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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art
Autoren: Douglas Adams
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stellt sich heraus, daß sie leider nur ein Moped haben, und das ist kaputt.
Außerdem hat mir der Botschafter versichert, wir könnten direkt in den Norden rauffahren, nur stellt sich jetzt plötzlich heraus, daß die Straße unpassierbar ist, weil sie von den Chinesen neu gebaut wird, was man uns natürlich nicht mitteilen mußte. Und frag mich nicht, was das ›plötzlich‹ bedeuten soll, denn wie es aussieht, sind die Jungs schon seit zehn Jahren dabei.
Ich hab's trotzdem geschafft, ein paar Sachen auf die Beine zu stellen, aber wir müssen sofort los«, fügte er hinzu. »Die Maschine ins Dschungelgebiet startet in zwei Stunden, und wir müssen mit. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es gerade noch, dein überflüssiges Gepäck im Hotel abzuladen. Äh, irgendwas davon ist doch hoffentlich überflüssig?«
Besorgt betrachtete er zuerst den Kofferberg, den ich hinter mir herzerrte, und dann, mit wachsender Panik, die mit Nikon-Kameras, Objektiven und Stativen gefüllten Kisten, die Alain le Garsmeur, unser Fotograf auf dieser Reise, gerade in den Kleinbus verfrachtete.
»Ach, da fällt mir ein ...«, sagte er. »Ich hab eben rausbekommen, daß wir wahrscheinlich keine Erlaubnis zur Ausfuhr von Filmmaterial bekommen werden.«
Einigermaßen benommen bestieg ich den Kleinbus. Nach dem dreizehnstündigen Flug von Paris hatte ich mich auf eine Dusche, eine Rasur und eine Mütze voll Schlaf gefreut, um dann am nächsten milden Morgen bei einer Tasse Tee allmählich zu versuchen, Madagaskar auf der Landkarte zu entdecken. Ich versuchte mich zusammenzureißen und die ganze Sache geistig in den Griff zu bekommen. Plötzlich hatte ich nicht mehr den blassesten Schimmer, was ich, Autor spaßiger Science-Fiction-Abenteuer, hier eigentlich machte. Ich blinzelte in die grelle Tropensonne und fragte mich, was in aller Welt Mark von mir erwartete. Er wieselte durch die Gegend, gab einem Gepäckträger ein Trinkgeld, erklärte einem anderen sehr geduldig, daß er bisher genaugenommen noch keinen unserer Koffer weggetragen habe, führte tiefschürfende Verhandlungen mit dem Fahrer und brachte allmählich etwas wie Ordnung in das Chaos.
Madagaskar, dachte ich. Aye-Aye, dachte ich. Ein so gut wie ausgestorbener Lemur. In zwei Stunden Aufbruch in den Dschungel. Noch nie war es mir so wichtig gewesen, aufgeweckt und geistreich zu klingen.
»Äh, glaubst du eigentlich, daß wir dieses Tier wirklich zu Gesicht bekommen werden?« fragte ich Mark, während er einstieg und die Tür hinter sich zuwarf. Er grinste.
»Tja, der Brüsseler Botschafter meinte, wir hätten nicht den Hauch einer Chance«, sagte er, »also sieht es vielleicht gar nicht so schlecht aus. Willkommen«, fügte er hinzu, während wir mit dem Schlaglochslalom in Richtung Innenstadt begannen, »auf Madagaskar.«

Antananarivo wird »Tananarive« ausgesprochen und wurde während der letzten hundert Jahre meistens auch genauso geschrieben. Als die Franzosen Madagaskar gegen Ende des letzten Jahrhunderts übernahmen (kolonialisierten wäre wohl eine zu nette Umschreibung für das Einmarschieren in ein Land, das, bis die Franzosen plötzlich von der Wanderlust gepackt wurden, ganz gut allein klargekommen war), zeigten sie kein übermäßiges Verständnis für die merkwürdige Angewohnheit der Madagassen, die Anfangs- und Endsilben von Ortsnamen einfach unter den Tisch fallen zu lassen. In ihrer rationalen gallischen Art beschlossen sie also, daß man die Namen ja wohl verdammt noch mal genauso schreiben konnte, wie sie ausgesprochen wurden. Das ist ungefähr so, als würde jemand nach England kommen und uns erzählen, von heute an sollten wir statt Leicester »Lester« schreiben und das auch noch gut finden. Man könnte uns vielleicht zu einer derartigen Schreibweise zwingen, aber gefallen würde es uns nicht – genausowenig wie den Madagassen. Nachdem es ihnen in den siebziger Jahren gelungen war, sich von der französischen Herrschaft zu befreien, führten sie die alten Schreibweisen sofort wieder ein und behielten nur die Kochkünste und die Verwaltung weiter bei.

Es gehört zu meinen eher eigenartigen Lebenserfahrungen, daß mich Verleger infolge einer Idee, die mir als abgebrannter, auf Feldern und in Telefonzellen schlafender Anhalter gekommen war, heute auf teure Lesereisen rund um den Globus schicken und mich in Hotelzimmer stecken, in denen man erst mal einen Haufen Türen öffnen muß, bevor man das Bett findet. Zufällig hatte ich gerade eine solche Tour durch
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