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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
Autoren: Anthony Mark
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nickte dann. »Wir kennen alle Tatsachen, die Euch betreffen, Bruder Wilder.«
    »Dann sagt mir – wie wurde ich hergerufen? Nach Eldh?«
    Larad rümpfte die Nase, was die weiße Narbe noch tiefer in das Fleisch hineindrückte. »Oragien hat sich in dieser Angelegenheit Hilfe geholt.«
    »Von wo?«
    Zum ersten Mal vermittelten Larads eckige Züge einen deutlich lesbaren Ausdruck: Wut. »Von einer Quelle, von der ich nichts halte. Und wäre er nicht der Großmeister, würde es so mancher wagen, von Häresie zu sprechen.«
    So wie Ihr jetzt gerade, wollte Travis sagen. Aber Larads Antlitz war wieder unbewegt, eine alabasterne Totenmaske in einer uralten Gruft, zerschmettert und reglos. Er öffnete die Tür des kleinen Raumes.
    »Kommt, Bruder Wilder, es ist Zeit zu gehen.«

2
    Der Graue Turm der Runensprecher war sieben Jahrhunderte alt – das wußte Travis aus den Geschichten, die Falken Schwarzhand ihm erzählt hatte. Wenn er die Augen schloß, konnte er noch immer den Barden hören, wie er ihm die drei Türme beschrieb, die nach dem Fall Malachors errichtet wurden: Bastionen des Lehrens, gegründet, um das Wissen der Runenmeister zu bewahren.
    Aber als er Bruder Larad folgte, war ihm auch ohne Falkens Geschichten klar, daß dieser Turm uralt war. Die Steine selbst bekräftigten eine archaische und fremde Gesinnung. Überall gab es dreieckige Durchgänge, in sich verdrehte Säulen und beunruhigende runde Formen, geschaffen von einer verlorengegangenen Handwerkskunst, um Augen zu erfreuen, die seit langem zu Staub zerfallen waren. Der graue Stein war völlig glatt; es gab weder Säume noch Übergänge oder gar Spalten. Nichts von dem, was Travis auf Eldh gesehen hatte – und ganz gewiß nicht die primitiven Festungen und Schlösser –, hatte auch nur im mindesten Ähnlichkeit mit diesem Ort.
    Aber das stimmte so nicht, oder? Sicher, er war eine Ruine gewesen, als Travis ihn betreten hatte, aber der Weiße Turm der Runenbinder hatte in seinem Inneren die gleichen polierten Wände und die gleichen seltsamen Linien und Winkel aufgewiesen. Nur die Farbe der Wände war anders gewesen – Knochen statt Nebel. Doch der Weiße Turm war vor Jahrhunderten gefallen, die Torheit seiner Erbauer hatte sein Fundament vergiftet, und der Schwarze Turm war ebenfalls gefallen. Dieser Turm war der letzte der drei.
    Trotz Travis’ gerade überstandener Krankheit legte Bruder Larad ein schnelles Tempo vor. Travis folgte ihm eine breite Treppe hinunter, die kreisförmig das Herz des Turms durchmaß. Auf der Innenseite gab es kein Geländer; der Rand grenzte an einen offenen, dreieinhalb Meter durchmessenden Schacht. Als Travis aufschaute, sah er dreißig Meter über sich ein Kuppeldach, durch dessen Schlitze jetzt Dämmerlicht hineinströmte und den grauen Wänden einen violetten Schimmer verlieh.
    Alle paar Schritte passierten die beiden Männer eine hölzerne Tür, die in die Wand eingelassen war. Travis vermutete, daß jede von ihnen in eine kleine, trapezförmige Zelle führte, wie jene, in der er aufgewacht war, und die alle wie vertikal zueinander versetzte Dreieckstücke eines grauen Käserades um die Treppe arrangiert waren.
    Travis trat auf den Saum seiner grauen Kutte und stolperte sofort auf den Treppenrand zu. Eine kräftige Hand schloß sich um seinen Arm und riß ihn zurück.
    »Ich würde nicht empfehlen, dort herunterzufallen, Runenmeister. Es sei denn, Ihr kennt die Rune des Fliegens. Es ist ein langer Weg bis nach ganz unten.«
    Travis schluckte schwer und nickte dem Runensprecher zu. Larad grinste. Aber es war kein Ausdruck irgendwelcher Belustigung. Er setzte sich wieder in Bewegung; Travis schloß sich ihm stirnrunzelnd an. Das war jetzt mindestens das dritte Mal gewesen, daß Larad ihn als Runenmeister bezeichnet hatte. Aber warum?
    Travis wußte nur wenig über die Runenmeister oder wo sie hergekommen waren. Er wußte nur, daß es die größten Zauberer gewesen waren, die es auf Eldh jemals gegeben hatte, und daß sie die Imsari bewacht hatten, nachdem die drei Großen Steine vor tausend Jahren im Krieg gegen den Fahlen König erobert worden waren. Ein paar Jahrhunderte später waren die Runenmeister zusammen mit den drei Imsari verschwunden, und zwar direkt nach dem Fall des uralten Königreichs von Malachor.
    Warum nannte ihn Larad also ständig Runenmeister? Travis war weder ein Zauberer noch siebenhundert Jahre alt. Es sei denn, der Runensprecher meinte es spöttisch. Je mehr Travis über den
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