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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde
Autoren: Tina Caspari
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wie ein Nebelfeld unter kräftigen Sonnenstrahlen.
    „Hier, trink das, das ist eine Spezialmedizin gegen trübe Stimmungen. Prost, Reiterlein!“
    „Prost, Daddy. Köstlich! Was ist das?“
    „Verschiedene Früchte und ein kleines bißchen Alkohol, gerade so viel, wie ein guter Arzt seinem Patienten zugesteht. Warst du heute schon bei Mirko drüben?“
    „Ja, ich bin mit Troilus nach dem Training hinübergeritten, er hatte sich einen Ausflug redlich verdient.“
    „Und wie war dein Eindruck?“
    „Der Reitclub Wedenbruck ist nicht wiederzuerkennen. Die Pferde haben sich allesamt prächtig erholt in der kurzen Zeit, es ist erstaunlich! Und auch Mirko blüht auf. Richtig gesprächig ist er geworden. Ich freue mich so für ihn.“ Hans Tiedjen lächelte. „Ich habe es eigentlich nicht anders erwartet, ihm fehlte hier eine Aufgabe, die seinen Fähigkeiten wirklich gerecht wurde. Was macht das Training der neuen Pferde?“
    „Mit der Holsteiner Stute will er demnächst auf einem Turnier hier in der Nähe starten. Der Wallach aus Polen ist ein echtes Bündel Dynamit, den kann er im Reitschulbetrieb nur für sehr Fortgeschrittene nehmen. Daß der sein Liebling ist, ist ja klar! Aber es wird Zeit, daß wir unsere Rekonvaleszenten wieder einsetzen können. Mirko könnte doppelt so viele Buchungen für Reitstunden annehmen!“
    „Darüber habe ich schon nachgedacht“, Hans Tiedjen schenkte Bille das Glas noch einmal voll. „Was hältst du davon, wenn wir vorübergehend ein paar der Internatspferde nach Wedenbruck überstellen?“
    „Warum nicht?“ Bille überlegte. „Natürlich sollten die sich in den Ferien auch einmal richtig erholen, aber wir könnten sie Woche für Woche austauschen. Das wäre auch wegen Johnnys Urlaub nicht schlecht. Frieder und Achmed hätten nicht ganz so viel zu tun.“
    „Richtig. Würdest du es übernehmen, mit den Beteiligten zu reden und die Pferde zu überführen? Ich muß morgen früh nach Hamburg und komme erst spät abends zurück.“
    „Klar, mach ich doch gern!“
    Spätestens jetzt bereute es Bille kein bißchen mehr, daß sie allein in Groß-Willmsdorf zurückgeblieben war. Sie gehörte nun mal zum Kern der Mannschaft. Was hätte Hans Tiedjen machen sollen, wenn auch sie noch in die Ferien abgeschwirrt wäre? Es gab so viel zu tun! Und die Arbeit mit den Pferden war doch das Schönste, dafür verzichtete Bille schließlich gern auf die interessantesten Ferien! Das wußte sie genau.
    Frau Engelke, die Haushälterin, brachte das Abendessen, eine riesige Schüssel gemischten Salat mit gebratenen Speck- und Brotwürfeln, Schinkenstreifen und Eierscheiben, dazu duftendes Knoblauch-Baguette.
    „Engelchen, Sie müssen Gedanken lesen können!“ seufzte Bille glücklich. „Mein Lieblings-Sommeressen! Und was gibt’s zum Nachtisch?“
    „Was wohl!“ Hans Tiedjen lachte. „Natürlich auch das, was wir zwei am liebsten mögen: Vanille-Eis mit einer doppelten Portion frischer Erdbeeren und Schlagsahne. Habe ich extra bestellt!“
    „Daddy, du bist ein Schatz!“ rief Bille übermütig. „Jetzt fühle ich mich so pudelwohl, daß ich laut singen könnte! Liegt das nun an deinem Drink oder am Salat?“
    „Es ist sehr beruhigend zu wissen, daß man dich mit so etwas Einfachem wie einem guten Essen immer wieder aufbauen und trösten kann.“
    „O ja, den Trick hat Simon auch schon oft angewandt“, gestand Bille vergnügt. „Irgendwie scheint es da eine Seelenverwandtschaft zwischen Zottel und mir zu geben. Die Lust am Essen hat er wirklich von mir!“
    Es wurde spät. Lange saßen sie noch im Dunkeln auf der Terrasse zusammen und machten Pläne für die nächsten Wochen. Zwischendurch sahen sie schweigend in den Sternenhimmel hinauf und hörten den Fröschen am Teich und dem Gesang der Grillen in den Wiesen zu. Erst als das Telefon sie mit anhaltendem Klingeln aus ihren Träumen schreckte, bemerkten sie, daß es inzwischen bald Mitternacht war.
    Hans Tiedjen stand auf und ging in sein Arbeitszimmer hinüber. Er hob ab und Bille hörte ihn auflachen.
    „Bille! Für dich!“ rief er, und Billes Herz begann, in wilden Schlägen zu pochen. Wie der Blitz war sie am Apparat. „Hallo?“
    „Na endlich! Wo steckst du denn so lange, ich hab schon zehnmal bei dir zu Hause angerufen!“ beklagte sich Simon. „Du solltest längst im Bett sein, nimm dir ein Beispiel an mir! Und überhaupt, wer bringt dich denn nach Hause? Ich will nicht, daß du ohne Begleitung mitten in der Nacht
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