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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde
Autoren: Tina Caspari
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klang das Zischen der auflaufenden Brandung herüber. Im Kreis der Freunde wurde es still.
    Simon hatte seinen Kopf in Billes Schoß gebettet und blinzelte zufrieden zu ihr hinauf.
    Doch Bille war tief in Gedanken versunken. „Was ich wohl mache, wenn wir nächsten Sommer hier alle zusammen sind!“
    „Wie meinst du das: Was du dann machst?“
    „Na ja, werde ich die Schule geschafft haben? Werde ich wirklich tun, was ich mir vorgenommen habe? Oder werde ich einfach immer so weiter in Groß-Willmsdorf bleiben, weil ich mich zu nichts richtig entschließen kann! Werde ich weggehen oder bleiben? Ich bin einfach nicht sicher!“
    „Das klingt ziemlich unglücklich. Du solltest an so einem schönen Abend nicht traurig sein. Das Wichtigste ist doch, daß wir uns lieben. Und daß wir für immer zusammenbleiben wollen. Alles andere wird sich finden!“
    „Das sagt sich so leicht. Aber alle in meiner Klasse wissen schon, was sie nach dem Abi machen wollen. Und dauernd werde ich danach gefragt, das nervt mich total!“
    „Quatsch!“ Simon richtete sich auf und zog Bille an sich. „Es kann dir doch egal sein, was die anderen denken. Du bist dir noch nicht sicher, fertig, aus. Es ist dein Leben, du allein entscheidest! Und wenn du mehr Zeit zum Überlegen brauchst als die anderen, dann nimmst du dir eben diese Zeit! Arbeit in Groß-Willmsdorf hast du immer ... und Turniere, um dich reiterlich weiterzuentwickeln, und eines Tages wirst du ganz klar wissen: Genau das ist es, was ich will. Schau mich an: Ich habe auch nicht sofort gewußt, daß ich Tiermedizin studieren will. Aber als ich es sicher wußte, gab’s keine Zweifel mehr!“
    „Du hast recht!“ Bille schmiegte sich eng an ihren Freund. „Vielleicht liegt’s auch nur daran, daß du jetzt weggehst und ich Angst habe vor der Zeit ohne dich.“
    „Aber ich bin doch gar nicht wirklich weg! Wir werden jeden Tag telefonieren, uns jeden Tag schreiben, und zwischendurch komme ich immer mal für ein paar Tage. Und wenn du’s nicht mehr aushältst, dann setzt du dich einfach in den nächsten Zug und kommst zu mir! Nicht traurig sein, komm! Wir zwei schaffen das schon, okay?“ Simon küßte Bille lange und zärtlich. Und so geborgen in seiner Nähe konnte sie plötzlich gar nicht mehr begreifen, warum sie sich Sorgen gemacht hatte. Es war alles so einfach! Welches Mädchen in ihrem Alter konnte denn schon von sich sagen, daß es den Mann des Lebens gefunden hatte, wie man das nannte; daß sie geliebt wurde und liebte. Und daß sie seit Jahren ein Leben führen konnte, wie sie es sich immer gewünscht hatte: ein Leben, in dem sich alles um die Pferde und ums Reiten drehte. War das nicht wie ein Geschenk des Himmels? Es war dumm, sich diesen schönen Abend mit so trüben Gedanken zu verderben.
    Doch als Bille zwei Stunden später, nachdem sie in Groß-Willmsdorf die Pferde versorgt hatten, von Tom heimgefahren wurde, holte die gedrückte Stimmung sie wieder ein.
    „Ich beneide Bettina und dich darum, daß ihr jetzt zusammen nach Griechenland fliegt. Wenn Simon sich doch wenigstens eine einzige Woche Urlaub genommen hätte, um in den Sommerferien mit mir zu verreisen!“ seufzte sie.
    Tom klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.
    „Tja, ich bin eben kein Turnierstar. So etwas hat seinen Preis. Ich bin nun mal nicht der Typ für große Opfer und Anstrengungen. Ich genieße mein Leben lieber im Verborgenen. Für den Ruhm ist mein Daddy zuständig!“
    „Und der genießt sein Leben inzwischen auch lieber im Verborgenen“, fügte Bille hinzu, „und überläßt es Simon, den Ruhm einzusammeln!“
    „Warte noch eine kleine Weile, dann werdet ihr gemeinsam durch die Welt reiten und den Ruhm sackweise nach Hause schleppen! In liebevoller Konkurrenz. Das hoffe ich doch wenigstens!“
    „Konkurrenz? Ich weiß gar nicht, ob ich das will!“
    „Das ist sehr sportlich gedacht. Man soll Beruf und Privatleben immer schön auseinanderhalten. Sagen wenigstens die Fachleute. Also dann, schlaf gut und träume was Schönes, kleine Schwester!“ Tom hielt den Wagen vor dem Tor an und öffnete Bille die Tür.
    „Du auch. Gute Nacht, großer Bruder. Und danke fürs Nachhausebringen!“
    Mutsch und Onkel Paul saßen noch auf der Terrasse; sie tranken ihren Wein und sahen in den Sternenhimmel hinauf.
    „Hallo“, Bille war leise herangetreten, um die Stimmung nicht zu stören.
    „Da bist du ja, Kleines. War’s schön? Komm, trink noch ein Glas Wein mit uns.“
    „Gern, danke.“
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