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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Autoren: Anthony Mark
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waren. Dann sah er das Symbol, das jeder Mann, jede Frau und jedes Kind mit Asche auf die Stirn gezeichnet trug, der Umriss eines einzelnen, starrenden Auges.
    Also war es doch ein Heer, ein Heer aus Pilgern, nicht aus Kriegern. Ihr tonloser Gesang hallte durch die Luft.
    Atme das Feuer, Trink das Eis,
Der Schatten sei dein Geliebter.
Lege den Verstand in Ketten,
Bring das Herz zum Verstummen.
Dunkelheit herrscht für alle Ewigkeit.
    Gauris’ Herz schwoll vor Stolz an. Ja, er verstand. Da gab es ein Tor in den nördlichen Bergen, ein Tor aus Eisen, hundert Fuß hoch, mit Runen gebunden. Aber bald würde die letzte der verhassten Runen zerbrechen, das Tor würde sich öffnen und der König würde endlich hinausreiten. Dann würde es genauso sein, wie die Menschen dort unten sangen. Der König würde für alle Zeiten herrschen.
    Wer auch immer diese Pilger waren, sie standen in der kommenden Schlacht mit absoluter Sicherheit auf der richtigen Seite. Mit neuer Zuversicht vergaß Gauris die Schmerzen in seinen Flügeln und flog weiter.
    Gerade als die Sonne den Zenit erreichte, endete die Bergkette, der er gefolgt war, in einer weiteren Gipfelkette, die sich von Osten nach Westen zog. Der Rabe stieg höher und überquerte ein kahles, felsiges Hochland. Die Luft hier war schrecklich dünn, so dass er doppelt so oft mit den Schwingen schlagen musste, um die gleiche Distanz zurückzulegen. Endlich kreiste er mit pochendem Herzen auf der anderen Seite des Passes wieder nach unten, dem grünen Land entgegen.
    Er flog nach Westen und nach Osten. Unter ihm erschien alles friedlich und blühend; diese Reiche waren noch nicht wie die Länder im Norden vom frühen Winter und Krieg heimgesucht worden. Trotzdem konnten Gauris’ scharfe Augen die verstohlenen, aber unmissverständlichen Anzeichen wachsender Zwietracht ausmachen. Hier und da legte er eine Pause ein – auf einem Ast, einem Fenstersims, einer Mauer – und lauschte als unsichtbarer Schatten.
    Auf einem Hügel versammelte sich ein Dutzend Männer, verborgen in einem Labyrinth aus Menhiren. Sie saßen im Kreis, nackt bis auf ihre Leinenröcke, und schwitzten im berauschenden Rauch der Kräuter, die ins Feuer geworfen wurden. Einer von ihnen, ein Mann mit kräftigen Armen, trug eine Holzmaske, die wie ein Stierkopf geformt war. Auf seinen Knien lag ein Schwert.
    »Erzähl uns vom Hammer und vom Amboss«, forderten die Männer im Kreis den Maskenträger auf.
    Hinter der Maske ertönte eine grollende Stimme. »Der Hammer und der Amboss sind Vathris’ Werkzeuge. Mit ihnen wird er die Letzte Schlacht bestreiten, und ihre Taten werden glorreich sein.«
    »Und wann werden sie kommen?«, fragten die Männer.
    »Sie sind bereits da. Zumindest behaupten das die Priester des Innersten Kreises. Sie glauben, dass die Letzte Schlacht bereits begonnen hat.«
    Ein Raunen lief durch den Kreis.
    »Werden wir sie gewinnen?«, fragte ein junger Mann und blickte ins Feuer; der Bart auf seinen Wangen war kaum mehr als ein weicher Flaum.
    Der Sprecher mit der Stiermaske zuckte mit den gewaltigen Schultern. »Sieg oder Niederlage, das spielt keine Rolle. Selbst in der Niederlage liegt Ruhm, wenn man ehrenvoll kämpft. Auf alle, die in der letzten Schlacht sterben, wartet nach dem Untergang der Welt in Vathranan ein Platz. Wenn du nun für deinen Gott kämpfen willst, musst du das Blut deines Stiers aus dir selbst holen.«
    Er nahm das Schwert und fuhr mit der Hand die Schneide entlang, so dass Blut den Stahl befleckte. Er gab das Schwert an den nächsten Mann weiter, der es wiederum weiterreichte. Alle ließen Blut fließen, der Jüngste mit der größten Entschlossenheit von allen …
    Der Rabe flog weiter.
    In einem Schloss mit neun Türmen schritt ein König voller Wut auf und ab.
    »Was soll das heißen, sie ist nicht mehr auf Ar-Tolor?«, brüllte der König.
    Er war ein kräftiger Mann, in Schwarz und Silber gekleidet, mit einem Bart, der vor Öl glänzte. Der Soldat trat einen Schritt zurück.
    »Vergebt mir, Euer Majestät. Sir Dalmeth hat diese Neuigkeit mitgebracht; er ist vor keiner halben Stunde aus Toloria zurückgekehrt.«
    Der König ballte eine Faust. »Dann bei allen Sieben, in welcher Domäne steckt sie?«
    Der Soldat schluckte. »Allem Anschein nach ist sie in keiner der Domänen, Euer Majestät.«
    Der König blieb wie angewurzelt stehen. Die Bulldoggen am Kamin wimmerten und duckten sich zusammen. »Was?«
    »Tarras«, stieß der Soldat mühsam hervor. »Sie ist nach
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