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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
Autoren: Anthony Mark
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er hier.
    Larad wandte sich dem alten Runensprecher zu. »Und was ist mit dem Abendchor? Die anderen sind des Wartens müde, Großmeister. Sie wollen diesen Helden sehen, den Ihr für sie gerufen habt.«
    Sie rufen dich bereits. Kannst du sie nicht hören?
    Die Worte des geheimnisvollen Predigers ergaben nun einen gewissen Sinn. Die Runensprecher hatten ihn nach Eldh geholt.
    Aber warum nur?
    Oragien runzelte die Stirn. »Immer mit der Ruhe, Bruder Larad. Der Mann war krank, und …«
    »Nein, schon gut. Ich komme zu Eurem … Chor.«
    Travis vermutete, daß er genauso verblüfft aussah wie die beiden Runensprecher. Aber es war offensichtlich, daß sie unterschiedlicher Meinung waren, was seine Person betraf. Das ließ die Frage nach dem Grund, warum sie ihn von der Erde geholt hatten, noch wichtiger erscheinen.
    Und vor allem, wie sie es gemacht haben, Travis. Die Runensprecher dürften nicht über eine solche Macht verfügen. Zumindest nicht mehr.
    Die Teilnahme an ihrem Chor schien die beste Möglichkeit darzustellen, um zu begreifen, was hier eigentlich vor sich ging. Und obwohl sich Travis noch immer schwach fühlte, ging er davon aus, daß seine Kraft ausreichte, um ein paar Männern in grauen Kutten beim Singen einiger Lieder zuzuhören.
    Zumindest war er dieser Meinung gewesen, als er Oragien und Larad seine Teilnahme verkündet hatte. Als er jetzt auf dem Bett lag, war er sich nicht mehr so sicher. Schweiß strömte ihm in dicken Rinnsalen die Stirn hinunter, die Decke war feucht. Vielleicht würde er ihnen sagen müssen, daß er doch nicht kommen konnte.
    Als sich die Tür quietschend öffnete, wurde ihm bewußt, daß er gedöst hatte. Eine kleine, mit einer braunen Kutte bekleidete Gestalt trat ein.
    »Hallo«, sagte er.
    Der junge Mann zuckte zusammen, dann kam Bewegung in seine massigen Züge; die wulstigen Lippen verzogen sich zu einem fröhlichen Grinsen. Trotz seiner Schwäche ließ sich Travis davon anstecken und grinste zurück. Der Mann stellte ein Tablett auf dem kleinen Tisch neben dem Bett ab. Darauf stand ein Tonkrug, dem ein angenehmer Geruch entstieg.
    »Was ist das?« fragte Travis und richtete sich ein Stück auf. Sein Magen knurrte. Das war zumindest ein gutes Zeichen.
    Der Mann formte die Hand zu einem Löffel und führte ihn zum Mund. Die Botschaft war klar: Suppe – Essen. Er ging wieder zur Tür.
    »Wartet«, sagte Travis, obwohl er nicht genau wußte, warum er das tat. Vielleicht lag es nur daran, daß er sich in seinem Fieberdelirium so einsam gefühlt hatte. Er suchte nach Worten. »Hättet Ihr Lust, einen Augenblick zu bleiben und Euch mit mir zu unterhalten?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. Travis runzelte die Stirn. Warum sagte der Mann kein Wort?
    Ihm kam ein Gedanke. Vielleicht konnte der andere ihn nicht verstehen. Er tastete unter der Decke herum, und seine Hand schloß sich um den kleinen Beutel, in dem sich die halbe Silbermünze befand; sie hatten ihn an seinem Hals hängen lassen. Natürlich – er hatte ja mit Oragien und Larad sprechen können. Warum aber dann nicht mit diesem Mann?
    Der andere zeigte auf seinen Mund und schüttelte wieder den Kopf, und Travis verstand.
    Das macht Sinn, Travis. Wer könnte den Runensprechern ein besserer Diener sein als ein Stummer? Es bestünde nicht die geringste Gefahr, daß er Runen ausspricht, die er aufgeschnappt hat.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    Der Mann zuckte mit den Schultern, dann lächelte er. Offenbar störte es ihn nicht besonders.
    »Ich bin Travis Wilder. Wie heißt Ihr?«
    Travis hatte die Frage noch nicht zu Ende gestellt, als er sie auch schon bedauerte. Wie sollte der Diener ihm antworten? Aber der Mann deutete auf sich und dann auf die schmale Öffnung hoch oben an der Wand.
    Travis runzelte die Stirn. »Fenster? Luft?« Er schnippte mit den Fingern. »Himmel.«
    Der Mann strahlte, zeigte auf sich und nickte. Travis grinste und wollte etwas sagen. Aber statt Worten kam nur ein großes Gähnen heraus. Der junge Mann – Himmel – faltete die Hände zusammen und drückte sie sich an die Wange. Travis brauchte weder Worte noch die Münze, um die Botschaft zu verstehen.
    »Ja, schlafen hört sich gut an. Nach der Suppe.«
    Himmel nickte, humpelte durch die Tür und zog sie hinter sich ins Schloß.
    Die Beschwerden, die Travis’ Magen äußerte, wurden lauter, und er beugte sich über den Tisch. Die Suppe war dünn, aber salzig und köstlich. Zuerst versuchte er, den Holzlöffel zu benutzen, den Himmel
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