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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman
Autoren: Sean Thomas Russell
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zukommen lassen, aber mehr können wir nicht tun.«
    »Ich werde mich gleich hinsetzen und ihm schreiben. Ihnen einen angenehmen Abend an Land, Kapitän.«
    »Danke, Doktor, aber es widerstrebt mir, einer gewissen Dame beibringen zu müssen, dass ich wahrscheinlich für einige Wochen nicht da sein werde.«

K APITEL ZWEI
    »Ist Ihr Schiff schon eingelaufen, Kapitän?«, fragte Henrietta, als sie den Raum betrat. Sie lächelte mit vor Freude geröteten Wangen und errötete noch stärker, als ihr bewusst wurde, wie verräterisch dies war.
    »In gewisser Weise.« Angesichts der morgendlichen Entscheidung des Hafenadmirals verspürte Hayden tiefe Scham und fühlte sich geradezu gedemütigt.
    »Das klingt rätselhaft«, merkte Elizabeth mit plötzlich ernster Miene an und legte den hübschen Kopf leicht schief. »Was meinen Sie damit, Kapitän Hayden?«
    Sowohl Henrietta als auch ihrer Cousine bereitete es Vergnügen, Hayden mit »Kapitän« anzureden, obwohl er dann jedes Mal daran erinnert wurde, dass er nur Master and Commander war. Und jetzt hatte er nicht einmal mehr ein eigenes Schiff, ein Umstand, den er nur ungern offen legen mochte.
    Nach einer kurzen Pause räusperte Hayden sich. »Die Kent ist noch auf offener See, und der Hafenadmiral hat mir in Absprache mit der Admiralität vorübergehend das Kommando über die Themis erteilt. Ich soll einen Konvoi nach Gibraltar begleiten und das Schiff dann Lord Hood übergeben, der einen seiner Offiziere zum Kapitän ernennen wird.«
    Robert unterdrückte einen Fluch und wandte sich zornig und enttäuscht ab.
    Henrietta war sichtlich verwirrt von Roberts Verhalten und Elizabeth’ nunmehr düsterer Miene.
    »Aber wünscht man sich nicht eher eine Fregatte als eine Sloop?«, fragte sie vorsichtig.
    »Das ist richtig, Miss Henrietta, aber leider bin ich wieder nur stellvertretender Kapitän – und das mir zugedachte Schiff wird ein anderer übernehmen.« Hayden spürte, wie sich die Röte auf seinem Gesicht ausbreitete. »Sobald ich Hood die Themis übergeben habe, stehe ich erneut ohne Schiff da und muss in Gibraltar ausharren, bis sich ein Schiff findet, das mich wieder nach Hause bringt.«
    »Oh ...«, entfuhr es Henrietta leise. »Dann werden Sie vielleicht einige – Wochen nicht da sein?«
    »Oder gar Monate, fürchte ich«, flüsterte Hayden beinahe, als könne er die unliebsame Nachricht dadurch abschwächen.
    Tränen schimmerten in Henriettas Augen, als sie den Kopf wegdrehte.
    »Komm, Robert«, sagte Elizabeth und bedeutete ihrem Mann, ihr zu folgen, »ich muss dir etwas zeigen – im Speisezimmer. Würdet ihr uns kurz entschuldigen?«
    Unschlüssig standen Hayden und Henrietta vorm Feuer. Ein Windstoß fuhr in den Kamin und wirbelte eine kleine graue Rauchwolke auf, die sich zur Decke verflüchtigte. Einen Moment lang herrschte unangenehmes Schweigen, doch dann gingen die beiden einen Schritt aufeinander zu und küssten sich fast scheu. Seit zwei Tagen hatten sie zärtlichen Umgang, als wären sie bereits verlobt.
    »Ich sehe, dass Ihre Enttäuschung sehr groß ist, aber am Ende wird alles gut«, wisperte Henrietta und überwand ihre Verzweiflung.
    »Ja, ich darf mir von kleinen Rückschlägen nicht die Stimmung verderben lassen.« Er nahm ihre Hand.
    »Glauben Sie wirklich, es wird Monate dauern?«, fragte sie kaum hörbar.
    Hayden nickte und versuchte, ihren Augenausdruck zu deuten.
    »Nun ...«, meinte sie und wich seinem fragenden Blick aus.
    Sie wussten beide nicht, was sie sagen sollten, doch dann – wie schon so oft – rettete Henrietta sie aus dem beunruhigenden Schweigen.
    »Ich vermute, es ist eine Banalität, wenn ich sage, ich werde auf Sie warten?«, meinte sie dann und versuchte zu lächeln.
    Es rührte Hayden zutiefst, dass sie ihn in diesem Augenblick aufzumuntern versuchte, obwohl auch sie die bevorstehende Trennung als schmerzlich empfinden musste.
    »Oder ich werde jeden Tag an Sie denken?«, bot Hayden seinerseits an.
    »Nicht jede Minute?«, schalt sie ihn neckend.
    »Wenn Ihnen das lieber ist.«
    Sie dachte nach, und ihre Mundwinkel gingen ein wenig nach unten. »Jede Sekunde erscheint mir ein bisschen zu viel. Hingabe muss auch Grenzen haben«, schloss sie und sah ihm in die Augen. Er entdeckte eine tiefe Traurigkeit in ihrem Blick, über die selbst ihr Lächeln und ihre ungezwungene Art nicht hinwegtäuschen konnten. »Aber denken Sie nicht an mich, wenn Ihre Aufmerksamkeit anderweitig verlangt wird und Sie sich retten müssen. Lassen
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