Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Abendessen war eine karge Angelegenheit. Sie hatten noch immer beträchtliche Vorräte, da ihre Reise nach Norden unmöglich schnell vonstatten ging, aber sie würden noch lange reichen müssen, da sie nicht in Barrsunder Halt machen würden, um dort einzukaufen.
    Der Weg, den Aldeth für sie geplant hatte, würde sie nicht näher als dreißig Meilen an der embarranischen Hauptstadt vorbeiführen, aber selbst das war Grund zur Sorge. Bei Graces letztem Aufenthalt in Embarr hatte der Rabenkult regiert, und da waren die schwarzen Ritter, mit denen man rechnen musste. Wenn sie nach Barrsunder gingen, konnte man unmöglich vorhersagen, wer dort an der Macht war. Was den Rest der Domäne anging – der erschien verlassen.
    »Lebt an diesem Ort überhaupt jemand?«, fragte Aldeth am Abend; sie drängten sich in der Nähe eines Felsens zusammen, an dem Meister Graedin Krond gesprochen hatte, und aßen hartes Brot und Käse. »Auf dem Spähtrupp sind Sam und ich zu zwei Burgen gekommen, die beide leer standen. Und Leris und Karthi fanden einen aufgegebenen Herrensitz, auf dem das ganze Vieh verhungert war.«
    Samatha streckte dem Felsen beide Hände entgegen. »Es ist, als wären alle Menschen verschwunden, die hier gelebt haben.«
    »Sie sind nach Barrsunder gegangen«, sagte Grace. »König Sorrin hat den Verstand verloren, und er hat alle Ritter zu sich befohlen, um ihn vor dem Tod zu beschützen. Ich glaube, die schwarzen Ritter könnten ihn kontrollieren und seine Position dazu benutzen, die Domäne zu schwächen.«
    Kommandant Paladus nickte finster. »Das erklärt, was mit seinen Rittern passiert ist. Aber was ist mit dem Rest der Menschen – die Leute, die das Land bearbeitet haben? Wo sind sie hin?«
    »Nach Norden«, sagte Durge mit seiner tiefen Stimme. »Der Rabenkult ist auf einer Pilgerreise nach Norden. Wie alle Sklaven des Fahlen Königs müssen sie seinem Ruf folgen.«
    Grace starrte den Ritter an. In der Dunkelheit waren seine Augen unleserlich, und seine rechte Hand steckte unter seinem Umhang.
    »Der Stein«, sagte Tarus leise. »Er wird wieder kälter. Wir sollten Meister Graedin oder Meister Oragien suchen, um …«
    Tira riss sich aus Graces Armen los. Sie drückte beide Hände gegen den Felsen und lachte. Einen Augenblick später fühlten sie es alle: von ihm ausgehende Hitzewellen.
    Die anderen starrten das Mädchen an, und es rannte nun wieder schüchtern zu Grace zurück und vergrab den Kopf in ihren Röcken.
    »Danke«, sagte Grace und knuddelte Tira.
    »Krond«, murmelte das Mädchen und schloss die Augen.
    Bei Anbruch der Morgendämmerung marschierten sie weiter. Die Luft war bitterkalt und der Tag hell und klar, am Himmel war keine Wolke zu sehen. Einmal berichtete Aldeth, im Westen einen dunklen Schatten gesehen zu haben, aber er war verschwunden, bevor ihn die anderen sehen konnten. Immerhin war der Wind verschwunden und die Luft ganz still, was einen Segen darstellte.
    Zumindest hatte Grace das angenommen. Denn hätte der Wind aus Osten weiter geweht, hätten die Spinnenmänner möglicherweise ihre Ankunft vernommen. Möglicherweise hätten die Hexen Zeit gehabt, eine Illusion zu weben, oder die Runensprecher, eine schützende Magie zu wirken. Doch an diesem Tag hatte der Wind beschlossen, sie zu verraten, und so erblickten sie die hundert Ritter erst, als sie einen niedrigen Kamm erklommen und unten die Männer erkannten, die auf schwarzen Pferden über die Heide donnerten.
    »Zurück!«, zischte Aldeth. »Wir müssen zurück, bevor sie uns sehen.«
    Es war bereits zu spät. Die Kompanie der Ritter bog nach rechts ab und donnerte den Abhang zu ihnen hinauf. Grace und Aldeth waren ein Stück vor der Hauptstreitmacht geritten, begleitet von Durge, Tarus, Meister Graedin und der jungen Hexe Lursa. Der Rest des Heeres befand sich knapp fünfhundert Meter hinter ihnen.
    Samatha erschien aus dem Nichts und schob den Nebelmantel über die Schultern. »Ich vermute, ihr habt sie gesehen.«
    »Sind da noch mehr?«, fragte Aldeth.
    Die Spinnenfrau stemmte die Hände in die Hüften. »Reichen die hundert nicht? Aber nein, ich glaube, diese Truppe ist allein.«
    »Was wollen sie?«, fragte Meister Graedin und legte nervös die Hand an den Hals.
    »So wie es aussieht, werden wir das gleich herausfinden«, sagte Tarus. »Entkommen können wir ihnen nicht. Sie sitzen alle auf Schlachtrössern, und wir haben dreihundert Fußsoldaten dabei.«
    Grace wandte sich an die Spinnenmänner. »Sam, Aldeth –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher