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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman
Autoren: Sean Thomas Russell
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Sekretär der Navy erhalten und befehligte die kleine Sloop Kent . Kein Hafenadmiral würde ihm diese Privilegien nehmen können.
    Als Hayden an Deck stieg, empfing ihn der Bootsmann mit dem Zwitschern der Pfeife. Die in Reih und Glied stehenden Seesoldaten präsentierten zackig das Gewehr – ein Ritual, das sich unzählige Male am Tag vollzog, da ständig ein Kapitän oder sogar ein Admiral an Bord kam. Ein rangniederer Master and Commander wie Hayden jedoch war gewiss kein häufig gesehener Gast auf der Cambridge .
    Da er noch nicht sofort zum Admiral vorgelassen wurde, sah er sich gezwungen, an Deck auf und ab zu gehen. Er war nicht der einzige Offizier an Bord, aber die Kapitäne und Flaggoffiziere waren ihm alle unbekannt. Sie standen in kleinen Gruppen zusammen, unterhielten sich leise und bedachten Hayden nur mit einem kurzen, formellen Kopfnicken. Mehr als sonst fühlte sich Hayden als Außenseiter, und das sollte schon etwas heißen.
    Ein Wachtschiff entsprach keinem gewöhnlichen Schiff, war aber getakelt und mit einer Rumpfmannschaft versehen. Man ließ diese Schiffe in diesem Zustand, damit die Admiralität noch Reserveschiffe hatte, die binnen weniger Tage bereit zum Auslaufen waren, falls die Situation es erforderte. Die Cambridge jedoch würde auch in naher Zukunft nicht in See stechen, da sie die beste Zeit hinter sich hatte. Sie würde allenfalls noch als Hulk dienen, ehe man sie ganz ausmusterte. Doch Hayden wusste, dass die Schiffe Seiner Majestät wie Phönixe aus der Asche aufstiegen, denn obwohl die Admiralität ein Schiff ausmusterte, ging der Name des jeweiligen Schiffes nicht verloren – gewiss würde es in den kommenden Jahren wieder eine Cambridge geben.
    »Kapitän Hayden?«
    Hayden drehte sich um und sah einen jungen Korporal der Seesoldaten mit geröteten Wangen, der an seinen Hut tippte.
    »Ja.«
    »Der Admiral entbietet Ihnen seinen Gruß und ersucht Sie, ihm Gesellschaft zu leisten.«
    Kurz darauf wurde Hayden von dem wachhabenden Seesoldaten in den Vorraum der Kajüte des Admirals geführt und traf dort auf einen zurückhaltenden Sekretär. Die Männer grüßten einander stumm mit einer kurzen Verbeugung. Hayden fiel gleich auf, dass der Sekretär immer wieder kurz zur Tür blickte, die zur Kajüte des Admirals führte. Man hörte, dass dort im Raum jemand mit schweren Schritten auf und ab ging, kurz stehen blieb und dann erneut die Kabine von Steuerbord nach Backbord durchmaß.
    Der Sekretär bedeutete Hayden, näher zu treten, hastete dann beinahe zu der geschlossenen Tür, zögerte und klopfte zaghaft an. Als er keine Antwort erhielt, wappnete sich der Mann sichtlich und klopfte lauter und beherzter gegen das massive Holz.
    »Herein, verdammt! Bin ich jetzt auch noch taub?«
    Der Sekretär öffnete die Tür gerade so weit, dass Hayden eintreten konnte, entzog sich aber dem wütenden Blick des Admirals und schloss die Tür schnell und leise wieder.
    Augenblicke wie diese empfand Hayden als höchst unangenehm. Er wollte sich nicht einschüchtern lassen, aber wenn er jetzt die schlechte Laune des Admirals einfach ignorierte, gefährdete er sein eigenes Anliegen. Doch Hayden neigte nicht zu Unterwürfigkeit.
    Einen Moment lang starrte Admiral Rowland Cotton seinem Sekretär wütend nach und wandte sich dann mit verkniffener und finsterer Miene Hayden zu, der sich bemühte, möglichst unbeteiligt zu wirken.
    »Ihnen ist bewusst, dass mein Vorgänger an einem Schlaganfall starb?«, sagte der Admiral.
    Hayden nickte. Es war allgemein bekannt, dass Sir Richard Bickerton ein Jahr zuvor nach einem Anfall von Zorn gestorben war, doch genau genommen war er nicht Cottons unmittelbarer Vorgänger gewesen – diese Ehre war, wenn auch nur kurz, Admiral Colby zuteil geworden.
    »Ihr Schiff, wie heißt es noch gleich?«, begann der Admiral, ohne sich mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten.
    »Es ist die Kent , Sir.«
    »Sie ist noch nicht eingetroffen ...«
    »Nein, Sir. Zwei Tage lang Sturm aus Südwest und nun eine Flaute ...«
    Cotton war nicht an meteorologischen Details interessiert und schien auch keine Erklärung hören zu wollen. »Sie waren Harts Leutnant, nicht wahr?«
    »Das stimmt, Sir«, erwiderte Hayden vorsichtig. Ein ungutes Gefühl bemächtigte sich seiner, sobald der Name Hart fiel. Hayden befürchtete, dass man ihn immer mit diesem Offizier und all den unseligen Vorkommnissen an Bord von Harts Fregatte in Verbindung bringen würde. Und jetzt schien es so, als sei diese Furcht
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