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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Autoren: Anthony Mark
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gesehen?«
    »Schnell«, war alles, was sie dazu sagen konnte.
    Zu ihrer Rechten sank die Sonne dem Horizont entgegen und vergoss blutrotes Licht über den Sand. Schwitzend und keuchend erreichten die vier den Kamm der Anhöhe. Unten sahen sie eine einsame, dunkle Gestalt, die am Rand einer gewaltigen Ebene aus Sand stand. Vani und Avhir schnellten schwarzen Leoparden gleich die Anhöhe herunter. Grace und die anderen folgten ihnen. Als sie näher kamen, sah Grace, dass die einsame Gestalt tatsächlich Kylees war und dass Vani und Avhir ein halbes Dutzend Schritte von ihr entfernt stehen geblieben waren.
    »Halt!« Vani hob die Hand. »Direkt da vorn ist Treibsand.«
    Grace kam neben Travis, Larad und Farr stolpernd zum Stehen. Seltsamerweise wandte ihnen Kylees den Rücken zu; ihre Schultern waren gekrümmt. Sie zitterte am ganzen Leib. Was stimmte nicht?
    Avhir trat einen Schritt näher heran. »Kylees, was ist passiert?«
    Sie gab keine Antwort.
    »Wenn du direkt zu mir kommst, wirst du den Treibsand umgehen.« Avhir streckte die Hand aus. »Komm!«
    Ein Krampf durchzuckte Kylees' Körper, dann drehte sie sich um. Die Augen der T'gol blickten so matt wie Steine, ihr hübsches Gesicht war aufgedunsen. Ihre rechte Hand zuckte. Grace sah, dass der kleine Schnitt dort rot und verkrustet war; Flüssigkeit sickerte heraus. War Kylees krank, litt sie an einer Infektion? Sie konnte eine Blutvergiftung haben.
    Vani ging los, tastete den Sand vorsichtig mit dem Stiefel ab. »Was ist mit dir geschehen, Kylees? Sag es uns!«
    Einen Augenblick flackerte so etwas wie Erkennen in Kylees' goldenen Augen. »Flieht«, krächzte sie. Ein weiterer Krampf durchzuckte sie, heftiger als der vorherige.
    Dann riss ihre Haut entzwei.
    Es geschah ganz schnell. Kylees' Haut rutschte von ihrem Körper, fiel zusammen mit dem schwarzen Leder in den Sand, als wäre beides lediglich ein Kleidungsstück gewesen. An ihrer Stelle stand ein Ding, das einer menschlichen Gestalt nur äußerlich ähnelte. Es hatte weder Nase oder Mund noch Haare; zwei winzige Lichter brannten, wo die Augen hätten sein sollen. Es war dunkel, die Oberfläche glatt und schimmernd, aber nicht hart wie Onyx. Die Haut bewegte sich und wogte wie schwarzes Wasser.
    Aber es war kein Wasser. Als sich das Ding bewegte, hinterließ es blutrote Fußspuren im Sand, zusammen mit einem wirren Haufen Knochen.
    »Ein Blutgolem!«, zischte Vani, sprang zurück und zog Avhir mit sich. »Lasst euch nicht davon berühren!«
    Grace starrte, zugleich entsetzt und fasziniert. Blut. Das Ding bestand aus Blut. Und nicht nur Kylees'.
    Es ist zu groß, um aus dem Blut einer Person gemacht sein zu können, dachte sie; ihre wissenschaftliche Neugier ließ sich von ihrem Entsetzen nicht unterkriegen. Es muss das Blut mehrerer Leute enthalten.
    »Komm nicht näher!«, rief Avhir und zog den Krummsäbel, aber der Blutgolem rückte weiter vor und bewegte sich mit einer glatten, flüssigen Anmut, die Grace bekannt vorkam. Das also war der Schatten, der sie auf der Reise nach Süden verfolgt hatte. Sie hatte geglaubt, ihn bei der Überquerung des Meeres zurückgelassen zu haben, aber sie hatte sich geirrt. Aber wie war er ihr gefolgt?
    Der Schnitt an Kylees' Hand, sagte die Ärztinnenstimme in ihrem Verstand. Auf dem Schiff war ein Matrose, der ebenfalls einen Schnitt aufwies. Der Blutgolem muss durch eine offene Wunde in seine Opfer eindringen und in ihnen reisen.
    Diese rationalen Gedanken verschwanden und wurden durch eine kreatürliche Furcht ersetzt, als der Blutgolem mit einem Arm zuschlug. Vani sprang zurück, aber der Arm des Golems wuchs in die Länge, verwandelte sich in einen langen Tentakel. Er schoss durch die Luft und griff nach der T'gol.
    Avhir schwang den Krummsäbel, schnitt den Tentakel in zwei Teile. Ein Ende schnappte zu dem Blutgolem zurück, ließ die Oberfläche des Körpers wogen. Das andere regnete in den Sand und benetzte ihn blutrot.
    Also konnte man die Kreatur verletzen. Sie konnten sie vernichten – solange sie nicht noch mehr Blut in sich aufnehmen konnte. Sie durften nicht zulassen, dass dieses Wesen sie berührte. Das war Grace noch nicht richtig klargeworden, da hatte sich der Arm des Blutgolems auch schon neu gebildet und peitschte auf sie zu. Im gleichen Augenblick schoss der andere Arm auf Travis zu.
    Avhir fuhr herum, trennte einen der Tentakel mit dem Krummsäbel ab. Aber der andere glitt außer Reichweite, dann schlug er wie eine Peitsche zu und wand sich um ihn.
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