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Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ...
Autoren: Day Leclaire
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Nachdenken gehabt. Bis noch vor einer halben Stunde war Sam nur der Mann gewesen, den sie einmal geliebt hatte und an den sie sich manchmal erinnerte, wenn sie nachts schlaflos dalag und die Gedanken an ihn nicht verdrängen konnte.
    “Ich denke Folgendes, Sam: Wir haben unsere Beziehung vor sieben Jahren beendet, und …”
    “Alle Achtung, wie gut du die Vergangenheit schönst”, unterbrach Sam sie gespielt bewundernd.
    Annie ließ sich nicht ablenken. “… und inzwischen hattest du genug Zeit und Gelegenheit, deinen gekränkten Stolz zu überwinden und dir einen Namen als Börsenmakler zu machen. Wie nennt man dich doch gleich? Den Beaumont-Bullen?”
    “Du schweifst vom Thema ab, Annie.”
    “Na gut: Ich bin mir sicher, du bist hergekommen, um auf deinem Besitz nach dem Rechten zu sehen.”
    “Falsch.”
    Am liebsten hätte sie mit dem Fuß aufgestampft. “Verflixt, Sam, nun sag mir schon, warum du zurückgekommen bist! Und wieso ausgerechnet jetzt?”
    “Ich möchte mich um bislang unerledigte Geschäfte kümmern. Ist das so seltsam?”
    Unerledigtes? Außer Vergeltung an ihr und den Männern zu üben, die ihn damals vertrieben hatten, gab es nur eins. “Oh nein!”, rief Annie heftig und fühlte sich wie eine Löwin, die ihr Junges verteidigt. “Du kannst sie nicht haben. Sie gehört jetzt zu mir.”
    “Worüber redest du?”
    “Myrtle natürlich. Du kannst nicht einfach herkommen und sie mir wegnehmen.”
    “Ich plane keineswegs, Myrtle von hier fortzuholen”, erwiderte Sam gelassen. “Obwohl ich sie dir jederzeit gern abnehme. Du brauchst es nur zu sagen.”
    “Nein! Du bist abgehauen, und ich behalte sie.”
    “Abgehauen?”
    Oje, da hatte sie sich verplappert. Sie wich vor ihm zurück. “Du weißt schon.”
    “Durchaus.” Seine Stimme klang zornig und feindselig. “Ich weiß, dass du behauptet hattest, mich zu lieben. Ich weiß, du hattest mir versprochen, an deinem achtzehnten Geburtstag mit mir die Insel zu verlassen und mich zu heiraten. Und ich weiß, was dann passierte — am Tag, der eigentlich mein Hochzeitstag hätte werden sollen.”
    Seine Worte verursachten ihr Seelenqualen. “Nicht, Sam …”
    “Was ist denn, Annie? Ist das zu viel für deine empfindsamen Ohren? Dein Pech! Was glaubst du, was ich damals alles zu erdulden hatte — deinetwegen.”
    “Ich habe niemals beabsichtigt, dass …”
    Mit einer schroffen Geste brachte er sie zum Schweigen. “Was nicht? Dass die Honoratioren der Stadt mit den Gewehren im Anschlag mein Haus stürmten, durchaus bereit, mir eins auf den Pelz zu brennen? Allerdings haben sie es sich anders überlegt, nachdem ich ihnen meine Einwände gegen diesen Plan klargemacht hatte.”
    Annie brauchte einen Moment, um den Sinn des Gesagten richtig zu erfassen. “Du meinst, du hast dich gewehrt? Gegen Männer mit Flinten?”
    “Ich habe meine Einwände klargemacht”, wiederholte Sam. “Mit so viel körperlichem Nachdruck, wie man mir gestattete. Jedenfalls genügte es, die Männer von ihren Mordgelüsten abzubringen. Statt mich zu erschießen, haben sie mich bloß gefesselt, auf die Ladefläche eines Lastwagens gestoßen und zum Fährhafen gebracht.” An seinem Kinn zuckte ein Nerv. “Du hast also einiges verpasst, weil du nicht mit von der Partie warst.”
    “Es tut mir leid, Sam …”
    “Leid?”, unterbrach er sie leise, aber man merkte ihm an, wie aufgewühlt er war. “Das ist alles? Tut mir leid, Sam, aber ich hatte es mir mit dem Heiraten anders überlegt und war nur zu feige, es dir zu sagen?”
    “Ich gebe zu, dass ich feig war. Möchtest du das hören?” Sie zuckte zusammen, als er heftig einen Stuhl beiseiteschob, der ihm im Weg stand, und unerbittlich auf sie zukam. Sie wich bis zum Küchenschrank zurück.
    “Es ist immerhin ein Anfang. Mal sehen, welche Geständnisse ich dir noch entlocken kann, Annie. Du hast mir also aus Feigheit eine Horde Männer auf den Hals gehetzt, statt mit mir zu reden. Aber warum nur? Hattest du Angst vor mir?”
    “Nein! Vor dir doch nicht. Ich wollte nur eine Auseinandersetzung vermeiden. Zufrieden?”
    “Nicht annähernd.” Dicht vor ihr blieb Sam stehen. Er atmete stoßweise. “Du hast also Ben Drake, Rolly und Bürgermeister Pike aus den Betten geholt und ihnen lediglich den Auftrag gegeben, mir deinen Sinneswandel mitzuteilen”, fasste er zusammen. “War es so?”
    Annie schluckte trocken. “So ähnlich.”
    “Lass mich raten: Die Gewehre haben sie nur mitgenommen, um ihren Worten
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