Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Einst schickten fast alle adligen Herren einen der jüngeren Söhne zum Turm, um hier zu lernen. Es kamen so viele, daß man nur diejenigen mit dem größten Talent aufnahm. Jetzt erklimmen nur wenige freiwillig die Straße zum Turm, und wir nehmen, wen uns das Schicksal geschickt hat. Wie Ihr seht, sind unter uns nur wenig junge Männer.«
    Travis blickte sich in dem Gemach um. Dort saß eine kleine Gruppe von Jungen zusammen. Vielleicht gerade ein halbes Dutzend, aber ansonsten waren fast alle Anwesenden älter als Travis.
    »Jetzt hat das Volk einen neuen Grund, uns nicht zu mögen«, sagte Oragien, »obwohl seine Furcht völlig unbegründet ist.«
    »Die Feuerkrankheit«, sagte Travis spontan.
    Oragien nickte ernst. »Sie kamen im Frühling, zusammen mit einer schrecklichen Hitze, die das Land hat verdorren lassen. Die Verbrannten. Keiner kennt ihre Herkunft oder ihre Absichten. Aber wir wissen, daß ihre Berührung eine Seuche überträgt, die den Erkrankten von innen verbrennen und sterben läßt.«
    »Oder ihn wie sie werden läßt«, sagte ein Runensprecher auf der anderen Seite des Gemachs – einer der jüngeren Männer.
    Oragien drehte sich zu ihm um. »Das wissen wir nicht, Temris. Nicht mit Sicherheit. Das sind nur Geschichten, und zwar Geschichten, die die Bauern erzählen.«
    Nein, wollte Travis sagen, nein, er hat recht. Ich habe die Bilder gesehen. Es ist keine Krankheit. Es ist eine Verwandlung.
    Aber er schwieg. Es war alles unmöglich. Und doch ergab es in gewisser Weise einen Sinn. Warum sonst hätte Bruder Cy auftauchen sollen? Der Mann, der in seinem Saloon verbrannt war, die verkrümmten Gestalten auf den Bildern, die Hadrian Farr ihm gezeigt hatte, selbst die Hitze. Das alles stand mit etwas in Zusammenhang, was auf Eldh geschah.
    »Wir haben den Verbrannten einen Namen verliehen«, sagte Oragien. »Wir nannten sie Krondrim. Wesen aus Feuer. Aber es war ein Fehler, daß wir es getan haben. Weil wir ihnen einen Namen gaben, fingen einige an zu glauben, daß wir sie erschaffen hätten.«
    Es war lächerlich, aber nicht unvorstellbar. Seit jeher hatten Menschen die Angewohnheit, den Boten für die Botschaft verantwortlich zu machen. Und es erklärte den Empfang, den Travis in seiner grauen Kutte in der Schenke erlebt hatte; die Dörfler hatten ihn für einen Seuchenbringer gehalten. Aber das erklärte noch immer nicht, warum er hier war, auf Eldh, im Grauen Turm. Er holte tief Luft. Es schien eine schrecklich egoistische Frage zu sein, aber er mußte sie stellen.
    »Also, was hat das alles mit mir zu tun?«
    Travis behielt Oragien im Auge, aber es entging ihm nicht, daß die anderen auf ihren Plätzen herumrutschten und sich neues Geflüster in das endlose Summen, das die Luft erfüllte, mischte.
    Oragien faßte den Stab fester. »Man hat die Runensprecher ungerechterweise für etwas Böses verantwortlich gemacht. Es gibt nur eine Möglichkeit, wie wir unserem Namen und unserem Orden wieder Respekt verschaffen können. Wir müssen eine Möglichkeit finden, die Krondrim zu vertreiben. Und wir haben Euch gerufen, damit Ihr uns dabei helft.«
    Travis saß wie erstarrt da, während er darum kämpfte, das alles zu verstehen. Im Gegensatz zu dem Runenmeister war er keinesfalls davon überzeugt, daß die Vertreibung der Verbrannten die Runensprecher in den Augen des gewöhnlichen Volkes entlasten würde. Eine Machtdemonstration würde den Verdacht, daß die Runensprecher die Krondrim überhaupt erst erschaffen hatten, vermutlich nur noch plausibler erscheinen lassen. Und nach dem Murmeln um ihn herum zu urteilen, war er nicht der einzige, der diese Sorge hatte. Aber die Logik des Großmeisters wies einen noch viel größeren Fehler auf. Travis’ Stimme war wie das Krächzen eines Sterbenden.
    »Aber wie sollte ich Euch gegen die Krondrim helfen können?«
    »Wer sonst könnte uns helfen, wenn nicht Ihr, Bruder Wilder?« fragte Oragien. »Seid Ihr nicht der Erbe des Runenmeisters Jakabar?«
    Das Flüstern im Turm schwoll zu einem Rauschen an, das Travis’ Kopf ausfüllte. »Jack? Sprecht Ihr von Jack Graystone?«
    »Ja, Bruder Wilder. Jakabar vom Grauen Stein war ein Runenmeister.« Oragien hob den Stab und zeigte direkt auf Travis’ Brust. »Und Ihr seid es auch.«

3
    » Was wolltet Ihr mir sagen, Grace?« Beltans sonst so fröhliche Stimme wies einen ernsten Unterton auf.
    Grace blickte über die Schulter. Sie und Durge hatten Beltan beiseite genommen und die anderen in dem Kreis aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher