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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Autoren: Anthony Mark
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sie erwachten.«
    Die Frau schob einen Tisch in die Mitte des Verlieses. »Es ist gut, dass du es nicht tun konntest, ich weiß nicht, welches Schicksal sie hergebracht hat, aber sie ist der Schlüssel zu allem, was wir begehren. Elwarrd wird sie unserem Herrn bringen, und so wird mein Sohn hoch in der Gunst des Meisters aufsteigen, genau wie ich es all die Jahre geplant habe.«
    »Also suchte der Meister sie tatsächlich?«
    »Ja«, zischte Ursaled. »Und er will, dass sie am Leben bleibt! Das vor allem! Besagen nicht die Geschichten, dass allein eine von ihrem Blut die Macht hat, ihn zu verletzen? Aber es steht uns nicht zu, seinen Willen zu kritisieren. Unsere einzige Aufgabe besteht darin, ihn zu erfreuen, damit mein Sohn hoch in seiner Gunst aufsteigen wird.«
    Leweth trat zögernd einen Schritt vor. »Und warum muss es der Graf sein, Mylady? Warum könnt Ihr sie nicht dem Meister übergeben?«
    »Du zeigst deine Unwissenheit, ich bin nur eine Frau, und von gewöhnlicher Geburt – nur durch meine Heirat bin ich zur Gräfin geworden. Welche Stellung könnte ich am Dunklen Hof des Meisters erwarten? Nein, es muss mein Sohn sein. In seinen Adern strömt adliges Blut. Der Meister wird ihn sicher belohnen. Und Elwarrd wird dann uns belohnen.«
    Graue Körper warfen sich nach vorn; Eisenstäbe ächzten.
    »Hat Elwarrd den eingefangen, der entkommen ist?«, fragte Leweth. »Habt Ihr ihn nicht hinterhergeschickt?«
    Ursaled schnaubte. »Es war das Mindeste, was er tun konnte, nach all dem, was ich für ihn getan habe. Aber er hat in seiner Aufgabe versagt.«
    »Soll ich nach ihm suchen, Mylady?«
    »Nein, es spielt keine Rolle mehr. Die Zeit ist gekommen, meine Schoßtiere freizulassen. Die Magie des Meisters hat sie wohlgeformt; sie werden die Dirne mit den hellen Haaren, die Hexe, nicht verletzen. Und sie können die anderen fressen, um zu Kräften zu kommen.«
    »Und was ist mit Elwarrd? Glaubt Ihr wirklich, der Graf wird das tun, was Ihr wollt? Ich glaube, sie gefällt ihm, Mylady.«
    Die alte Gräfin schlug mit der knorrigen Faust auf den Tisch. »Natürlich wird er tun, was ich will! Die ganzen Jahre habe ich für ihn jedes Opfer gebracht. Ich habe ihn vor der Aufmerksamkeit des Königs beschützt, um ihn für lohnendere Gelegenheiten aufzusparen. Ich habe verhindert, dass er sich von einer Frau einfangen lässt. Und die ganze Zeit ist er undankbar gewesen. Aber das wird sich bald alles ändern. Bald wird er alles verstehen, genau wie du, Leweth!«
    Ursaled nahm einen Gegenstand vom Tisch und stieß ihn triumphierend in die Höhe. Es war ein faustgroßes Stück Eisen.
    Furcht durchströmte Grace. Sie konnte nicht schreien, das war unmöglich, aber anscheinend hatte sie doch einen Laut produziert, denn der Kämmerer und die Gräfin wandten sich in ihre Richtung. Das Hemd des Kämmerers stand offen, der zerrissene Stoff war blutgetränkt. In der Mitte seiner Brust war eine gezackte Wunde, das zerrissene Fleisch wurde von primitiven Nähten zusammengehalten. Ja, Grace konnte es jetzt genau sehen, da sie hinschaute: den Klumpen Eisen in seiner Brust, wo sein Herz hätte schlagen sollen. Er war genauso tot wie die Gräfin.
    Der Kämmerer starrte mit leblosen Augen nach vorn. Auf seiner Stirn war ein Brandzeichen, das sich durch die Haut in seinen Schädelknochen eingebrannt hatte. Das Zeichen hätte die Schwinge eines Raben darstellen können. Oder ein starr blickendes Auge. Grace sah wieder zur Gräfin; unter der dicken Schicht Schminke erhaschte sie einen Blick auf die gleiche Zeichnung.
    Die Gräfin bewegte sich vorwärts, drehte den Kopf hin und her. »Da ist jemand, jemand beobachtet uns.« Dann richtete sich ihr Blick ungeheuerlicherweise auf Grace. »Du!«
    Graces ganzes Wesen wimmerte vor Entsetzen. Die Alte streckte die Hand nach ihr aus, das Gesicht eine weiße, mörderische Maske …
     … und Grace schlug die Augen auf und saß zusammengesunken auf dem Stuhl vor dem Kamin in ihrem Zimmer. Falken senkte das Fläschchen mit dem bitteren Trank. Beltan und Vani starrten sie an.
    »Es ist der Rabenkult«, sagte Grace.

32
    Es ging nicht länger darum, um ihre Abreise zu bitten. Jegliche Verpflichtung, die sie dem Grafen gegenüber gehabt haben mochten, hatte sich durch Graces Beobachtungen als null und nichtig erwiesen. Jetzt ging es nur noch darum, aus der Burg herauszukommen. Grace konnte nur hoffen, dass sie sich geirrt hatte, dass das, was sie gesehen hatte, erst in der Zukunft passierte und ihnen noch
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