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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03
Autoren: Stephen R. Donaldson
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benommen, daß die Person am anderen Ende der Leitung zu sprechen begänne.
    »Mister Covenant?« fragte eine unsichere Frauenstimme. »Thomas Covenant?«
    »Ja«, bestätigte er leise, dann verstummte er, vage überrascht von all den Dingen, die er mit diesem einen Wörtchen als wahr anerkannt hatte.
    »Ah, Mister Covenant«, sagte die Stimme. »Hier ist Megan Roman.« Als er sich nicht äußerte, sprach sie mit einem Anflug von Schärfe weiter. »Ihre Anwältin. Erinnern Sie sich?« Aber er entsann sich nicht; er hatte keine Ahnung von irgendwelchen Anwälten. Nebel der Benommenheit verwirrten alle Bindeglieder seiner Erinnerung. Trotz der blechernen Verzerrtheit der Telefonverbindung klang ihre Stimme entfernt vertraut; aber er erkannte sie nicht. »Mister Covenant«, fügte sie hinzu, »ich bin jetzt seit zwei Jahren Ihre Rechtsanwältin. Was ist los mit Ihnen? Sind Sie wohlauf?«
    Die Vertrautheit ihrer Stimme beunruhigte ihn. Er wollte sich nicht daran erinnern, wer diese Frau war. »Mit mir hat das nichts zu tun«, murmelte er stumpfsinnig.
    »Soll das ein Witz sein? Hätte ich nichts mit Ihnen zu tun, ich hätte Sie nicht angerufen. Ginge es nicht um Ihre Angelegenheiten, würde ich mich nicht damit befassen.« Gereiztheit und Mißbehagen schrammten durch ihren Tonfall.
    »Nein.« Er mochte sich nicht erinnern. In seinem eigenen Interesse bemühte er sich um eine klare Entgegnung. »Das Gesetz hat mit mir nichts zu schaffen. Sie hat's gebrochen. Auf jeden Fall, ich ... Mich geht's nichts an.«
    »Sie sollten sich lieber damit abfinden, daß es Sie was angeht. Und Sie hören mir besser mal zu. Ich weiß nicht, was mit Ihnen nicht in Ordnung ist, aber ...«
    Er unterbrach sie. Er stand zu dicht davor, sich an die Stimme zu entsinnen. »Nein«, sagte er nochmals. »Mich bindet es nicht. Ich stehe ... außerhalb. Daneben. Es betrifft mich nicht. Das Gesetz ist ...« Für einen Moment schwieg er, forschte in seinem geistigen Dunst nach dem, was er sagen wollte. »... nicht das Gegenteil von Bosheit.« Da erkannte er die Stimme wider Willen doch. Er erkannte sie trotz der immateriellen Fehlerträchtigkeit der Telefonverbindung. Elena. Der Verdruß seiner Niederlage nahm ihm jede Widerstandskraft.
    »... wovon Sie reden«, sagte sie. »Ich bin Ihre Rechtsanwältin, Megan Roman. Und wenn Sie glauben, das Gesetz beträfe Sie nicht, dann sollten Sie mir wirklich besser gut zuhören. Deshalb rufe ich nämlich an.«
    »Ja«, sagte er hoffnungslos.
    »Passen Sie mal auf, Mister Covenant!« Sie lockerte ihrem Ärger nun die Zügel. »Ich bin nicht unbedingt gern Ihre Anwältin. Bloß beim Gedanken an Sie bekomme ich schon eine Gänsehaut. Aber ich habe noch nie einen Klienten im Stich gelassen, und ich will nicht gerade mit Ihnen den Anfang machen. Nun reißen Sie sich mal ein bißchen zusammen und hören Sie zu.«
    »Ja.« Elena? Innerlich stöhnte er auf. Elena? Was habe ich dir angetan?
    »Na schön. Die Situation ist folgendermaßen. Diese ... unglückliche Eskapade, die Sie sich geleistet haben ... am Samstagabend ... dadurch ist die Lage zum Siedepunkt gebracht worden. Es ... Mußten Sie denn in einen Nachtklub gehen, Mister Covenant? Ausgerechnet in einen Nachtklub?«
    »Ich habe mir nichts Böses dabei gedacht.« Ihm fiel keine andere Antwort zu seiner Rechtfertigung ein.
    »Naja, jetzt ist's passiert. Sheriff Lytton ist jedenfalls deswegen auf die Palme gebracht. Sie haben ihm etwas geliefert, womit er gegen Sie etwas unternehmen kann. Am Sonntag abend und dem heutigen Vormittag hat er mit einer Menge Leute hier in der Gegend gesprochen. Und die Leute, mit denen er sich unterhalten hat, haben ihrerseits mit anderen Leuten geredet. Heute mittag ist der Gemeinderat zusammengetreten. Mister Covenant, wahrscheinlich wäre es nicht soweit gekommen, wäre nicht noch Ihr vorheriger Besuch im Ort allgemein so gut im Gedächtnis hängengeblieben. Darüber ist schon viel geklatscht worden, aber im großen und ganzen hatte man sich inzwischen wieder abgeregt. Nun ist alles von neuem aufgerührt worden. Die Leute wollen, daß irgend etwas getan wird. Der Gemeinderat beabsichtigt, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen. Unsere skrupulösen Kirchturmspolitiker möchten Ihren Grundbesitz in einen neuen Landschaftsnutzungsplan einbeziehen. Das Gelände der Haven Farm soll künftig zu einem Industriegebiet gehören. Wohnbauten werden dann dort verboten sein. Sobald das abgewickelt ist, kann man Sie zum Wegziehen zwingen. Wahrscheinlich
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