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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde
Autoren: Tina Caspari
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Chancen. Tschüs denn. Viel Spaß noch.“
    „Ciao“, knurrte der schöne Joe und zog krachend die Tür zu, die Bille nicht fest genug geschlossen hatte. „Übermorgen um die gleiche Zeit!“
    Bille sah dem Wagen nach, bis er um die Ecke gebogen war. Diesen Ton würde sie ihm schon noch austreiben. Eingebildeter Affe. Na, Hauptsache, sie schaffte den Führerschein rechtzeitig. Und jetzt begann erst einmal der angenehmere Teil des Tages. In Minutenschnelle war Bille oben in ihrem Zimmer, hatte die Jeans ausgezogen und war in die Reithosen geschlüpft. Auf dem Weg nach draußen machte sie einen kurzen Abstecher in die Küche, goß ein Glas Milch hinunter, bis ihr der Atem wegblieb, (ein Glück, daß die Mutter es nicht sehen konnte!) und schob sich ein großes Stück von dem Napfkuchen in den Mund, den Inge gestern zum Sonntagskaffee mitgebracht hatte. Für Zottel ließ sie zwei Äpfel mitgehen, um jede Diskussion, ob er Lust hatte, gesattelt zu werden oder nicht, im Keime zu ersticken.
    Sie hatte die beiden Ponys mittags auf die Koppel gebracht und war nun höchst erstaunt, nur Zottel dort vorzufinden. Der kleine Shetty Moischele - war er ausgebrochen? Ohne daß Zottel es angestiftet hatte? Das gab es doch gar nicht! Und das Gatter war fest geschlossen. Doch von dem Shetlandpony war keine Spur zu entdecken. Bille erschrak. Moischele war so gutmütig, er ging mit jedem mit. Hatten Kinder ihn herausgeholt? Vielleicht die aus der neuen Feriensiedlung? Die hatten immer eine Menge Unfug im Kopf.
    „Wo ist Moischele , Zottel? Wo ist er hingegangen?“ fragte Bille ihr rotgeschecktes Pony eindringlich.
    Zottel schnaubte ärgerlich. Ist das eine Begrüßung, wenn man mich hier stundenlang alleingelassen hat? schien er zu sagen. Wie wär’s erst mal mit einer kleinen Freundschaftsgabe? Und schon hatte er Bille den ersten Apfel mit spitzen Lippen aus der Hand gewunden.
    „Wir müssen ihn suchen!“ erklärte Bille energisch und öffnete das Gatter, um Zottel zum Stall zu bringen und ihn dort zu satteln. Doch Zottel nahm Billes Aufforderung offenbar wörtlich. Kaum war er über die am Boden liegende Gatterstange gestiegen, riß er sich los, drehte nach rechts ab und trabte den schmalen Fußweg entlang, der vom Haus fort zwischen Garten und Koppel zu den Feldern führte.
    „He, bleib stehen! Was soll das!“
    Zottel blieb stehen, aber nur so lange, bis Bille herangekommen war, dann spurtete er von neuem los.
    Bille lief hinterher. „Was glaubst du eigentlich! Meinst du, ich brauchte nach der anstrengenden Autofahrt dringend Bewegung?“ keuchte Bille zwischen Lachen und Ärger.
    Zottel antwortete mit einem aufmunternden Brummen; er nickte fröhlich mit dem Kopf, ließ Bille bis auf ein paar Meter herankommen, dann legte er ein paar Galoppsprünge ein. Am Ende des Pfades bog er in den Kiesweg ein, der hinter den Gehöften außen um das Dorf herumführte und bei der neuen Ferienhaus-Anlage endete.
    „Verflixt, jetzt bleib doch mal stehen! Zottel!“
    Doch das Pony trabte zielbewußt weiter.
    „Ich hasse joggen!“ murmelte Bille. „Na warte! Drei Tage keine Leckerbissen, nicht einen einzigen Apfel! Hast du gehört? Zottel! Wo ist er denn jetzt hin? Zottel!“ Sie brauchte nicht lange zu suchen. Zottel war links zwischen ein paar Holunderbüschen hindurch geschlüpft und auf dem direkten Weg in den Garten spaziert, der zu dem alten Strohdachhaus gehörte. Hier hatte Bille ihre Kindheit verbracht, und hier lebte nun ihre Schwester Inge mit ihrer Familie.
    Am Rande der Obstbaumwiese blieb Zottel stehen und sah sich nach Bille um. Hatte sie ihn nicht gefragt, wo sich Moischele befand? Hier! Auf das Naheliegendste war sie natürlich mal wieder nicht gekommen! Zottel fand, er hätte eine Belohnung verdient, aber Bille war so erstaunt über das, was sie sah, daß sie ihr Pony erst einmal vergaß. Da stand ihre Mutter, den Shetty an der Longe, mit einer nagelneuen Trense und einem extra für ihn angefertigten Sattel -und in dem Sattel saß Christian, Inges dreijähriger Sohn.
    „Mutsch! Was machst du da?“ rief Bille ungläubig.
    „Na, das ist doch wohl leicht zu erkennen“, wehrte Billes Mutter fast ärgerlich ab. Sie fühlte sich ertappt. „Gerade sitzen, Krischan ! Und sieh nach vorn! Setz dich richtig tief in den Sattel, so ist es gut.“
    Billes kleiner Neffe versuchte mit hochrotem Kopf den Anordnungen der Großmutter zu folgen. Die ließ die Longe ein wenig länger und schnippte mit der Peitsche nach Moischeles
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