Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters

Titel: Die letzte Rune 09 - Das Tor des Winters
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
wie könnt Ihr das ertragen?«
    Vedarr stach mit dem Finger nach Tarus. »Ihr haltet den Mund, Ritter von Calavan. Es sieht Euch nicht zu, den Willen meines Königs in Frage zu stellen.«
    »Nein, das ist Eure Aufgabe«, erwiderte Tarus, und seine Stimme hatte einen hämischen Unterton. Er spielte ein gefährliches Spiel, aber Grace fiel auch keine andere Taktik ein. »Aber Ihr seid entweder zu alt oder zu schwach oder zu feige, um das zu tun. Stattdessen reitet Ihr wegen der Laune eines Verrückten durch das Land, während die schwarzen Ritter Euren Herrn wie eine Marionette kontrollieren und der Rabenkult Euer Volk ins Verderben führt.«
    Die anderen embarranischen Ritter murmelten wütend. Vedarr hieb mit der Faust auf den Oberschenkel. »Für diese unverschämten Worte sollte ich mir Euren Kopf nehmen, Sir, aber ich werde euch allen noch eine Chance geben, auch wenn ihr sie nicht verdient. Übergebt mir jetzt Sir Durge, und ich lasse euch weiterreiten, wenn ihr mir schwört, auf dem kürzesten Weg zur Nordgrenze der Domäne zu reiten.«
    Durge nickte. »So sei es.« Er trieb Schwarzlocke an.
    »Halt, Sir Durge«, sagte Grace. Ihre Angst verschwand und wurde von kalter Wut ersetzt. Es gab so vieles, vor dem sie sich fürchtete, so viele Dinge, deren sie sich unsicher war, aber es gab eine Sache, deren sie sich absolut sicher war: Niemand würde ihr Durge wegnehmen, solange ihm Zeit blieb. Niemand.
    Durge sah sie überrascht an. »Euer Majestät, ich bitte Euch. Es ist die einzige Möglichkeit. Wenn ich mit ihnen gehe, werden sie Euch nach Norden reiten lassen. Es ist entscheidend, dass Ihr die Schattenkluft erreicht.« Er wandte sich ab und setzte sich wieder in Richtung der Embarraner in Bewegung.
    »Ich sagte halt, Sir Durge. Das ist ein Befehl. Oder habt Ihr den Schwur vergessen, den Ihr mir geleistet habt?«
    Als er diesmal zurückblickte, lag blankes Entsetzen auf seinem Gesicht. »Niemals, Euer Majestät. Mit jedem Herzschlag habe ich Euch und allein Euch gedient. Und doch bitte ich Euch, Ihr müsst mich diese Sache tun lassen.«
    Zu ihrem eigenen Erstaunen musste Grace lächeln. Aber Furcht war unmöglich, wenn man wusste, dass das, was man tat, in jeder Hinsicht richtig war.
    »Nein, Durge. Ich lasse Euch nicht gehen, nicht für alle Ritter in Embarr. Ihr gehört an meine Seite und nirgendwo anders hin.«
    Als er sie ansah, flackerten die verschiedensten Gefühle über sein Gesicht. Zuerst Schock, dann Wut und schließlich Staunen. Seine Schnurrbartenden zuckten, fast so, als würden sie ein Lächeln verbergen.
    »Wie Ihr wünscht, Euer Majestät«, sagte er, und er führte Schwarzlocke zurück an ihre Seite.
    Vedarrs Blick war hart, wenn auch nicht ohne Mitgefühl. »Ihr habt einen schlimmen Fehler gemacht, Sir Durge.«
    »Nein«, erwiderte Durge. »Das hätte ich beinahe getan, aber die Anmut und die Gutherzigkeit meiner Königin haben mich gerettet. Und selbst wenn Ihr nur noch ein Schatten des starken und weisen Mannes seid, den ich einst kannte, Sir Vedarr, dann solltet Ihr Seiner Majestät gestatten, auch Euch zu retten.«
    Das schien Vedarr die Sprache zu verschlagen, und die Ritter hinter ihm sahen sich verwirrt an. In diesem Augenblick kam Paladus die Anhöhe hinaufgeritten. Das Heer war fünfzig Meter hinter ihm stehen geblieben.
    »Kämpfen wir heute, Euer Majestät?«, fragte Paladus. In seinen Augen lag ein begieriges Funkeln.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Grace und wandte sich wieder an Sir Vedarr. »Kämpfen wir?«
    Es herrschte völlige Stille, als wäre die Luft von der herrschenden Spannung erstarrt. Eine Bewegung, und alles würde zerbrechen.
    »Wir haben unsere Befehle«, sagte Vedarr. »Und wir sind unserem König treu ergeben. Wir wissen, was wir tun müssen.«
    Die Männer hinter ihm rutschten auf ihren Sätteln herum. Sie schienen weniger sicher als Vedarr zu sein, aber es war klar, dass sie sich nicht gegen ihn stellen würden. Grace wusste, dass sie etwas sagen musste, aber Sir Tarus war schneller.
    »Sir Vedarr, denkt nach«, sagte der rothaarige Ritter. »Folgt einen Augenblick lang mal nicht einfach nur den Befehlen, sondern denkt darüber nach, was ihr tut. Ihr habt Fellring mit Euren eigenen Augen gesehen, ihre Majestät Grace ist die Königin von Malachor. Sie steht über allen Herrschern aller Domänen, Euren König eingeschlossen.«
    Vedarr drückte eine Faust an die Stirn. »Schweigt«, sagte er, und seine Stimme wurde zu einem Zischen. »Macht das nicht mit mir, Sir.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher