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Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ...
Autoren: Day Leclaire
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dumme Huhn Rosie Hinkle behauptet, weshalb er zurückgekommen sei.” Sie lief in die Küche.
    “Er möchte sein Motorrad zurückhaben.”
    Annie blieb unvermittelt stehen. Verdammt. Das hätte sie sich denken können!
    Nicht Myrtle saß am Küchentisch und trank Tee, sondern Sam. “Interessant, dass meine Maschine in deinen Besitz gelangt ist. Wenn ich nächstes Mal von der Insel vertrieben werde, bestehe ich darauf, dass man mir das Motorrad mitgibt.”
    “Ich werd’s mir notieren”, erwiderte Annie unüberlegt.
    Seine Augen glitzerten warnend. “Ja, tu das.”
    Sam trug ein schwarzes T-Shirt, das sich eng an seine ausgeprägten Muskeln schmiegte, schwarze Jeans, die seine athletischen Schenkel bestens zur Geltung brachten, und schwarze Stiefel. Er sah umwerfend männlich aus — und wie ein Pirat. Das schwarze lockige Haar fiel ihm widerspenstig in die Stirn, und die schwarzen Brauen betonten die dunklen Augen, die so verrucht blicken konnten.
    Lieber Himmel, ich habe ihn schrecklich vermisst, dachte Annie und sah sich unbehaglich um. “Wo ist denn Tante Myrtle?”
    “Oben. Sie telefoniert. Es geht, wenn mich nicht alles täuscht, um mich”, antwortete Sam und stand auf. “Und was machen ausgerechnet Sie hier, Miss Delacorte?”, erkundigte er sich spöttisch.
    “Hat Myrtle es nicht erwähnt? Ich lebe jetzt hier”, erwiderte sie möglichst beiläufig.
    “Seit wann?” Er kam näher.
    Wie gebannt blickte sie ihn an. “Kurz nachdem du die Insel verlassen hattest, bin ich eingezogen. Myrtle wünschte sich eine Mitbewohnerin, und ich wollte von zu Hause weg.”
    “Es wundert mich, dass dein Vater dich auch nur auf Rufweite an ein Mitglied der Familie Beaumont herangelassen hat.”
    “Jetzt übertreib mal nicht”, erwiderte Annie pikiert. “Dad hatte nicht gegen alle Beaumonts etwas.”
    “Nein, nur gegen mich”, bestätigte Sam trocken. “Du hast, nebenbei bemerkt, meine Frage noch nicht beantwortet: Was machst du hier?”
    Offensichtlich wollte er das Thema nicht fallen lassen. Sam konnte ja so hartnäckig sein! Sie bezweifelte, dass irgendjemand willens — oder fähig — war, ihn zu etwas zu zwingen, was er nicht wollte. “Wie schon gesagt, ich wohne hier. Übrigens hatte ich Dad deswegen nicht um Erlaubnis gebeten, sondern bin einfach zu Myrtle übergesiedelt.”
    “Ausgerechnet du hast dich deinem Vater widersetzt, Annie?”
    War ich damals wirklich so nachgiebig und schwach, fragte sie sich. “Du brauchst nicht so ungläubig zu klingen. Hier bin ich, und hier bleibe ich!”
    Zu ihrer Erleichterung gab Sam sich mit der Antwort zufrieden. “Was ist denn aus eurem Haus geworden?”, erkundigte er sich.
    “Pansy und Bertie leben jetzt dort. Sie haben geheiratet und sind kurz nach Dads Tod ins Haus gezogen.”
    Er zog eine Braue hoch. “Und warum lebst du nicht in dem Haus, das du von deiner Großmutter geerbt hast, statt dich Myrtle aufzudrängen?”
    “Ich dränge mich nicht auf.” Annie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. “Und das Haus am Strand … das habe ich verkauft.”
    “Verkauft?”, wiederholte Sam erstaunt. “Warum?
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. “Weißt du was? Ich muss deine Fragen nicht beantworten. Ich muss überhaupt niemands Fragen beantworten. Es war nur ein Haus, und jetzt gehört es jemand anders.”
    “Du hast es also verhökert und bist du zu meiner Tante Myrtle gezogen”, fasste er zusammen.
    “Sie ist gar nicht deine richtige Tante, sondern nur ganz entfernt mit dir verwandt”, stellte Annie klar. “Du hast nicht das alleinige Anrecht auf sie. Myrtle gehört hier zu uns allen.”
    “Aber mich hat sie bei sich aufgenommen, als ich zehn Jahre alt war, und sich seither um mich wie um einen Sohn gekümmert”, erwiderte Sam ungehalten. “Das gibt mir das größte Anrecht auf sie.”
    “Nein, das hast du verloren, als du von hier verschwunden bist.”
    Sein sarkastisches Lachen verursachte ihr eine Gänsehaut. “Ich bin nicht verschwunden, sondern wurde, wie du dich vielleicht erinnerst, gewaltsam von der Insel vertrieben.”
    Am liebsten hätte sich Annie umgedreht und wäre geflüchtet, aber sie hatte im Umgang mit Sam vor allem eins gelernt: Sie musste ihm die Stirn bieten.
    “Ich habe gar nichts vergessen”, erwiderte sie bedeutungsvoll.
    “Mir geht es genauso.” Unvermittelt nahm er sie in die Arme. “Willst du mich nicht endlich willkommen heißen, Annie?”
    Vergeblich versuchte sie, ihn wegzuschieben. “Abgesehen von Tante
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