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Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ...
Autoren: Day Leclaire
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mich von Ihnen nicht mehr als ‘Junge’ bezeichnen, Bürgermeister. Niemals wieder. Ist das klar?”
    Beschwichtigend hielt Bürgermeister Pike die Hände hoch. “Ja, sicher. Und bitte, keine Aufregung …, Sam. Ich hab’s nicht als Beleidigung gemeint.”
    “Gut.” Sam nickte und richtete sich auf. “Und nun zum Geschäft.”
    Ben Drake räusperte sich. “Haben wir denn ein Geschäft zu besprechen, Mr. Beaumont? Oder muss ich Professor Beaumont sagen?”
    Sams dunkle Augen blitzten amüsiert. “Nein, Professor bin ich nicht, nur Doktor. Aber die formelle Anrede mit Titel können wir uns sparen, schließlich bin ich kein Arzt, sondern Experte für Finanzen, wie Sie ja sicher gehört haben.”
    “Wollen wir nicht zur Sache kommen? Was möchten Sie von uns, Beaumont?”, fragte Rolly.
    “Eigentlich nur einige Dinge klären, damit ich meinen Besuch hier genießen kann.”
    Der Sheriff funkelte Sam an. “Welche Dinge?”
    “Ich wollte Ihnen versichern, dass ich keine Probleme zu verursachen gedenke, während ich hier bin.”
    “Das war’s?”, fragte Bürgermeister Pike vorsichtig.
    Sam nahm die Lederjacke vom Stuhl, setzte sich und streckte die Beine aus. “Ja, durchaus. Sehen Sie, meine Herren, bei einem Rachefeldzug besteht immer das Risiko, dass Unschuldige davon betroffen werden.” Er blickte den Bürgermeister an. “Ehefrauen könnten unter einem Skandal leiden — und Wahlen verloren werden.”
    Mr. Pike wurde blass. “Das würden Sie nicht wagen, Sam!”
    Herablassend zuckte Sam die Schultern. “Ich sagte doch, ich möchte keine Probleme verursachen.” Dann wandte er die Aufmerksamkeit dem Sheriff zu. “Sonst würde ich mit Mrs. Cross über den Unfall sprechen, der sie für so viele Wochen ins Krankenhaus gebracht hat. Den dafür verantwortlichen Wagenlenker, der Fahrerflucht begangen hat, haben Sie nie versucht zu finden, stimmt’s, Rolly?”
    Sheriff Rawling biss kurz die Zähne zusammen. “Nein”, bestätigte er schließlich. “Den habe ich nie gefunden.”
    “Seltsam, da die hiesige Gemeinde so klein ist. Ich hätte gedacht, sogar Sie wären in der Lage gewesen, das Problem zu lösen.” Nun sah Sam zu Ben Drake. “Oder Sie die Probleme Ihrer Tochter.”
    Ben verschluckte sich beinahe. “Woher wissen Sie …”
    “Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, so etwas zu wissen.” Ohne dass Sam sich gerührt hätte, wirkte seine Haltung plötzlich drohend. “Mir hat es damals nicht gefallen, mit Waffengewalt vertrieben zu werden, obwohl ich verstanden habe, warum Sie drei eine so drastische Methode wählten. Was anschließend passiert ist, hat mich freilich ein bisschen verärgert”, fügte er ironisch hinzu.
    “Und was war das?”, fragte Ben unbehaglich und sah seine Freunde verwirrt an. “Ich verstehe Sie nicht, Sam.”
    “Ach nein? Einer von euch ist noch mal zurückgekommen und hat mich zusammengeschlagen, und ich muss zugeben, dass ich demjenigen doch ziemlich böse bin.” Sams dunkle Augen wirkten jetzt kalt.
    Die drei älteren Männer blickten Sam fassungslos an. Sheriff Rawling fand als Erster die Sprache wieder. “Wir haben dich … Sie nicht angerührt, Sam!” Ben und der Bürgermeister nickten bestätigend. “Abgesehen davon, dass wir Sie gefesselt auf der Anlegestelle der Fähre zum Festland abgesetzt haben. Das war alles.”
    “Wie interessant, wenn man bedenkt, dass ich am folgenden Tag in der Gosse auf dem besagten Festland aufgewacht bin, und zwar …”, Sam zuckte die Schultern, “in ziemlich beklagenswertem körperlichem Zustand.”
    “Wer sagt Ihnen, dass einer von uns dafür verantwortlich war?”
    “Es gab nur Sie drei, die mich unbedingt von der Insel entfernen wollten.” Sam verzog die Lippen. “Und Annie natürlich. Allerdings glaube ich nicht, dass die mich verprügelt hat, denn das ist nicht ganz ihr Stil, oder?”
    “Auf keinen Fall”, stimmte Ben zu. “Sie sind also zurückgekommen, Sam, um sich an demjenigen zu rächen, der Sie zusammengeschlagen hat. Richtig?”
    “Nicht ganz.” Sam stand auf und hängte sich die Lederjacke über die Schulter. “Ich bin Annies wegen hier. Und ich warne Sie drei, sich diesmal nicht wieder einzumischen. Weil ich diesmal gegen Sie kämpfen würde — und dabei könnte jemand zu Schaden kommen.” Er ging zur Tür, blieb dort stehen und zog die dunklen Brauen hoch. “Ist jetzt alles klar?” Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er hinaus.
    Die drei Freunde blieben wie erstarrt schweigend
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