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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman
Autoren: Sean Thomas Russell
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berechtigt.
    »Dann sind Sie mit der Themis vertraut?«
    »Das ist korrekt, Admiral.«
    Cotton schritt wieder in der Kabine auf und ab. »Gewiss sind Sie davon unterrichtet, dass die Fregatte unter dem Kommando von Kapitän Davies steht? Doch wie es aussieht, wurde der gute Kapitän plötzlich von einer – geheimnisvollen Krankheit befallen, obwohl er sich sein ganzes Leben bester Gesundheit erfreute. Die Wahrheit ist aber, dass der Mann darum bemüht ist, Einfluss bei seinen Freunden in London und in der Admiralität zu gewinnen, da er zu stolz ist, das Kommando über die Themis anzunehmen. Wie es scheint, ist es unter der Würde der Kommandanten der Flotte, einen Fuß an Bord der Themis zu setzen, obwohl es sich um eine Fregatte neuester Bauart mit exzellenten Segeleigenschaften handelt. Denn offenbar befürchten diese Herren, dass man sie in Whitehall Street nicht wertschätzt, wenn man ihnen ein so – berüchtigtes Schiff zuweist.« Der Mann schüttelte den Kopf, seine Züge verhärteten sich vor Zorn. »Aber Sie sind doch wohl gesund, oder nicht? Sie leiden nicht plötzlich und unerwartet an akuter Dyspepsie? Gut. Seit Tagen beschwere ich mich schon bei der Admiralität, dass die Themis an ihrem Ankerplatz liegt und auf einen kompetenten Offizier wartet. Und nach einer ganzen Reihe von Schreiben haben die Herren der Admiralität geruht, mir zu gestatten, einen Mann zu benennen, der die Themis zu Admiral Lord Hood ins Mittelmeer bringt. Es wird dann Hoods Problem sein, einen Kommandanten für sie zu finden, nicht meins.« Er blieb vor Hayden stehen und sah ihn an. »Ich muss Ihnen das nicht genauer darlegen, oder?«
    »Sie wünschen, dass ich die Themis zu Lord Hood bringe, Sir.«
    Der Mann beugte sich vor. »Ich wünsche es nicht, Kapitän Hayden, ich befehle es Ihnen.«
    »Aber was wird dann aus mir? Was ist mit der Kent? «
    Der Admiral machte eine abfällige Handbewegung. »Hood wird Sie schon irgendwie gebrauchen können, dessen bin ich mir sicher. Oder er schickt Sie zurück zu Mr Stephens.« Der Admiral wirbelte auf dem Absatz herum und schritt wieder in der Kajüte auf und ab. Offenbar war alles gesagt, doch Hayden machte noch keine Anstalten, den Raum zu verlassen.
    Da Cotton merkte, dass Hayden sich nicht von der Stelle gerührt hatte, fragte er: »Ist eine Fregatte denn nicht besser als eine Sloop, Hayden?«
    »Es ist besser, das Kommando über ein eigenes Schiff zu haben. Als stellvertretender Kapitän ...«
    Der Admiral hielt sich mit seinem Unmut nicht zurück und fuhr Hayden an: »Zu viele Offiziere denken immer zuerst an die eigene Karriere und erst dann an den Dienst für das Vaterland. Sie vergessen, dass wir uns im Krieg befinden und dass Opfer gebracht werden müssen.«
    Ja, aber ich bin es doch, der hier geopfert wird, hätte Hayden fast gesagt.
    Doch das Gespräch war beendet, und Hayden wurde rasch von dem nervösen Sekretär aus der Kajüte geleitet, der ihm den schriftlichen Befehl und die Ernennungsurkunde in die Hand drückte. Nur widerwillig nahm Hayden die Dokumente in Empfang, die ohne Zweifel lange im Voraus geschrieben worden waren.
    Kurze Zeit später fand sich Hayden an Deck wieder und sah, dass die anderen Kapitäne kurz mit kühler Gleichgültigkeit zu ihm herüberschauten und sich dann wieder leise unterhielten. Hayden kletterte über die Reling und stieg in das wartende Boot, wo er sich ernüchtert auf eine Ducht am Heck sinken ließ.
    Der Midshipman befahl dem Bootssteuerer abzulegen und fragte dann, als Hayden nichts sagte: »Zum Plymouth-Kai, Sir?«
    »Wissen Sie, wo die Themis festgemacht ist?«
    »Das Schiff der Meuterer?«
    »Genau das.«
    »Man hat Sie doch hoffentlich nicht dorthin beordert, Sir?«
    Hayden fixierte den Jungen mit einem kalten Blick.
    »Cawsand Bay, Sir. Wir werden Sie dorthin bringen, bevor Sie ...«
    »... einen Fluch ausstoßen können?«, vervollständigte Hayden den Satz verdrießlich, doch der Midshipman hielt es für besser, darauf nicht zu antworten.
    Im Hafen setzte prasselnder Regen ein, als sie den Schutz des Flussufers verließen. Die dicken Tropfen kräuselten die Wasseroberfläche und erzeugten ringförmige Muster. Schwer atmend legten sich die Rudergasten in die Riemen, und kurz darauf tauchte Cawsand Bay auf, wo die Schiffe wie eh und je dicht an dicht lagen.
    Inmitten all der Schiffe, die im Gezeitenstrom vor Anker lagen, war auch bald der dunkle Rumpf der Themis auszumachen – die Fregatte wirkte zwergenhaft im Vergleich zu den
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