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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter
Autoren: Anthony Mark
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keinen Tag zu altern schien. Seine goldenen Augen funkelten, als es auf eine Schale mit Milch zustolzierte. Melia nahm das Kätzchen, und es stieß ein verdrossenes Maunzen aus.
    »Also hast du nichts anderes gefunden?«, fragte Melia und streichelte das Kätzchen, das sich zu befreien versuchte. »Ich hätte Briel für einen besseren Chronisten gehalten.«
    Der Barde grunzte. »Da bist du nicht die Einzige. Die meisten Bücher fielen auseinander oder waren nicht einmal vollendet. Und da gab es eine Sache, die ich ganz besonders verwirrend fand. In dem ältesten der Bücher, das die Geschichte von Mohg erzählte, gab es eine Passage, in der von ›jenen, die jenseits des Kreises verloren gingen‹ die Rede war. Aber in dem Buch stand nicht, wer sie waren. Hast du eine Idee, wer gemeint sein könnte?«
    Melia hob das sich windende Kätzchen an die Wange; das kleine Geschöpf schien sein Unbehagen zu vergessen und fing an zu schnurren. »Ich bin mir nicht sicher. Soweit mir bekannt ist, fand kein Gott im Kampf gegen Mohg den Tod. Zumindest keiner der Neuen Götter. Die Alten Götter waren uns so fremd und unverständlich. Obwohl wir mit ihnen zusammenarbeiteten, konnten wir sie kaum begreifen. Nur kurze Zeit nach dem Krieg schwanden sie dahin, kehrten in ihr Zwielichtreich zurück. Es könnte durchaus möglich sein, dass ein paar der Alten Götter in der Schlacht starben und wir es nicht einmal bemerkt haben.«
    Falken kratzte sich am Kinn – wie gewöhnlich benötigte es dringend eine Rasur. »Vielleicht«, sagte er und schwieg dann.
    Sie beendeten das Frühstück, dann machten sie ihre Pläne für den Tag. Melia erwähnte, dass kurz nach Sonnenaufgang eine Botschaft vom Kaiser eingetroffen war, in der sie alle am nächsten Abend in den Palast eingeladen wurden.
    Falken rollte mit den Augen. »Seit damals an König Kels Hof bin ich nicht mehr auf so vielen Festen gewesen.«
    »Oder hast so schlechte Manieren gesehen«, meinte Melia mit einem Seufzer.
    »Bitte.« Falken schnaubte. »Das ist eine Beleidigung für Kels Tiermänner. Hast du gesehen, wie Ephesians Höflinge essen? Es ist in Tarras wohl gerade Mode, auf eine Serviette zu verzichten.«
    Aryn erschauderte. »Erinnert mich nicht daran! Als der Schatzminister mir die Hand küsste, war sie so klebrig, dass ich sie von seinen Lippen losreißen musste.«
    Grace vermutete, dass die Einladung wohl größtenteils ihre Schuld war. Wegen Liriths Abwesenheit war es ihre Aufgabe geworden, Ephesians unstillbares Verlangen nach Wissen über Moral und Sittsamkeit zu stillen. Sie war nicht davon überzeugt, die beste Lehrerin für solche Themen zu sein, aber sie hatte Aryn zu Hilfe geholt, und der Kaiser hatte jedes ihrer Worte förmlich verschlungen. Unglücklicherweise hatte Ephesian seine Mühe, die Mitglieder seines Hofs – oder das Küchenpersonal – vom Nutzen der Zurückhaltung zu überzeugen.
    »Ich verstehe wirklich nicht, was ihr gegen Festmahle habt«, sagte Beltan betroffen. »Was ist denn falsch daran, zu essen, bis man platzt?«
    Melia tätschelte dem großen Ritter die Hand. »Mein Lieber, ich glaube, du hast gerade deine eigene Frage beantwortet.«
    »Außerdem haben wir andere Dinge zu tun«, sagte Grace leise.
    Sofort wurde Beltans Gesicht ernst. Er nickte, genau wie die anderen. Es war Zeit, wieder mit der Suche zu beginnen.
    In der Notaufnahme hatte Grace Fälle von Phantomschmerzen erlebt: Amputierte, die noch immer den Schmerz der Gliedmaßen spürten, die längst nicht mehr da waren. In gewisser Weise erging es ihnen ähnlich. Jedes Mal, wenn sie sich an den Tisch setzten, wurde auf schmerzhafte Weise ersichtlich, dass einige, die da sein sollten, nicht da waren.
    Was sich genau in jenen letzten Sekunden in der Etherion zugetragen hatte, darüber konnten sie nur spekulieren. Die Kuppel hatte kurz vor dem Einsturz gestanden. Gefangen auf der anderen Seite eines Abgrunds, hatten Travis, Lirith, Durge und Sareth mit Hilfe des Tor-Artefakts und einem Tropfen Blut aus dem Skarabäus von Orú fliehen wollen. Aber sie kamen nie an. Vani hatte gesagt, dass der Transport durch das Tor keine Zeit beanspruchte. Was bedeutete, dass etwas schief gegangen war.
    Zwei Wochen lang hatten sie befürchtet, dass die anderen nicht genug Zeit gehabt hatten, dass die Etherion über den vieren zusammengebrochen war, bevor sie das Tor aktivieren konnten. Aber das Arbeiterheer des Kaisers hatte schnelle Arbeit geleistet und die Trümmer der Etherion weggekarrt, damit sie
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