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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman
Autoren: Sean Thomas Russell
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schnell stand er auf, um Hayden die Hand zu schütteln, und stieß hart mit dem Kopf gegen einen Decksbalken.
    »Verflucht und zugenäht!«, schimpfte er und hielt sich den Kopf. Dann zuckte er zusammen, musste aber im selben Augenblick lachen. »Als wäre ich nie unter Deck gewesen, wie? Es freut mich wirklich, Sie wieder in unserer Messe zu sehen, Mr Hayden.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits, Doktor. Und ich dachte, Sie wären alle an Land geschickt worden?«
    »Der neue Kapitän wollte mit uns nichts zu tun haben«, antwortete Barthe, »aber bei allem, was man hört, hat er sich nach London aufgemacht, um der Admiralität ein anderes Schiff aus den Rippen zu leiern. Also erhielten wir den Befehl, uns wieder aufs Schiff zu begeben, da unsere Dienste nirgends erwünscht waren, ob Sie’s nun glauben oder nicht. So schlecht steht es um den Ruf der Leute, die unter Hart dienten. Ich glaube, die Themis wird hier weiterhin vor Anker liegen und irgendwann verrotten, da sich kein Kapitän findet.«
    »Sie wird zumindest in naher Zukunft nicht verrotten, Mr Barthe.« Hayden griff in die Innentasche seines Uniformrocks und holte die Dokumente hervor, die ihm der schüchterne Sekretär des Hafenadmirals überreicht hatte. »Meine Befehle und meine Ernennungsurkunde. Ich werde das Kommando übernehmen und Sie alle ins Mittelmeer bringen, um dort mit Lord Hood zusammenzutreffen – in Toulon. Beim nächsten Wachwechsel könnten wir alle Matrosen aufs Batteriedeck bestellen. Dann werde ich meinen Einsatzbefehl verlesen.« Hayden brach das Siegel des Einsatzbefehls und überflog die Zeilen. »Aha, hier ist ein Punkt, den der Admiral versäumt hat mir mitzuteilen – wir sollen einem Konvoi bis nach Gibraltar Geleitschutz geben.«
    »Ist das nicht zu spät im Jahr für einen Konvoi?«, fragte Archer verwundert.
    »Ich habe gehört, dass ein Konvoi schon seit sechs Wochen in Torbay festsitzt. Erst war immer das Wetter zu schlecht, und dann ist ihnen dauernd irgendetwas dazwischengekommen.« Barthe schüttelte schnaubend den Kopf, als wolle er andeuten, dass dies allein an der Inkompetenz innerhalb der Admiralität lag.
    »Das ist der Konvoi«, erwiderte Hayden und schaute wieder auf den Einsatzbefehl. »Der Kommandant ist Pool.«
    »Richard Pool? Den kenne ich, Mr Hayden«, sagte Barthe und verzog den Mund. »Es gibt keinen ehrgeizigeren Mann in der ganzen Flotte, möchte ich wetten, aber ich muss zugeben, dass er ein ganz passabler Seemann ist.«
    »Seinem überbordenden Ehrgeiz hat er es wohl zu verdanken, dass er jetzt Dienst in einem Konvoi tut. Wir sollen noch ein paar Passagiere mitnehmen. Zwei Pfarrer, kaum zu glauben, was? Offenbar sollen sie vor Hoods heidnischen Horden Gottes Wort predigen.«
    Archer musste lachen. »Zwei Pfarrer für Hoods heidnische Horden. Sehr gut, Mr Hayden.«
    »Mr Hayden hat nur vorübergehend das Kommando, Archer«, ließ sich Griffiths vernehmen. »Sie brauchen ihm also keinen Honig um den Bart zu schmieren.«
    Archer lachte wieder und errötete.
    »Gibt es hier jemanden, der verlässlich ist und der mein Gepäck an Bord holen kann?«
    »Childers, Sir.«
    »Ja, den nehme ich. Morgen früh bei Flut setzen wir Kurs auf Torbay, Mr Barthe. Wie ist es um unsere Vorräte und das Trinkwasser bestellt?«
    »Wir haben genug Vorräte an Bord, um es bis nach Gibraltar und darüber hinaus zu schaffen, Sir. Munition und Pulver ist auch in ausreichender Menge vorhanden. Das Kupfer am Rumpf ist sauber, und die Segel samt Takelage sind in tadellosem Zustand. Allerdings haben wir zu wenig Leute, aber das ist nicht so schlimm.« Barthe lächelte. »Es sind fast alle Mann an Bord, die mit uns nach Frankreich segelten, Mr Hayden, da kein anderes Schiff sie haben wollte. Dabei sind längst alle Meuterer zum Henker geschickt worden, und die anderen sind erfahrene Seeleute. Auch die Presskommandos haben uns ein paar taugliche Männer gebracht: Fischer und Seeleute von Handelsschiffen. Oh, und dann wären da noch einige Landratten und Jungen, aber Mr Franks hat ihnen schon einiges beigebracht. Die werden bald richtige Matrosen sein.«
    »Wie geht es denn Mr Franks?«
    »Er hinkt seither, Sir, und kann nur noch langsam aufentern. Mit seinem Arm ist alles in Ordnung. Franks teilt immer noch gut mit seinem Rohrstock aus. Er kommt schon zurecht.«
    »Sind Sie der Erste Leutnant, Mr Archer?«
    Archer, der scheinbar mit den Gedanken woanders gewesen war, zuckte wie ein Schuljunge zusammen, den der Lehrer beim Tagträumen
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