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0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel
Autoren: Jason Dark
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War das die Welt, nach der er sich so gesehnt hatte? Die Welt, von der ihm die anderen berichtet hatten?
    Lino Davenport wußte es nicht. Er hatte nur den Eindruck, die Realität hinter sich gelassen zu haben, um nun in einer anderen Dimension zu stehen, wo die irdischen Gesetze aufgehoben waren und die Dinge nach anderen Regeln funktionierten.
    Dieser große Raum mit seiner ihm halbrund vorkommenden Decke erinnerte ihn an eine Sternwarte.
    Es fehlte nur, daß sich die Kuppel öffnete und ihm den Sternenhimmel freigab. Dann hätte Lino Davenport den Beweis gehabt, seiner Welt entflohen zu sein. Aber es stimmte nicht. Wenn er sich umdrehte und die Tür öffnete, dann stand er wieder in seiner Welt, in seiner Zeit, wo die Hektik triumphierte und alles andere eine Nebensache war, nach der man sich sehnte.
    Lag es an den Wänden, am Fußboden, an der Einrichtung, am Licht? Hier kam einiges zusammen, und wahrscheinlich spielte das alles eine Rolle, daß er sich nicht eben wie ein Mann fühlte, der ein besonderes Callgirl besuchen wollte, sondern wie jemand, der aus Versehen in einen Film hineingeraten war.
    Leila war noch nicht da.
    Er hatte ihre Stimme nach dem Klingeln aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage gehört, und sie hatte ihn gebeten, doch einzutreten. Er hatte die Tür geöffnet, die hinter ihm von selbst wieder zugefallen war, und nun stand er hier.
    Er wartete.
    Die geheimnisvolle Frau ließ sich bewußt nicht blicken. Wahrscheinlich verhielt sie sich bei jedem Kunden so, aber mit einem normalen Bordell hatte dies nichts zu tun. Gut, Davenport war nicht unbedingt ein Nuttengänger, zweimal war es vorgekommen, doch was wie hier hatte er noch nicht erlebt Diese Welt hier war anders. Sie lebte für sich. Eine Atmosphäre wie in einer menschenleeren Kirche herrschte hier, was auch an dem Geruch liegen mochte..
    Er kam damit nicht zurecht.
    Ebensowenig wie mit den Wänden, von denen sich einige Lichtinseln abhoben. Dazwischen waren Schatten, die sich zu bewegen schienen. Oder bildete er sich das nur ein?
    Lino zögerte. Er wollte nicht stehenbleiben. Man hatte ihn aufgefordert, sich zu setzen, doch es gab keinen Stuhl. Nur das Bett war vorhanden, eine breite Liege, auf der sich ebenfalls Schatten ausbreiteten.
    Er hörte sich selbst atmen. Der Boden unter ihm schimmerte im matten Licht der kleinen Lampen.
    Der Boden reflektierte nicht das Licht, sondern schien es zu verschlucken.
    Ein Grinsen huschte über Davenports Lippen. Sekundenlang hatte ihn die Realität wieder. Er konnte sich kaum vorstellen, in einer derartigen Umgebung mit einer Frau ins Bett zu gehen. Doch dieser Gedanke war schnell vorbei, als er den nächsten Schritt in Richtung Bett machte.
    Nicht mal rund ist es, dachte er. Dabei hätte es durchaus zu den Wänden gepaßt, aber es steht hier wie ein Rechteck, das darauf wartet, benutzt zu werden.
    Er ging weiter - und hockte plötzlich auf dem Bett, wobei er nicht wußte, wie dies geschehen konnte. Er hatte die letzten Sekunden nicht mehr greifbar. Sie waren verschwunden. Davenport erinnerte sich an nichts. Er saß auf dem Bett, die Füße noch auf dem Boden, und er wußte nicht, wie er her gekommen war.
    Seltsam…
    Mit einer Hand strich er über seine Stirn und dann über die Haare, als wollte er die Erinnerung zurückholen. Nur war da nichts mehr, an das er sich hätte erinnern können. Es gab nur die Leere, diese schreckliche Leere, die ihn ängstlich werden ließ.
    Er hockte auf dem Bett wie ein armer Sünder auf der Bank. Grübelnd natürlich, und er fragte sich, weshalb er nicht kehrtmachte und den Raum verließ.
    Das aber schaffte er nicht. Es würde ihn eine zu große Überwindung kosten. So etwas war unmöglich. Er war gekommen, und man hatte ihn eingefangen. Lino Davenport gehorchte jetzt anderen Gesetzen. Dieser seltsame Raum war ihm unheimlich auf der einen Seite. Auf der anderen aber zog er ihn stark an, so daß er zugeben mußte, diesem Flair nicht entfliehen zu können.
    Mit der Hand strich er über die Decke. Sie fühlte sich weich an, beinahe wie Haut. Lino zuckte zusammen, als er daran dachte. Haut - Tierhaut, Menschenhaut, extreme Gedanken, die keinen Sinn ergaben. Die nur in seiner Phantasie stattfanden, aber diese Umgebung trug eben dazu bei, der Phantasie freien Lauf zu lassen.
    Hätte man ihn jetzt angesprochen, er hätte nicht antworten können. Es war alles so verrückt, so unerklärlich und auch verbissen. Was hatten ihm die anderen nur erzählt? Unsinn war das, bei ihm
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