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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Autoren: Anthony Mark
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Stelle.
    Ihr wurde klar, dass sie nun dran war, etwas zu sagen, und suchte nach Worten, egal welchen. »Es war sehr nett von Euch, Mylord, sich Mirdrids Vater auf diese Weise anzunehmen.«
    »Was?«
    »Mirdrid. Die Tochter des alten Kämmerers. Sie hat mir von Eurer Großzügigkeit erzählt – dass Ihr ihn in der Familiengruft bestattet habt.«
    »Mylady, ich glaube kaum, dass Ihr gekommen seid, um Euch über Dienstmägde zu unterhalten.« Er machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. Dabei spritzten ein paar dunkle Tropfen zu Boden.
    Graces ärztlicher Instinkt meldete sich blitzartig. »Eure Hand, Mylord. Sie blutet.«
    Er starrte seine Hand an, als hätte er es noch gar nicht bemerkt. Grace ergriff die Hand, drehte sie um, untersuchte sie. Aus zwei Reihen nadelförmiger Verletzungen quoll Blut, eine befand sich auf dem Handrücken, eine auf dem Handteller. Sie zog ein Taschentuch aus dem Gewand und wischte das Blut fort, um sie näher betrachten zu können. Sie kannte ähnliche Verletzungen aus der Notaufnahme. Es sah beinahe wie ein Hundebiss aus.
    »Es ist nichts, Mylady. Ich spüre es nicht einmal. Nicht, da Ihr jetzt hier seid.«
    »Haltet still.« Sie wickelte das Taschentuch um seine Hand und verband sie provisorisch. Sofort sickerten blutrote Flecken durch den Stoff, aber für den Augenblick würde das reichen. Plötzlich war ihr bewusst, wie nahe sie bei ihm stand. Sie trat einen Schritt zurück.
    »Danke für Eure Sorge, Mylady. Aber jetzt müsst Ihr mir sagen, warum Ihr wirklich gekommen seid.«
    Grace holte tief Luft, sammelte ihre Kraft. »Ich bin gekommen, um Eure Erlaubnis einzuholen, Meerwacht zu verlassen, Mylord. Meine Gefährten möchten am Morgen aufbrechen.«
    »Warum sie dann nicht ziehen lassen?« Sein Blick tastete über ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Brüste. »Aber seht mich an. Seht mich an, und dann sagt mir, dass Ihr wirklich abreisen wollt.«
    Er war ein Adliger, und sein Wort war Befehl, und sie konnte ihm nicht widerstehen. Sie schaute ihn an, berührte ihn mit ihrem Blick, ihren Gedanken. Sein Gesicht war schön, die Lippen überraschend voll für einen Mann, die Arme muskulös. Die Art seines Verlangens zeichnete sich deutlich durch den dünnen Stoff seiner Hose ab; hart und kompakt wie der Rest von ihm.
    Sie durchfuhr ein Schauder. Sie war so lange nicht fähig gewesen, andere zu berühren, anderen zu erlauben, sie zu berühren. Aber diesen Schatten hatte sie in Tarras hinter sich gelassen. Diesmal würde es ihre Entscheidung sein, eine Tat der Leidenschaft, nicht der Gewalt. In ihr stieg eine Hitze auf, die so stark war, dass sie sicherlich ihr Gewand zu Asche verbrennen würde.
    Mit einem Schritt überwand sie die Distanz zu ihm. Er schlang seine unverbundene Hand um ihren Nacken und beugte ihren Kopf mit unwiderstehlicher Kraft nach unten, denn sie war größer als er. Ihre Lippen berührten seine Nase, seinen Bart, dann fanden sie die heiße, feuchte Härte seiner Lippen.
    Und aus den sie einhüllenden Schatten ertönte eine Stimme, gleichermaßen schrill und krächzend, dem Ruf einer Krähe gleich.
    »Häretikerin! Eindringling! Ich sehe, was du tust!«
    Grace erstarrte. Elwarrd stieß ein Stöhnen aus – war es Furcht oder Zorn? – und riss sich von ihr los. Ein metallischer Geschmack breitete sich in Graces Mund aus. Sie berührte ihre Lippen, und ihr Finger war dunkel von Blut. Blut, das nicht ihr Blut war.
    »Ich weiß, was sie ist!«, krächzte die Stimme. »Eine Dirne. Eine Hexe. Und noch viel mehr. Sie ist nichts für dich!«
    Elwarrd fuhr herum, auf der Suche nach der Quelle der Stimme. Grace wurde sich einer Bewegung bewusst. Da, in der finstersten Ecke des Raums, dort, wo das Licht der Kerzen nicht hinreichte, bewegte sich etwas. Grace griff mit der Gabe zu.
    Ihr Bewusstsein wurde wie durch einen wütenden Schlag zurückgeschmettert, ihre Konzentration zersplitterte.
    »Behalte deine faule Magie für dich, Hexe! Ich habe zu lange geschuftet, um ihn jetzt von dir mit deinen Zaubern vergiften zu lassen!«
    Als Grace es kommen sah, war es für jede Bewegung zu spät. Der Dolch flog durch die Luft, der funkelnde Stahl spiegelte das Kerzenlicht wider. Sie machte sich für seinen tödlichen Biss bereit.
    Die staubige Luft vor ihr flimmerte, entfaltete sich. Eine Hand schoss hervor und schloss sich um den Dolch, hielt ihn auf, bevor er sein Ziel erreichte. Grace starrte in zwei goldene Augen.
    Vani warf den Dolch zu Boden und sprang in die Richtung, aus der die Waffe
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