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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art
Autoren: Douglas Adams
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behaupteten, nur noch drei Wochen daran arbeiten zu müssen, und machte mich auf den Weg, meine letzte Verpflichtung zu erfüllen – eine Lesereise durch Australien. Wenn Leute sich über Talkshows im Rundfunk oder Fernsehen beschweren, bei denen sich Autoren über ihr neuestes Werk verbreiten, kann ich das sehr gut nachfühlen. Andererseits schaffen uns solche Auftritte außer Haus und bewahren unsere Familien davor, sich das Gelaber über unser neuestes Werk anhören zu müssen.
Nachdem auch das überstanden war, konnten wir uns endlich auf die Suche nach den Riesenechsen machen.
Wir trafen uns in einem Hotelzimmer in Melbourne und inspizierten die Ausrüstung für unsere Expedition. »Wir«, das waren Mark, ich und Gaynor Shutte, eine Rundfunkjournalistin, die unsere Großtaten für die BBC mitschneiden wollte. Unsere Ausrüstung bestand aus einem gewaltigen Haufen von Kameras, Kassettenrecordern, Zelten, Schlafsäcken, Notapotheken, Moskitonetzen, unidentifizierbaren Gegenständen aus Zeltstoff und Nylon mit Metallösen und Plastikhaken, Regenkutten, Stiefeln, Fackeln und einem Kricketschläger.
Keiner von uns wollte zugeben, den Kricketschläger mitgebracht zu haben. Uns war vollkommen schleierhaft, was er zwischen den anderen Sachen zu suchen hatte. Wir riefen beim Zimmerservice an und baten, man möge uns ein paar Dosen Bier hochbringen und den Kricketschläger wegschaffen, aber niemand wollte ihn haben. Der Zimmerkellner meinte, falls wir uns wirklich auf die Suche nach einer menschenfressenden Echse machen wollten, wäre ein Kricketschläger doch ein ziemlich praktischer Begleiter.
»Wenn ein Drache mit fünfzig Stundenkilometern und schnappendem Kiefer auf Sie zukommt, können Sie ihn so immer noch mit einem Befreiungsschlag durch die Deckung dreschen«, sagte er, stellte das Bier ab und verschwand.
Wir versteckten den Kricketschläger unter dem Bett, öffneten die Bierflaschen und ließen uns von Mark erklären, was auf uns zukommen würde.
»Seit Jahrhunderten«, sagte er, »erzählt man sich in China Geschichten von großen, schuppigen, feuerspeienden Ungeheuern, nur hielt man sie früher für Mythen und schrullige Phantasiegebilde. Die alten Seefahrer haben von ihnen berichtet und ›Hier Drachen‹ auf ihre Karten geschrieben, wenn sie Land entdeckten, das ihnen schon von weitem nicht geheuer war.
Dann, zu Beginn dieses Jahrhunderts, unternahm ein holländischer Flugpionier den Versuch, von Insel zu Insel über den indonesischen Archipel nach Australien zu hüpfen, bekam dabei Probleme mit dem Motor und mußte auf einer kleinen Insel namens Komodo notlanden. Im Gegensatz zu seiner Maschine überstand er den Absturz unbeschadet.
Er suchte nach Wasser. Bei dieser Suche stieß er am Strand auf eine seltsame breite Spur, folgte ihr und sah sich plötzlich einem Ding gegenüber, dessen Anblick ihm ganz und gar nicht geheuer war. Nämlich einem großen, schuppigen, menschenfressenden, gute dreieinhalb Meter langen Ungeheuer. Und was er da anstarrte, ist, wonach wir suchen werden – der Komodo-Waran oder die Drachenechse von Komodo.«
»Hat er überlebt?« fragte ich ohne Umschweife.
»Ja, hat er, im Gegensatz zu seinem Ruf. Er schlug sich drei Monate lang durch und wurde dann gerettet. Aber als er nach Hause kam, hielten ihn alle für verrückt und glaubten ihm kein Wort.«
»Dann gehen also die chinesischen Drachenlegenden auf die Komodo-Warane zurück?«
»Tja, so genau kann man das natürlich nicht sagen. Ich zumindest nicht. Aber einiges spricht dafür. Die Echse ist ein Lebewesen mit Schuppen, sie ist ein Menschenfresser, und obwohl sie nicht gerade Feuer speit, hat sie von allen uns bekannten Lebewesen den mit Abstand übelsten Mundgeruch. Und es gibt noch etwas, was ihr über die Insel wissen solltet.«
»Was?«
»Nimm dir erst noch ein Bier.« Ich nahm mir noch ein Bier. »Auf Komodo«, sagte Mark, »gibt es pro Quadratmeter Boden mehr Giftschlangen als in jedem vergleichbaren Gebiet auf Erden.«
In Melbourne lebt ein Mann, der vermutlich mehr über giftige Schlangen weiß als jeder andere Mensch. Er heißt Dr. Struan Sutherland und hat sich zeit seines Lebens mit dem Studium der Tiergifte beschäftigt.
»Und ich hab's satt«, sagte er, als wir ihn am nächsten Morgen aufsuchten. »Nicht auszuhalten, diese giftigen Biester, diese Schlangen und Insekten und Fische und das ganze Zeug. Blöde Viecher, beißen jeden. Und dann erwarten die Leute von mir, daß ich ihnen sage, was sie dagegen tun sollen.
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