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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Autoren: Anthony Mark
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»Wir können nicht weiter.«
    Sie konnten aber auch nicht vorwärts. Die T'gol standen zwischen ihnen und den Sandungeheuern und kämpften wie wild, ihre Arme und Beine bewegten sich so schnell, dass sie nur schemenhaft zu erkennen waren. Sand flog durch die Luft, als Köpfe und Oberkörper unter der Wut der Meuchelmörder explodierten. Aber die Kreaturen regenerierten sich unablässig, und die T'gol wurden bereits langsamer. Schweiß strömte Vanis Stirn herab; Avhirs Atem ging stoßweise. Sie konnten das nicht durchhalten.
    Ein leiser Singsang ertönte, und Grace schaute gerade noch rechtzeitig zur Seite, um zu sehen, wie Farrs Dolch im Licht der ersterbenden Sonne aufblitzte. Blut floss aus einem Schnitt in seinem Arm, ein Summen wie von einem Schwarm unsichtbarer Insekten erfüllte die Luft. Das Summen schwärmte um eine der Sandkreaturen. Sie stand kurz still, wie erstarrt, dann zerstob sie in einer Kaskade aus Sand. Dieses Mal bildete sie sich nicht neu. Farr hatte sie zerstört.
    Der ehemalige Sucher fiel auf die Knie, sein Gesicht hatte eine graue Farbe angenommen. Grace griff mit der Gabe zu und erkannte sofort, dass er viel Blut verloren hatte. Verlor er noch mehr, konnte er in einen Schockzustand verfallen. Trotzdem nahm Farr den Dolch und fing mit kraftlosen Bewegungen an, den Schnitt in seinem Arm zu verlängern.
    Nein! Grace webte die Worte durch die Weltenkraft. Ihr dürft nicht noch mehr Blut verlieren.
    Sie fühlte seine Überraschung, er sah sie an. Dann hörte sie seine schwache, aber deutliche Erwiderung. Es gibt keine andere Möglichkeit.
    Grace wollte das nicht glauben. »Travis, du bist ein Zauberer. Kannst du tun, was Hadrian gerade getan hat?«
    Travis antwortete nicht. Er starrte die Sandkreaturen an, die weniger als zehn Schritte entfernt waren. Die T'gol verloren an Boden. Da waren sieben Kreaturen – nein, acht. Avhir fiel auf die Knie. Vani riss ihn wieder auf die Beine. Aber es spielte keine Rolle mehr. Nicht einmal die T'gol würden diesen Kampf gewinnen. Sie würden fallen, und Farr würde an Blutverlust sterben. In wenigen Augenblicken würde es vorbei sein.
    Larad schüttelte Travis. »Ihr seid ein Zauberer, Meister Wilder. Tut etwas!«
    »Ja«, murmelte Travis. »Es ist der einzige Weg. Ich bin es, den diese Ungeheuer haben wollen. Sobald ich weg bin, werden auch sie verschwinden.«
    Grace starrte ihn an. »Was redest du da?«
    Ein seltsames Funkeln leuchtete in seinen Augen; er berührte ihre Wange. »Keine Angst, Grace. Du wirst mich retten. Ich weiß, dass du das kannst.«
    Vani stieß einen Schmerzensschrei aus. Zwei der Sandkreaturen hatten sie flankiert, in die Mitte genommen und zerquetschten sie jetzt. Avhir taumelte, versuchte sich zu verteidigen und scheiterte, als drei der Kreaturen mit ihren Sandfäusten auf ihn einschlugen. Farr sackte zu Boden; er bewegte sich nicht, unter seinem Arm breitete sich ein dunkler Fleck aus. Drei der Ungeheuer kamen mit ausgestreckten Armen heran.
    Travis holte tief Luft. »Grace, ich glaube an dich.«
    Dann machte er einen Schritt zurück.
    Augenblicklich gab der Treibsand unter seinen Stiefeln nach. In dem einen Moment war er noch da, sah sie mit seinen grauen Augen an, im nächsten war er weg. Mit einem leisen Ächzen bewegte sich der Sand, floss zurück in das Loch, in dem er verschwunden war, füllte es wieder und tilgte in der Zeitspanne eines Herzschlages sämtliche Spuren von Travis.
    Die Sandkreaturen zögerten, als wüssten sie nicht genau, was sie jetzt tun sollten, und die T'gol nutzten die Chance, um sich zu befreien.
    »Nein!«, schrie Grace und warf sich zu Boden. Sie wäre vom Treibsand verschluckt worden, hätte Larad sie nicht zurückgerissen. Sie griff mit der Gabe zu, tastete tief in den Sand hinein, zwang die Magie durch schiere Willenskraft zu funktionieren. Alles war dunkel. Sie tastete umher, suchte blindlings, schickte ihren Geist hinter ihm her. Da – sie fühlte einen Lebensfunken. Er war es, er musste es sein …
    Der Lichtfunke erlosch.
    »Nein!«, schrie Grace erneut, aber es war sinnlos.
    Meister Larad zog sie vom Rand des Treibsandes zurück. Durch ihre Tränen nahm sie kaum wahr, wie die Sandungeheuer zu Haufen reglosen Staubes zerrieselten; sie nahm kaum wahr, dass die T'gol näher kamen oder dass sich Farr langsam vom Boden hochstemmte. Es spielte keine Rolle. Nichts spielte mehr eine Rolle.
    Travis war tot.
     

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