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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman
Autoren: Sean Thomas Russell
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passenden Stellvertreter für mich finden werden. Archer verfügt nicht über meine Erfahrung und Befähigung, wenn ich das so sagen darf – aber vielleicht schafft er es, falls sie keinen anderen finden.«
    »Ja«, erwiderte Hayden einsilbig und nahm wieder Platz. »Ich denke, er schafft es, aber solange die Admiralität nichts anderes verlauten lässt, bleiben Sie der Erste Leutnant der Themis . Es gibt noch eine Menge zu tun, bevor wir in See stechen, und das werden wir morgen früh tun, wenn das Wetter und die Gezeiten es zulassen.«
    Saint-Denis schaute zur Seite, nahm eine andere Sitzposition ein, sodass er sich mit dem Ellbogen auf der Rückenlehne abstützen konnte, und schlug ein Bein über das andere. »Natürlich, Hayden, ich werde Sie nach besten Kräften unterstützen, bis ich gerufen werde. Ich weiß, in was für einer Situation Sie sich befinden, ohne Midshipmen und mit nicht genügend Offizieren.« Mit einem Finger deutete er zum Oberlicht. »Vielleicht könnte ich Ihnen einen Midshipman aus meinem Bekanntenkreis besorgen, obwohl die meisten Familien, die ich kenne, eine Karriere in der Navy unter ihrem Stand sehen – das sehen unsere Familien anders, wie?« Er lachte. Hayden nicht.
    »Ich werde mir die Midshipmen selber aussuchen, Leutnant, danke. Würden Sie bitte den Proviantmeister fragen, wo die folgenden Waren geblieben sind?« Er nahm eine Liste vom Schreibtisch und hielt sie dem Mann hin. »Ich habe den Verdacht, dass uns einige Vorräte abhandengekommen sind.«
    Einen kurzen Moment machte Saint-Denis keine Anstalten, die Liste in Empfang zu nehmen, erhob sich dann aber eher widerwillig und griff nach dem Blatt. »Muss nur noch rasch die Uniform wechseln«, murmelte er vor sich hin, deutete eine vage Verbeugung an und verließ steif die Kabine.
    Saint-Denis war kaum zur Tür hinaus, da schaute Griffiths herein. »Hätten Sie einen Augenblick Zeit, Kapitän?«
    »Aber sicher.«
    Der Schiffsarzt schaute noch kurz Saint-Denis nach, schloss dann die Tür hinter sich und fragte leise: »Wie war Ihre Unterredung mit Saint-Denis?«
    »Er steht, wie ich erfuhr, auf Abruf bereit und wird uns nur noch einige Stunden mit seiner Gegenwart beehren.« Hayden fügte jedoch nicht hinzu, dass es unter der Würde eines fähigen Offiziers war, nach fehlenden Vorräten suchen zu müssen.
    »Ich wäre mir da nicht so sicher, dass er das Schiff bald verlässt«, sagte Griffiths im Flüsterton. »Unbestätigten Gerüchten zufolge will Kapitän Davies diesen Mann loswerden. Von den anderen Offizieren, die Davies ausgewählt hat, wurde nur Saint-Denis aufs Schiff beordert. Seit Tagen schickt der Leutnant nun schon Schreiben an Davies und an seinen Vater, mit wachsender Verzweiflung. Noch sind keine Antwortschreiben eingetroffen.«
    Oben an Deck war das klagende Heulen des Windes zu hören, und der Regen prasselte auf die Planken.
    »Sie wollen damit sagen, dass ich den Mann so schnell nicht loswerde?«
    »Ich fürchte, nein. Denn Sie können ihm ja nicht einfach so erlauben, nach London zu seinem Gönner zu fahren, oder?«
    »Nein, das kann ich wahrlich nicht. Wer ist dieser Saint-Denis überhaupt? Er scheint sich für eine bedeutende Persönlichkeit zu halten.«
    »In der Tat, und das könnte stimmen, aber irgendetwas stimmt nicht in der Welt des Caspian Saint-Denis. Vermutlich werden die Gründe hierfür mit der Zeit ans Tageslicht kommen.« Griffiths warf einen Blick auf den Stapel Papier auf Haydens kleinem Pult. »Ich soll Sie heute Abend zum Essen in die Offiziersmesse einladen, aber Childers sagte mir eben, dass Sie schon verabredet sind?«
    »Ja, so ist es, Doktor. Dann an einem anderen Abend, hoffe ich?«
    »Der erste Abend, an dem Sie noch nichts anderes vorhaben. Da wäre noch ein kleines Problem, das ich aber nur ungern ansprechen möchte, da Sie so viel zu tun haben ...«
    »Nun, ich fürchte, es ist mein Schicksal, mir die Probleme von anderen anhören zu müssen. Um was geht es denn?«
    »Mein Assistent musste vor sechs Tagen das Schiff aus privaten Gründen verlassen. Wenn er nicht bald kommt, werden wir ohne ihn segeln müssen.«
    »Sie sprechen von Ariss?«
    »Ja.«
    »Da können wir nicht viel tun, Doktor. Sobald der Wind günstig steht, halten wir Kurs auf Torbay. Alle, die bis dahin nicht an Bord sind, können uns vielleicht noch in dem anderen Hafen einholen, aber ich glaube, dass der Konvoi in See sticht, wenn der Sturm aus Südost nachlässt. Sie könnten Ariss noch rasch eine Nachricht
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