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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03
Autoren: Stephen R. Donaldson
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werden Sie einen anständigen Preis für die Farm erhalten – aber Sie dürften in unserem Bezirk keinen anderen Flecken zum Niederlassen finden.«
    »Es ist meine Schuld«, sagte er. »Ich hatte die Macht und wußte nicht, wie ich sie anwenden sollte.« Seine Knochen staken bis ins Mark voller altem Haß und Tod.
    »Was? Hören Sie mir eigentlich zu? Mister Covenant, Sie sind mein Klient – was immer sich daraus ergeben mag. Ich habe nicht die Absicht, tatenlos zuzuschauen, wie man so etwas mit Ihnen anstellt. Krank oder nicht, Sie haben dieselben Bürgerrechte wie jeder andere. Und es gibt Gesetze, die den Privatbürger vor ... Verfolgung schützen. Wir können uns wehren. Ich möchte, daß Sie ...« Gegen das blecherne Hintergrundrauschen in der Leitung konnte er vernehmen, wie sie nun allen Mut aufbot. »Ich möchte, daß Sie in mein Büro kommen. Noch heute. Wir werden uns mit der Sachlage eingehend beschäftigen – eine Anfechtung der Entscheidung in die Wege leiten, dagegen klagen ... irgend etwas. Wir werden den Fall mit sämtlichen Weiterungen diskutieren und unser Vorgehen planen. Einverstanden?«
    Das Bewußtsein eines vorsätzlichen Risikos, das aus ihrem Ton sprach, drang einen Moment lang zu ihm durch. »Ich bin Lepraleidender«, sagte er. »Ich bin unberührbar.«
    »Man wird Sie am Ohr aus Ihrem Haus ziehen, wenn's keine andere Möglichkeit gibt! Verdammt, Covenant – anscheinend begreifen Sie gar nicht, was hier los ist. Sie sollen Ihr Heim verlieren. Dagegen kann man einschreiten – aber Sie sind der Klient, und ich kann nichts ohne Sie unternehmen.«
    Aber ihre Heftigkeit überforderte seine Bereitschaft zur Aufmerksamkeit. Undeutliche Erinnerungen an Elena durchschwirrten ihn. »Das ist eine schlechte Antwort«, sagte er. Geistesabwesend senkte er den Hörer von seinem Ohr und legte ihn zurück auf die Gabel. Für lange Zeit stand er da und starrte den schwarzen Apparat an. Irgend etwas in dessen unabänderlichen, abgründig pechschwarzen Umrissen erinnerte ihn daran, daß sein Kopf schmerzte. Irgend etwas von Bedeutung war ihm widerfahren.
    Sonntag abend , hörte er in seinem Kopf, als sei es das erste Mal, die Rechtsanwältin sagen. Am heutigen Vormittag. Steif drehte er sich um und lenkte seinen Blick zur Wanduhr. Zuerst konnte er sie nicht scharf ins Auge fassen; sie schien zurückzustarren, als müsse er erblinden. Doch zu guter Letzt gelang es ihm, die Zeit abzulesen. Die nachmittägliche Sonne draußen vor den Fenstern bestätigte sie. Er hatte über dreißig Stunden geschlafen. Elena? dachte er. Elena konnte nicht am Telefon gewesen sein. Elena war tot. Seine Tochter war tot. Durch seine Schuld. Seine Stirn fing an zu pochen. Der Schmerz durchzuckte seinen Verstand wie harsches, grelles Licht. Er zog den Kopf ein, als sei das ein erfolgversprechender Versuch, ihm auszuweichen.
    Elena hatte nicht einmal existiert. Es hatte sie nie gegeben. Er hatte all diese Sachen nur geträumt. Elena! stöhnte er innerlich auf. Er wandte sich ab und latschte schlaff zurück zu seinem Bett. Mit seinen Bewegungen verfärbte der Nebel in seinem Hirn sich karmesinrot.
    Als er das Schlafzimmer betrat, riß er beim Anblick seines Kissens die Augen auf; er blieb stehen. Der Kopfkissenbezug war mit schwarzen Flecken besudelt. Sie sahen aus wie Moder, irgendeine Art von Schwamm, der die weiße Reinheit des Leinens auffraß. Unwillkürlich hob er eine Hand an seine Stirn. Aber seine tauben Finger verweigerten ihm jede Aufklärung. Die Krankheit, die das ganze Innere seines Schädels zu beherrschen schien, begann ihn auszulachen. Seine leeren Eingeweide wanden sich vor Übelkeit. Er hielt sich die Stirn mit beiden Händen und schleppte sich ins Bad.
    Im Spiegel überm Waschbecken erblickte er die Wunde in seiner Stirn. Für eine Sekunde sah er von sich selbst nichts außer seiner Verletzung. Sie sah nach Leprose aus, als verpresse ihm die Lepra mit unsichtbarer Hand auf seiner Stirn die Haut. Schwarz verkrustetes Blut klebte an den unregelmäßigen Rändern der Wunde, befleckte sein helles Fleisch wie ein tiefreichendes Gangrän; durch Risse in der dicken Kruste sickerten Blut und andere Flüssigkeit. Ihm war, als könne er die Infektion sich geradewegs durch den Schädel in sein Gehirn fressen fühlen. Sie beleidigte seinen Blick, als stänke sie bereits nach Leiden und gräßlichem Tod.
    Er zitterte merklich, als er die Wasserhähne aufdrehte, um das Becken zu füllen. Während Wasser hineinrauschte, seifte
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