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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
Autoren: Anthony Mark
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Daynen den Kopf zurücklegte und schnupperte. »Jetzt rieche ich Rauch.«
    Aryn runzelte die Stirn. »Ich auch.«
    Grace atmete tief ein, dann bemerkte sie es auch, schwacher, wenn auch beißender Rauchgeruch. Beltan hob eine Hand, und Hufe scharrten über den Stein, als die Gruppe auf der Brücke zum Stehen kam. Grace versteifte sich. Warum halten wir an? wollte sie fragen, aber die Worte verwandelten sich auf ihrer Zunge zu Asche.
    Auf der anderen Seite des Flusses bewegten sich Gestalten durch die hügelige Landschaft auf die Brücke zu. Sie waren Schatten in der Dämmerung, spindeldürr, aber so dunkel wie die hereinbrechende Nacht. Eine heiße Brise kam aus dem Nichts und blies über die Brücke wie Luft aus einem Ofen. Grace hörte einen unterdrückten Aufschrei neben sich, gefolgt von einem leisen Fluch von einem der Ritter.
    Eine kleine Hand griff nach oben und berührte Graces Wange. Sie sah nach unten und blickte in Tiras furchterfüllte Augen.
    »Die Verbrannten kommen«, flüsterte Grace.
    Tira nickte. Ihr Gesicht, dessen rechte Seite von den Verbrennungen entstellt war, blieb unbewegt. Dann senkte sie wieder den Kopf und hielt ihre Puppe fester.

4
    Silbernes Zwielicht senkte sich auf das Land zu beiden Seiten des Dimduorn: eine zusehends dünner werdende Schicht, die den Tag von der Nacht trennte.
    »Wie viele seht Ihr?« fragte Durge. Das grimmige Gesicht des Embarraners schimmerte im Halbdunkel wie das eines Geistes.
    Beltan ließ sein Schlachtroß ein paar Schritte vorwärts gehen, schaute zum Brückenende hinüber und schüttelte dann den Kopf. »Schwer zu sagen. Es könnten drei, vielleicht auch vier sein.«
    Grace versuchte die Krondrim zu zählen, aber es erwies sich als unmöglich, sie im Blick zu halten. Ständig verschmolzen sie mit der Abenddämmerung, verschwanden, nur um an einer anderen – und näheren – Stelle wieder aufzutauchen. Dann entdeckte sie ein rotes Flackern in Bodennähe, das an rote Blüten erinnerte, die sich in der Abenddämmerung öffneten. Das Steppengras entzündete sich unter ihren Füßen, brannte einen kurzen Augenblick lang hell auf, um dann zu Asche zu werden. Das verräterische Licht half ihr dabei, die Zahl der finsteren Wesen zu schätzen.
    »Fünf«, sagte sie. Der heiße Wind verwandelte ihre Stimme in ein Krächzen. »Es sind fünf von ihnen.«
    Die Verbrannten waren keine Achtelmeile mehr vom Fluß Entfernt, sie schwankten in einem Halbkreis vorwärts, so daß kein direkter Weg an ihnen vorbeiführte. Vermutlich hatten sie zwei Minuten, vielleicht auch drei, bis die Krondrim die Brücke erreicht hatten.
    Hufe polterten über den Stein, als Meridar sein Schlachtroß vorwärts trieb. »Sir Beltan, habt Ihr und Eure Männer nicht die Bewegungen dieser Kreaturen verfolgt? Wußtet Ihr nicht, daß sie an diesem Ort sein werden?«
    Beltan warf sich den Umhang über die Schultern, sein Kettenhemd glitzerte im Abendlicht. »Es gab Berichte, daß sie den Fluß entlangreisen. Aber ich hatte keine Ahnung, daß sie schon so weit südlich sind, oder gar in dieser Nähe zu Ar-Tolor.«
    »Was müssen wir tun?« fragte Lirith. Ihre ruhige Stimme war wie Balsam für Graces angespannte Nerven.
    »Den Geschichten zufolge, die ich gehört habe, bewegen sie sich nicht sehr schnell. Und sie können nur das verbrennen, was in ihrer unmittelbaren Nähe ist. Wenn wir den Weg zurückreiten, den wir gekommen sind, sollten wir sie mühelos abschütteln können.«
    Kalte Panik stieg in Graces Brust auf. »Aber das bedeutet, die Brücke nicht zu überqueren. Gibt es denn einen anderen Weg über den Fluß?«
    Beltan erwiderte ihren Blick, dann schüttelte er den Kopf. »Es tut mir leid, Grace.«
    Sie nickte. Es gab keine andere Möglichkeit; hätte es sie gegeben, hätte Beltan sie zur Sprache gebracht. Grace wußte nicht, wie sie jetzt noch vor dem Vollmond den Dunkelwein überqueren und zu Travis stoßen sollten. Aber sie würden Travis auch nicht damit helfen, wenn sie sich hier zu Asche verbrennen lassen würden. Sie mußten umkehren.
    Durge drückte Schwarzlocke die Fersen in die Flanken und brachte das Schlachtroß an Shandis’ Seite. Der Ritter streckte die Hand aus, zögerte und legte Grace dann die gepanzerten Finger auf den Arm. »Kommt, Mylady.«
    Sie legte ihre Hand auf die seine und drückte sie kurz. Die Reisenden drehten die Pferde um und ritten zurück. Tira lehnte sich mit ihrem kleinen Körper zurück, und Grace wehrte sich nicht gegen die Nähe. Sie drückte das
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