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Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ...
Autoren: Day Leclaire
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Freundinnen. “Seit der Sheriff ihm damals ins Gewissen geredet hat, benimmt dein Sohn sich tadellos. Also, wenn Bertie es sagt, ist wohl etwas dran.”
    Verflixt, wer war zurück? Annie nahm eine Grapefruit und betrachtete sie genauer — obwohl ja eine wie die andere aussah.
    “Und was will er hier?”
    Rosie Hinkle blickte verstohlen nach rechts und links, bevor sie antwortete: “Ich sage es euch, aber ihr müsst versprechen, es keinem Menschen zu verraten.” Die anderen nickten eifrig. “Mein Bertie hat es direkt vom Sheriff, und der hat es von Ihr-wisst-schon-wem. Dieser Mann hat weniger Scham im Leib als der Teufel persönlich.”
    Es gab eine bedeutungsschwere Gesprächspause, und Annie rückte vorsichtig noch näher an den ‘Gluckenclub’ heran.
    “Sam Beaumont ist zurückgekommen, um sich zu rächen. Er hat Rolly, Ben und dem Bürgermeister gestanden, dass er Annie zu ruinieren beabsichtigt, weil sie ihm damals den Laufpass gegeben hat. Könnt ihr euch das vorstellen? Es wäre das erste Mal, dass eine Delacorte in schlechten Ruf gerät — und noch dazu wegen eines Beaumonts.”
    Überrascht fuhr Annie zusammen und stieß dabei gegen die Früchte. Die Pyramide begann gefährlich zu schwanken, eine Grapefruit fiel herunter, und dann stürzte das ganze kunstvolle Gebilde in sich zusammen. Die Pampelmusen rollten in alle Richtungen davon. Annie blieb wie erstarrt stehen, während alle Anwesenden sie anblickten.
    “Ach, du liebes bisschen”, sagte Rosie Hinkle. “Annie, meine Liebe, ich wollte nicht, dass du hörst, was …”
    Gelassen bahnte Annie sich einen Weg durch das herumliegende Obst und rief in ihrem besten Lehrerinnenton nach dem Ladengehilfen. “Hier am Obstregal wird ein Aufräumer benötigt, Tommy! Guten Tag, meine Damen.” Sie nickte den Frauen freundlich zu und eilte an ihnen vorbei zum Ausgang.
    Bevor sie jedoch aus dem Laden flüchten konnte, setzte Ben Drake ihr nach. “Miss Annie, warten Sie! Ich muss unbedingt sofort mit Ihnen sprechen.”
    “Ich habe schon gehört, dass Sam Beaumont wieder in der Stadt ist”, erwiderte sie ausweichend. “Keine Sorge, Ben. Egal, was manche denken, er ist nicht hinter mir her.” Sie bedachte die ‘Glucken’ mit einem einschüchternden Blick, der allerdings nicht besonders Furcht einflößend ausfiel, da sie klein, zierlich und — nach Meinung ihrer Erstklässler — so hübsch wie eine Prinzessin aus einem Disneyfilm war.
    “Wir sollten das woanders besprechen”, sagte Ben beharrlich. “Es gibt einige Dinge, die Sie nicht wissen.”
    Trotzdem wollte sie nicht über Sam sprechen, sondern möglichst schnell den Laden verlassen, solange sie noch ihre freudige Erregung verbergen konnte.
    “Nein, ich muss dringend los”, sagte Annie. “Tante Myrtle wartet schon auf mich.”
    “Miss Annie!”
    Sie winkte nur und eilte aus dem Geschäft. Auf dem Parkplatz lief sie zu ihrem Motorrad, stieg auf und startete den Motor. Dann ordnete sie ihren Rock um die Knie und setzte den Sturzhelm auf die blonden Locken, denn allzu verwegen wollte sie sich nicht aufführen. Schließlich fuhr sie los.
    Und was mache ich jetzt, fragte Annie sich. Sam war zurückgekommen, um mit denen abzurechnen, die ihn sieben Jahre zuvor von hier vertrieben hatten — und sie war damals die Hauptschuldige gewesen.
    Auf der Hauptstraße beschleunigte sie weit über die Höchstgeschwindigkeit hinaus, und das lange Haar wehte ihr ums Gesicht. Im Ort fuhr sie an Rosie Hinkles Sohn Bertie vorbei, der Hilfssheriff und ihr Schwager war. Er winkte grüßend, und sie winkte unwillkürlich zurück, ohne das Tempo zu verlangsamen. Bertie würde ihr, wie sie aus Erfahrung wusste, keinen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens verpassen, vielmehr hätte er über ein solches Ansinnen schallend gelacht. In den Augen der Einheimischen konnte Sam Beaumont nichts richtig machen und sie, Annie Delacorte, nichts Falsches tun — egal, wie sehr sie es versuchte.
    Sie bog in eine unbefestigte Zufahrt ein und wich gekonnt den Schlaglöchern aus, außerdem einer Schlange, einem erbosten Eichhörnchen sowie zwei balzenden Tauben. Vor dem Haus hielt sie an und bockte das Motorrad auf. Den Helm warf sie einfach auf den Boden, dann lief sie die ausgetretenen Stufen zur Veranda hoch, weil sie es zu eilig hatte, um wie üblich zur Hintertür zu gehen.
    “Er ist wieder da”, rief Annie, sobald sie im Haus war. “Die Nachricht hat sich in der Stadt wie ein Lauffeuer verbreitet. Und rate mal, was das
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