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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Autoren: Anthony Mark
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beträchtlicher Größe gewesen war, war nun eine schmale, salzverkrustete Vertiefung, die mit den ausgebleichten Knochen von Antilopen und Schakalen übersät war. Bäume umgaben die Oase, griffen aus dem sonnenverbrannten Boden wie Skeletthände aus dem Grab. Ihre Äste trugen keine Blätter, sondern nur Dornen.
    Graces Kamel senkte sich auf die Knie, und sie stieg aus dem Sattel; ihre Beine und ihr Rücken schmerzten. Das Tier senkte den Kopf, ihm fielen die Augen zu; am Maul klebte eine gelbe Kruste aus getrocknetem Sabber. Travis, Larad und Farr stiegen ab, während die Luft schimmerte und die T'gol erschienen.
    »Die Kamele werden schwächer«, sagte Avhir und streichelte einem der Tiere über den Hals. Er sah Farr an. »Sie können nicht mehr lange weiter. Sie haben nur noch eine Etappe in sich.«
    »Das reicht«, sagte Farr. Er setzte sich mit dem Rücken an einen der Bäume, bedeckte das Gesicht mit der Kapuze seines Gewandes und regte sich nicht mehr.
    Travis trat nahe an Grace heran. »Ich hätte das nie für möglich gehalten«, flüsterte er, »aber Farr fängt an, Larad wie ein Schmusekätzchen aussehen zu lassen.«
    »Er ist bloß müde«, erwiderte Grace. »Wie wir alle.«
    Travis sah sie fragend an, aber sie ging in den dürftigen Schatten unter einer Gruppe abgestorbener Bäume und setzte sich. Sie hatte das Gespräch mit Travis gemieden. Denn wenn sie sich mit ihm unterhielt, würde sie ihm mitteilen müssen, was Farr zu ihr gesagt hatte.
    Ihr könntet es am Ende bereuen …
    Lag Travis mit seinem Verdacht richtig? Führte Farr sie aus eigensüchtigen Motiven nach Morindu – aus seinem eigenen Verlangen nach Macht? Vielleicht. Aber es spielte keine Rolle. Es zählte nur, dass er sie dorthin brachte, dass er ihnen dabei half, Nim zu finden. Und sobald sie da waren, und sollte er auch nur irgendetwas tun, das Nim in Gefahr brachte, würde sie ihn …
    Sie führte den Gedanken nicht zu Ende. Stattdessen zog sie ihre Lederflasche hervor und trank einen Schluck Wasser. Es war heiß und schmeckte scheußlich, trotzdem musste sie sich dazu zwingen, es nicht herunterzustürzen. Die Flasche war bereits nicht mal mehr bis zur Hälfte gefüllt, und hier bestand nicht die geringste Hoffnung, irgendwo Wasser zu finden.
    Grace legte sich auf eine Decke, schloss die Augen und war bald eingeschlafen. Aber es war ein unruhiger Schlaf, von Träumen heimgesucht, in denen sich die abgestorbenen Bäume zu bewegen anfingen und ihr Holz mit einem trockenen Laut ächzte, der wie Gelächter klang. Sie wollte weglaufen, aber die Bäume packten sie und hielten sie mit ihren Ästen fest umklammert, während sich ihre Dornen tief in ihr Fleisch bohrten …
    Sie schoss hoch. Meister Larad kniete neben ihr.
    »Was ist?«
    »Es ist Zeit, etwas zu essen, Euer Majestät.«
    Grace schob sich das verschwitzte Haar aus dem Gesicht. Sie hatte länger geschlafen als gedacht; die Sonne hatte bereits den halben Weg zum westlichen Horizont zurückgelegt.
    »Ich hatte einen Albtraum«, sagte sie.
    »Ich weiß. Wir alle hatten Albträume, Euer Majestät. Das hier ist ein Ort des Bösen. Hier lauert der Tod.« Larad legte den Kopf schief. »Und etwas anderes.«
    Grace schaute zu den toten Bäumen über ihr auf. »Es ist Hass. Dieser Ort hasst das Leben. Ich kann es fühlen.«
    »Kommt.« Larad hielt ihr die Hand hin und half ihr auf die Füße.
    Sie gesellten sich unter einer größeren Baumgruppe zu Travis und Farr. Grace wünschte sich, sie könnten von den Bäumen weg, aber sie waren das Einzige, was hier Schatten spendete, und der Tag war noch immer heiß. Vani und Avhir waren da, aber Kylees war nicht zu sehen.
    »Sie ist auf Erkundungsgang«, sagte Vani. »Südlich von hier ist das Land mit Treibsandlöchern übersät. Dort hineinzutreten bedeutet den sicheren Tod. Wir müssen einen Weg um sie herum finden.«
    »Ich habe Euch doch bereits gesagt, dass es keinen Weg darum herum gibt«, meinte Farr. Sein Gesicht war vor Wut gerötet. »Wir müssen da durch.«
    Avhir schnaubte. »Wenn man das versucht, wird man verschlungen, bevor man fünf Schritte weit gekommen ist. Der Treibsand wird einem die Lungen verstopfen und einen ersticken lassen, wenn er einem nicht zuerst den Körper zerquetscht, während man in die Tiefe gezogen wird. Wir müssen sie umgehen.«
    »Dafür haben wir keine Zeit«, knurrte Farr. »Ich habe mit dem sterbenden Zauberer gesprochen, und er hat mir von diesem Ort berichtet. Die Region mit dem Treibsand erstreckt
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