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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde
Autoren: Tina Caspari
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unterwegs bist.“
    Bille mußte lachen. „Na hör mal! Du benimmst dich wie ein alter Ehemann. Außerdem bin ich nicht allein, Zottel wird schon auf mich aufpassen.“
    „Du bist mit Zottel da? Dann bin ich beruhigt. Wie geht’s dir?“
    „Ich vermisse dich. Und wie geht’s dir?“
    „Du fehlst mir so sehr, daß ich richtig Bauchweh kriege, wenn ich nur an dich denke!“ gestand Simon. „Ich habe dir schon einen vier Seiten langen Brief geschrieben!“
    „Im Ernst? Du bist ja einsame Spitze. Ich schreibe dir gleich nachher einen, wenn ich nach Hause komme. Du glaubst nicht, wieviel ich heute zu tun hatte!“
    „Das kann ich mir leicht zusammenrechnen. Nun geh aber auch ins Bett! Versprochen?“
    „Versprochen. Du, Simon ...“ Bille sah sich vorsichtig um. Doch Hans Tiedjen hatte das Zimmer verlassen. „Ich find’s ehrlich super, wenn du dir um mich Sorgen machst. Und“, sie senkte die Stimme, „ich liebe dich!“
    „Ich liebe dich auch! Paß auf dich auf, ja? Gute Nacht, mein Schatz. Bis morgen.“
    „Gute Nacht.“ Bille hauchte einen Kuß durch die Leitung. „Schlaf gut.“
    Strahlend kehrte sie auf die Terrasse zurück, wo Hans Tiedjen inzwischen den Tisch abgeräumt und die Kissen in der Truhe verstaut hatte.
    „Na?“ fragte er lächelnd. „Ist die Welt wieder in Ordnung?“
    „Das war sie schon den ganzen Abend. Aber jetzt ist sie total perfekt.“
    Obwohl Bille erst spät eingeschlafen war, nachdem sie Simon noch den versprochenen Brief geschrieben hatte, war sie beim ersten Vogelgezwitscher wieder auf den Beinen. Sie machte sich leise fertig und schlich auf Zehenspitzen in die Küche hinunter, um Mutsch und Onkel Paul nicht zu wecken. Ein Becher Milchkaffee reichte fürs erste, frühstücken konnte sie später mit Daddy, er hatte es ihr ausdrücklich angeboten. Doch vorher wollte sie von Peershof aus einen ausgiebigen Morgenritt mit Pünktchen machen.
    Zottel zeigte sich wenig erbaut darüber, daß er so früh am Morgen gesattelt wurde. Ohne Frühstück an die Arbeit? Bist du noch zu retten? schien sein Blick zu sagen.
    „Nun maul mich nicht an, Dicker, du kriegst dein Frühstück drüben in Peershof bei Bongo, Asterix, Florentine und den anderen. Wir müssen uns ranhalten, wir haben heute viel vor!“
    Zottel wandte den Kopf zu Moischele hinüber. Der Kleine stand mit hängendem Kopf und halbgeschlossenen Augen in der Box, noch in süße Träume versunken. Zottel seufzte. Der hatte es gut! Doch Bille ließ sich nicht erweichen; energisch zog sie ihr rotweißes Pony aus dem Stall und schwang sich in den Sattel.
    Als sie von der Dorfstraße in den Feldweg bogen und Zottel der süße Duft frisch gemähten Heus in die Nüstern stieg, besserte sich seine Laune schlagartig. Zu dieser Stunde war die Luft noch angenehm kühl, Lerchen sangen hoch über ihren Köpfen ihr Morgenlied, und nicht weit von ihnen standen drei Rehe, sahen mit großen Augen zu ihnen herüber und sprangen dann ohne Eile in weiten, eleganten Sätzen dem Wald zu. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, die Welt gehörte ihnen. Zottel trabte munter drauflos.
    In Peershof bekam er das versprochene Frühstück; Florian und Niko waren bereits im Stall, um die Pferde zu versorgen. Für die Tage bis zur Abreise durfte Niko bei den Henrichs wohnen. Bille hatte den Eindruck, daß Frau Henrich das Mädchen am liebsten gar nicht wieder hergegeben hätte, nun, da Daniel, Joy, Simon und Bettina fort waren und der Familienkreis sich so spürbar verkleinert hatte.
    Bille putzte und sattelte Pünktchen und ging mit der hübschen Stute hinaus. „Ich lasse Zottel unter eurer Obhut, ja? Ihr könnt ihn ja nachher auf die Koppel tun. Spätestens in einer Dreiviertelstunde sind Pünktchen und ich zurück.“
    „Alles klar!“ Florian vergewisserte sich, daß Bille aufsaß und vom Hof ritt, dann zog er Niko in seine Arme. Unter den strengen Augen seiner Mutter fehlte es an Gelegenheit zu Zärtlichkeiten, und jetzt schien der Augenblick günstig. Die Pferde waren gefüttert und wollten erst einmal ihre Ruhe.
    „Du hast mir noch gar keinen Guten-Morgen-Kuß gegeben!“
    „Na hör mal! Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“ Niko kicherte und sah sich schnell um.
    „Eben. Die Arbeit haben wir ja nun gemacht. Und daß ich nicht ständig darauf gefaßt sein muß, einen meiner Brüder auftauchen zu sehen - das muß gefeiert werden!“ Wohlig vergrub Florian seine Nase in Nikos Stoppelhaaren. „Mach dir keine Sorgen, die Eltern schlafen
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