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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Autoren: Anthony Mark
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gekommen war. Sie riss einen Wandteppich herunter, der resultierende Luftzug ließ die Kerzen flackern, dann aufflammen. Ihr Licht reichte bis in die Ecke hinein, enthüllte eine Holztür. Sie stand offen.
    »Wer auch immer es war, ist dort entlang«, sagte Vani.
    Elwarrd lachte abgehackt. »Ihr werdet sie nicht finden. Ich kann sie nie finden. Ich weiß nicht, wo sie in dieser von allen Göttern verlassenen Burg ihre Verstecke hat.« Er drückte die verletzte Hand gegen die Schläfe; der Verband war rot durchtränkt. »Was ich auch will, sie verweigert es mir. Was ich auch tue, sie hat nur Spott dafür übrig.« Er warf den Kopf in den Nacken, seine Brust erbebte, als er brüllte. »Ich werde es nicht tun, Mutter! Hört Ihr mich? Ich werde nicht zu dem werden, zu dem ich nach Eurem Willen werden soll. Zuerst müsst Ihr mich töten, so wie Ihr meinen Vater getötet habt!«
    Vani sah dem Spektakel schweigend zu, die Hände in die Hüften gestemmt. Grace streckte eine zitternde Hand aus. »Mylord, wir müssen gehen. Bitte. Wir müssen Meerwacht verlassen.«
    Er schlug ihre Hand zur Seite. »Niemand geht, bevor ich es sage. Ich bin der Graf, das ist mein Lehen. Wenn ihr geht, werdet ihr überall in Embarr Gesetzlose sein. Ich werde die Kunde von eurem Verbrechen bis in jede Ecke der Domäne verbreiten. Man wird euch stellen und köpfen, bevor ihr die Grenze erreicht habt.« Er ballte die verletzte Hand zur Faust, Blut rann seinen Arm hinunter. »Kehrt in eure Zimmer zurück. Auf der Stelle!«
    Grace konnte sich nicht bewegen, der Schock lähmte sie, aber Vani zog sie mit, führte sie durch den Saal und den sich anschließenden Korridor. Kühlere Luft traf Graces Wangen, und ihre Sinne kehrten zurück. Was hatte sie getan? Und was hatte Vani gesehen? Sie fühlte wieder die Lippen des Grafen auf ihrem Mund.
    »Vani, ich habe nicht … was dort geschehen ist … ich …«
    Die starke Hand der T’gol an ihrem Arm schob sie vorwärts. »Denk jetzt nicht dran, Grace. Wir müssen den anderen sagen, was vorgefallen ist.«
    Minuten später versammelten sie sich in Graces und Vanis Zimmer. Grace zitterte noch immer am ganzen Leib, also berichtete Vani den beiden Männern, was sich zugetragen hatte. Aber die T’gol sprach nicht von Graces und Elwarrds Kuss, und dafür warf Grace ihr einen dankbaren Blick zu. Falken schenkte Wein für sie alle ein, und Grace stürzte ihren mit großen Schlucken herunter und fühlte, wie sich ihre Nerven etwas beruhigten.
    Beltan stellte seinen leeren Becher ab. »Das hört sich so an, als wäre Elwarrds Mutter völlig wahnsinnig. Ich kann nicht glauben, dass sie dir etwas antun wollte, Grace.« Seine Miene war starr vor Zorn.
    »Seine Mutter wollte nicht Grace töten«, sagte Vani kühl, beinahe schon in klinischem Tonfall. »Der Dolch zielte auf Elwarrd. Hätte ich ihn nicht aufgehalten, hätte die Klinge sein Herz durchbohrt.«
    Falken bewegte die Finger seiner silbernen Hand. »Aber das ergibt doch keinen Sinn. Warum sollte sie ihren eigenen Sohn töten? Grace hat Recht – in dieser Burg geht etwas Seltsames vor. Und ich wette, die Mutter des Grafen ist die Einzige, die weiß, was es ist. Vani, habt Ihr gesehen, wo sie hingelaufen ist?«
    »Nein, sie bewegte sich mit einer seltsamen Gewandtheit. Die einzige Spur, die ich fand, war das hier, an einem Nagel in der Tür.« Die T’gol legte einen kleinen schwarzen Stofffetzen auf den Tisch.
    »Es spielt keine Rolle, wo sie ist«, sagte Beltan. »Wir verschwinden hier.«
    Falken sah Grace an. »Hat er uns die Erlaubnis zur Abreise gegeben?«
    »Nein, das hat er nicht.« Es war Vani, die antwortete. »Und er hat gedroht, dass wir, falls wir abreisen sollten, als Gesetzlose gebrandmarkt und zur Strecke gebracht werden.«
    »Ich glaube, er meint es ernst«, sagte Falken mit einem Seufzen.
    Beltan riss das Messer aus dem Kaminsims. »Wir werden mit jedem fertig, der uns folgt.«
    Grace starrte in ihren leeren Becher. Etwas an ihrer Unterhaltung mit Elwarrd nagte an ihr. Dann hatte sie es: Als sie Mirdrid und den alten Kämmerer erwähnte hatte, schien er nicht zu wissen, wovon sie überhaupt sprach.
    Sie schaute auf. »Vani, als du die Burg durchsucht hast, bist du da auch in der Familiengruft gewesen?«
    »Ja. Außer alten Knochen gab es dort nichts.«
    Grace fröstelte. »Bist du dir sicher? Hast du nicht die Leiche eines Mannes gesehen? Elwarrd hat Mirdrid gegenüber behauptet, ihren Vater in die Gruft gebracht zu haben, nur ein paar Tage vor
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