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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd
Autoren: A. A. Fair
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möchte
eine Anzeige aufgeben!« erklärte ich.
    Das Mädchen mit dem
kastanienroten Haar nahm mir das Blatt aus der Hand, las den Text, zählte die
Worte und verschwand dann in einem der Hinterzimmer.
    Nach einer Weile erschien ein
untersetzter Mann mit hängenden Schultern und tabakgelben Mundwinkeln. »Sie
heißen Lam?«
    »Ja.«
    »Sie wollen eine Anzeige
aufgeben?«
    »Ja. Kostenpunkt?«
    »Ich hab’ den Eindruck, daß für
unser Blatt ein Artikel dabei herausspringen könnte.«
    »So?«
    »Mit einem Schuß Publicity
erreichen Sie Ihr Ziel vielleicht eher.«
    »So?«
    Er sah sich noch einmal die
Anzeige an. »Mrs. Lintig hat wohl ‘ne Erbschaft gemacht?«
    »Das steht nicht drin«, meinte
ich.
    »Ist auch gar nicht nötig. Hier
heißt es: >Eine hohe Belohnung erhalten Personen, die Auskünfte über den
augenblicklichen Aufenthaltsort der 1948 aus Oakview verzogenen Mrs. James
Lintig oder im Falle ihres Todes über Namen und Adressen ihrer Erben geben
können.< Sieht doch ganz so aus, als ob Sie ‘ne Erbin suchen. Jetzt wird mir
auch einiges klar...«
    »Zum Beispiel?« fragte ich.
    Er zog ein Gesicht. »Ich hab’
zuerst gefragt!«
    »Vielleicht darf ich Sie daran
erinnern, daß ich mit der Fragerei angefangen habe. Mich interessierte
der Anzeigenpreis!«
    »Fünf Dollar für dreimaliges
Erscheinen.«
    Ich drückte ihm fünf Dollar von
meinen Spesen in die Hand und bat um eine Quittung. »Moment«, sagte er und
verschwand — offenbar, um das Mädchen mit dem kastanienfarbenen Haar zu
mobilisieren. »Sie wünschen eine Quittung, Mr. Lam?«
    »Wenn ich untertänigst darum
bitten dürfte.«
    Sie ließ sich Zeit mit dem
Ausfüllen des Formulars. Unvermittelt sah sie auf. »Wie war das Essen in der Grotte ?«
    »Grauenhaft. Wo bekommt man
denn hier überhaupt was Anständiges?«
    »Im Hotel Palace — wenn
man sich in der Speisekarte auskennt.«
    »Und wer kennt sich in der
Speisekarte dieses Etablissements aus?«
    »Tja, dazu muß man schon ein
bißchen detektivisches Talent entfalten.«
    Als ich darauf nicht reagierte,
fuhr sie fort: »Man muß schnell schalten können und einen gewissen Spürsinn besitzen.«
    »Sind Sie vielleicht zufällig
mit diesen wertvollen Qualitäten ausgestattet?«
    Sie warf einen schnellen Blick
über die Schulter, in Richtung der spanischen Wand.
    »Ja, wissen Sie, wenn Sie mich
so fragen...«
    »Sie wissen schließlich nicht,
was mich nach Oakview geführt hat. Vielleicht bin ich ein reicher
Industrieller, der sich nach einem passenden Gelände für ein neues Zweigwerk
umsieht. Es wäre doch bedauerlich, wenn ich einen falschen Eindruck von Ihrer
Stadt bekäme.«
    Der Untersetzte hinter der spanischen
Wand hustete.
    »Was tun denn die Einwohner von
Oakview, wenn sie gut essen wollen?«
    »Sie heiraten.«
    »Nach dem Motto: Und wenn sie
nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute...«
    »So ungefähr.«
    »Sind Sie verheiratet?«
erkundigte ich mich.
    »Nein. Ich esse im Restaurant
vom Palace .«
    »Und Sie kennen sich in der
Speisekarte aus?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie es über sich
bringen, einem armen Fremden heute abend bei der schwierigen Kunst des
Speisekartenlesens behilflich zu sein?«
    Sie lachte etwas verlegen.
»Ganz fremd sind Sie mir ja nun nicht mehr.«
    »Und ganz arm bin ich auch
nicht. Wir könnten zusammen essen und uns nett unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Über die Frage, wie man sich
als Angestellte eines Provinzblättchens ein zusätzliches Taschengeld verdienen
könnte.«
    »Wieviel?«
    »Das weiß ich nicht«, meinte
ich. »Da müßte ich erst rückfragen.«
    »Hm — das geht mir genauso!«
sagte sie trocken.
    »Wie wär’s also heute abend?«
fragte ich.
    Sie warf wieder einen Blick
über die Schulter. »Einverstanden.« Dann widmete sie sich meinem
Quittungsformular. »Die erste Anzeige erscheint übermorgen. Wir sind jetzt ein
Wochenblatt.«
    »Ich weiß. Soll ich Sie hier
abholen?«
    »Nein, bloß nicht. Ich erwarte
Sie gegen sechs in der Hotelhalle. Haben Sie Bekannte in der Stadt?«
    »Nein.«
    Ihr schien ein ganzer
Steinbruch vom Herzen zu fallen.
    »Hat Oakview noch andere
Zeitungen?« fragte ich.
    »Jetzt nicht mehr. 1947 gab’s
wohl eine, aber die ist 1952 eingegangen.«
    »Sie haben vorhin von einer
heißen Spur gesprochen...«
    »Sie haben sich nicht verhört.«
    Der Mann hinter der spanischen
Wand hustete wieder, diesmal warnend, wie mir schien.
    »Ich hätte gern Ihre
Archivbände aus den Jahren 1946, 1947 und 1948«, bat ich.
    Fast den
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