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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ruhe.«
    »Sie haben's am Samstag abend getan. Er hat Sie dazu angestiftet. Sie haben mich ›Berek‹ genannt.« Berek Halbhand – das war jener längst tote Held in seinem Traum. Die Menschen in diesem seinem Traum, die Bewohner des Landes, hatten geglaubt, er sei der wiedergeborene Berek Halbhand – es geglaubt, weil die Lepra ihn die beiden äußeren Finger seiner rechten Hand gekostet hatte. »Dieser alte, irre Bettler hat von Ihnen verlangt, mich ›Berek‹ zu rufen, und Sie haben's getan!« Für einen ausgedehnten Moment blieb sie still, bevor sie antwortete. »Ach, Sie sind das. Sie sind dieser Knabe ... von dem die Leute im Klub sagen, er sei ein Aussätziger.«
    »Sie haben mich ›Berek‹ gerufen«, krächzte Covenant, als müsse er in der düsteren Atmosphäre des Hauses ersticken.
    »Ein Aussätziger«, wiederholte sie leise. »Ach, zur Hölle! Ich hätte Sie versehentlich küssen können. Sie haben mich ganz schön reingelegt, Bursche. Sie sehen einem Freund von mir verflucht ähnlich.«
    »›Berek‹«, stöhnte Covenant.
    »Was, ›Berek‹? Sie haben mich mißverstanden. ›Ber rett ‹ hatte ich gerufen. Berrett Williams ist ein Freund von mir. Wir kennen uns schon lange. Ich habe viel von ihm gelernt. Aber er war ständig zu drei Vierteln besoffen. Er war sowieso mehr eine Art von Clown. Zu mir zu kommen und mir zuzuhören, ohne mir vorher was zu sagen, das ist sowas, das würde echt zu ihm passen. Und Sie sahen genau wie ...«
    »Er hat Sie dazu gebracht. Der alte Bettler hat Ihnen das eingeredet. Er versucht, mich fertigzumachen.«
    »Junge, Sie haben Ihre Lepra im Kopf. Ich kenne keine Bettler. Ich habe schon genug nichtsnutzige alte Kerle auf der Pelle. Sag mal, womöglich bist du Berrett Williams? Das klingt alles schwer nach einem seiner Scherze. Berrett, verdammt noch mal, wenn du mich hier aufziehst ...«
    In Covenants Innern ballte sich von neuem Übelkeit zusammen. Er legte auf und krümmte sich über seinem Leib. Aber er war zu leer, um sich übergeben zu können, er hatte achtundvierzig Stunden lang nichts gegessen. Er tupfte sich mit gefühllosen Fingerkuppen Schweiß aus den Augen und rief erneut die Auskunft an. Der halb trockene Seifenschaum an seinen Fingern stach ihm in den Augen und brachte sie zum Tränen, während er die gewünschte Telefonnummer bekam und ein neues Ferngespräch in die Wege leitete. Als sich eine forsche militärische Dienststimme mit »Verteidigungsministerium!« meldete, blinzelte er durch die Feuchtigkeit, die seine Augen trübte wie Scham, und antwortete.
    »Geben Sie mir bitte Hile Troy.« Auch Troy war in seinem Traum vorgekommen. Doch der Mann hatte darauf bestanden, er sei real, ein Bewohner der wirklichen Welt, kein Bestandteil von Covenants Alptraum.
    »Hile Troy? Einen Moment, Sir.« Covenant hörte ein kurzes Umblättern von Seiten. »Sir«, sagte dann die Stimme, »hier ist kein Anschluß für jemanden mit diesem Namen verzeichnet.«
    »Hile Troy«, wiederholte Covenant. »Er ist in einer Ihrer ... Ihrer Denkzellen tätig. Er hatte einen Unfall. Falls er nicht tot ist, müßte er inzwischen wieder bei der Arbeit sein.«
    Der militärischen Dienststimme kam etwas von ihrer Forschheit abhanden. »Sir, falls er hier tätig ist, wie Sie behaupten ... dann dürfte er zum Geheimpersonal zählen. Ich könnte Sie nicht mit ihm verbinden, selbst wenn er in meinem Verzeichnis stünde.«
    »Holen Sie ihn mir ans Telefon, sonst nichts«, stöhnte Covenant. »Er wird mit mir reden.«
    »Wie lautet Ihr Name, Sir?«
    »Er wird mit mir sprechen.«
    »Kann sein, daß er's wird. Trotzdem muß ich Ihren Namen erfahren.«
    »Oh, Hölle und Verdammnis!« Covenant wischte sich mit dem Handrücken die Augen. »Ich bin Thomas Covenant«, sagte er dann voller Niedergeschlagenheit.
    »Sehr wohl, Sir. Ich verbinde mit Major Rolle. Möglicherweise kann er Ihnen weiterhelfen.«
    Mit einem Knacken fuhr Stille in die Leitung. Im Hintergrund konnte Covenant am laufenden Band Klickgeräusche hören, wie das Ticken einer Totenuhr verschiedener Klopfkäfer. In seinem Innern stieg der Druck. Die Wunde an seiner Stirn pochte wie die Oszillationen eines Schreis. Krampfhaft drückte er den Hörer an den Kopf, mit dem anderen, freien Arm sich selbst, um Beherrschung bemüht. Als sich wieder etwas in der Leitung tat, konnte er sich kaum an einem Aufheulen hindern. »Mister Covenant?« fragte eine höfliche, schmeichlerische Stimme. »Hier ist Major Rolle. Wir haben Schwierigkeiten,
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