteigert und ein bißchen mit den Füßen aufgestampft hatten, wurden wir unverzüglich ins Büro des Reisebüroleiters geführt, der uns nun eifrig versicherte, zu Wutausbrüchen bestehe überhaupt kein Anlaß und daß er speziell für uns einen Sonderflug nach Labuan Bajo arrangieren werde.
Die Sinnlosigkeit unseres Herumgestampfes versuchte er uns mit Hilfe von Karten zu verdeutlichen. »In diesem Bereich«, sagte er und zeigte auf eine große Wandkarte, die halb Asien zeigte, »funktioniert es. Östlich dieser Linie hier funktioniert es nicht.«
Er klärte uns auf, daß man bei Reisen in Indonesien für alles Dringliche immer vier oder fünf Tage einplanen müsse. Wie er sagte, passierten Dinge wie die Geschichte mit unseren belegten Plätzen in der Maschine ständig. Häufig benötige irgendein Regierungsbeamter oder eine andere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher