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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation
Autoren: Arthur C. Clarke
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Schlangen oder Insekten. Die Overlords selbst waren menschlicher als diese hier.
    „Sie suchen nach etwas, was es nicht mehr gibt“, sagte Karellen. „Sie müssen bedenken, jene dort haben nicht mehr Persönlichkeit als die Zellen in Ihrem eigenen Körper. Aber zusammengefaßt sind sie etwas viel Größeres als Sie.“
    „Warum bewegen sie sich so?“
    „Wir haben es den Langen Tanz genannt“, erwiderte Karellen. „Sie schlafen nie, müssen Sie wissen, und dies hat fast ein Jahr gedauert. Dreihundert Millionen von ihnen bewegen sich in einem kontrollierten Muster über einen ganzen Kontinent. Wir haben dieses Muster endlos analysiert, aber es bedeutet nichts, vielleicht weil wir nur den körperlichen Teil davon sehen können, den kleinen Teil, der sich hier auf der Erde befindet. Vielleicht werden sie noch von dem, den wir den Übergeist genannt haben, geschult und zu einer einzigen Einheit geformt, bevor er sie ganz in sein Wesen aufnehmen kann.“
    „Aber wie bekommen sie Nahrung? Und was geschieht, wenn sie auf Hindernisse wie Bäume, Felsblöcke oder Wasser stoßen?“
    „Wasser macht ihnen nichts aus: Sie können nicht ertrinken. Wenn sie auf Hindernisse stießen, haben sie sich zuweilen verletzt, aber sie haben es nie bemerkt. Und was die Nahrung betrifft – nun, da war so viel Obst und Wild, wie sie brauchten. Aber jetzt haben sie dieses Bedürfnis hinter sich gelassen, wie so vieles andere auch. Denn Nahrung ist hauptsächlich eine Quelle der Energie, und sie haben größere Quellen benutzen gelernt.“
    Das Bild zuckte, als wäre eine Hitzewelle darüber hingegangen. Als es wieder deutlich wurde, hatte die Bewegung unten aufgehört.
    „Geben Sie wieder acht“, sagte Karellen. „Es ist drei Jahre später,“
    Die kleinen Gestalten, die so hilflos und traurig wirkten, wenn man die Wahrheit nicht kannte, standen regungslos in Wäldern, auf Lichtungen und Ebenen. Die Kamera glitt rastlos von einem zum andern. Schon jetzt, dachte Jan, bekamen ihre Gesichter ein gemeinsames Gepräge. Er hatte einmal Fotos gesehen, die durch Übereinanderschichtung von Dutzenden von Aufnahmen entstanden waren, um ein Durchschnittsgesicht zu zeigen. Das Ergebnis war ebenso leer, so ohne jeden Charakter gewesen, wie diese Aufnahmen.
    Sie schienen zu schlafen oder in Trance versenkt zu sein. Ihre Augen waren fest geschlossen, und sie schienen sich ihrer Umgebung ebensowenig bewußt wie die Bäume, unter denen sie standen. Welche Gedanken, fragte sich Jan, gingen durch das verwickelte Netz, in dem ihre Geister jetzt nicht mehr und doch nicht weniger waren als die einzelnen Fäden eines großen Gobelins? Eines Gobelins, der, wie er jetzt erkannte, viele Welten und viele Rassen umfaßte und immer noch größer wurde.
    Es geschah mit einer Schnelligkeit, die das Auge blendete und das Hirn verwunderte. Eben jetzt schaute Jan noch auf eine schöne, fruchtbare Landschaft, die nichts Sonderbares an sich hatte außer den zahllosen kleinen Figuren, die, aber nicht aufs Geratewohl, weit und breit darüber verstreut waren. Und dann im nächsten Augenblick waren alle Bäume und Gräser, alle lebenden Geschöpfe, die dieses Land bewohnt hatten, weg und verschwunden. Übrig geblieben waren nur die stillen Seen, die gewundenen Flüsse, die wogenden braunen Hügel, die jetzt ihres grünen Teppichs entkleidet waren, und die schweigenden, gleichgültigen Gestalten, die all diese Zerstörung herbeigeführt hatten.
    „Warum haben sie es getan?“ ächzte Jan.
    „Vielleicht weil die Anwesenheit anderer Geister sie störte, selbst die kümmerlichen Geister von Pflanzen und Tieren. Eines Tages, nehmen wir an, werden sie die materielle Welt ebenfalls störend finden. Und wer weiß, was dann geschehen wird. Jetzt begreifen Sie, warum wir uns zurückzogen, als wir unsere Pflicht getan hatten. Wir versuchen noch immer, sie zu studieren, aber wir betreten ihr Land nie und schicken auch unsere Geräte nicht dorthin. Wir wagen nichts weiter zu tun, als sie vom Weltraum aus zu beobachten.“
    „Das ist vor vielen Jahren geschehen“, sagte Jan. „Was hat sich seitdem ereignet?“
    „Sehr wenig. Sie haben sich in der ganzen Zeit nie bewegt und kümmern sich nicht um Tag oder Nacht, um Sommer oder Winter. Sie erproben noch immer ihre Kräfte: Einige Flüsse haben ihren Lauf verändert, und einer fließt bergauf. Aber sie haben nichts getan, was irgendeinen Zweck zu haben scheint.“
    „Und sie haben Sie völlig unbeachtet gelassen?“
    „Ja, obwohl
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