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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd
Autoren: A. A. Fair
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Kommentar, daß »zu gegebener Zeit Dr. Lintig zurückkehren und die
Sache zur Zufriedenheit aller Beteiligten klären würde«.
    Trotz eifrigen Blätterns fand
ich danach keine Meldung mehr. Das Mädchen, das mir beim Blättern interessiert
zugesehen hatte, ließ sich plötzlich vernehmen:
    »Es kommt erst am 2. Dezember
wieder was. In der Klatschspalte.«
    Ich schob den Ordner beiseite.
»Woher wissen Sie denn, was ich suche?«
    Sie musterte mich gründlich.
»Ich hoffe, Sie wissen es.«
    »Ja.«
    »Dann bleiben Sie nur auf der
heißen Spur.«
    Eine brummige Männerstimme rief
hinter dem Wandschirm hervor: »Marian!«
    Sie ging nach hinten. Ich hörte
die Männerstimme grollen, dann eine kurze Antwort des Mädchens. Ich griff mir
wieder den Archivordner und schlug den 2. Dezember auf. Die Klatschkolumnistin
der Stimme erfreute ihre Leser mit
der Nachricht, daß Mrs. James Lintig die Weihnachtsfeiertage bei Verwandten an
der Ostküste zu verbringen gedachte und vorhatte, von San Franzisko aus durch
den Panamakanal zu fahren. Nach dem Stand der Scheidungsverhandlung befragt,
hatte sie erklärt, der Fall sei in der Hand der Anwälte, sie wisse nichts über
den Verbleib ihres Mannes und halte die Gerüchte für völlig unsinnig und aus
der Luft gegriffen, die wissen wollten, sie kenne den Aufenthaltsort ihres Mannes
und habe vor, dort mit ihm zusammenzutreffen.
    Das Mädchen kam nicht wieder
zum Vorschein. Ich ging in einen Drugstore an der Ecke und suchte mir Oakviews
Anwälte aus dem Telefonbuch heraus. Weder Gillfoil noch Poste
& Warfield waren zu finden, dafür ein Frank Warfield, dessen Kanzlei
im Gebäude der First National Bank war.
    Ich ging zwei Ecken weit auf
der schattigen Seite einer heißen Straße, erklomm eine gebrechliche Stiege, kam
über einen Gang mit knarrenden Dielen und fand Frank Warfield, der die Füße auf
einen mit juristischen Wälzern beladenen Schreibtisch gelegt hatte und eine
Pfeife rauchte.
    »Mein Name ist Donald Lam«,
stellte ich mich vor. »Ich habe einige kurze Fragen. Erinnern Sie sich an einen
Fall Lintig gegen Lintig, der...«
    »Ja«, sagte er.
    »Können Sie mir sagen, wo sich
Mrs. Lintig augenblicklich aufhält?«
    »Nein.«
    Ich dachte an Berthas
Instruktionen. Ach was, man mußte auch mal etwas riskieren.
    »Können Sie mir sagen, wo sich
Dr. Lintig aufhält?«
    »Nein. Übrigens schuldet er uns
noch Gerichtskosten und das Honorar für die Hauptverhandlung.«
    »Wissen Sie, ob er auch noch
anderswo Schulden hatte?«
    »Nein.«
    »Haben Sie eine Ahnung, ob er
überhaupt noch am Leben ist?«
    »Nein.«
    »Oder können Sie mir etwas über
Mrs. Lintig sagen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wo steckt Judge Gillfoil, der
sie damals vertreten hat?«
    Er lächelte dünn. »Da oben.« Er
deutete nach Nordwesten.
    »Da oben?«
    »Da ist unser Friedhof. Er ist
1960 gestorben.«
    Ich bedankte mich und ging.
    Wieder im Rathaus angelangt, erbat
ich mir von der Eckigen mit den mißtrauischen Augen die Akten Lintig gegen
Lintig. Nach zehn Sekunden hatte ich sie.
    Ich durchblätterte den Wälzer.
Es war alles beisammen: die Klage, die Erwiderung, die Gegenklage, eine
Fristverlängerung von zehn Tagen für die Erwiderung des Klägers, eine weitere
Fristverlängerung von zwanzig Tagen, eine dritte von dreißig Tagen, schließlich
eine Klage wegen Nichterscheinens. Offensichtlich hatte man Vivian Carter
überhaupt nicht vorgeladen, und deshalb war der Fall nie vor Gericht gekommen,
aber auch nie offiziell abgeschlossen worden.
    Wieder folgte mir der
feindselige Blick der Eckigen, als ich hinausging.
    Ich ging zurück in mein Hotel,
nahm einen Hotelbriefbogen und kritzelte einen Liebesbrief an Bertha: » Bitte
Passagierlisten aller Schiffe prüfen, die im Dezember 1948 nach San Franzisko
ausgelaufen sind, und feststellen, mit welchem Mrs. Lintig gefahren ist.
Vielleicht lassen sich noch einige ihrer damaligen Mitreisenden lokalisieren.
Mrs. Lintig hat möglicherweise einer mitfühlenden Seele von ihren Ehesorgen
erzählt. Es ist zwar schon lange her, aber vielleicht lohnt sich die Mühe doch.
Hier ist die Spur ziemlich kalt. «
    Ich setzte meinen Namen unter
den Schrieb, steckte ihn in einen adressierten und frankierten Umschlag und
übergab ihn dem Hotelportier, der mir hoch und heilig versicherte, der Brief
würde noch mit der nächsten Post befördert werden.
    Zum Mittagessen versuchte ich
mein Glück in der Grotte. Danach lenkte ich meine Schritte wieder zur
Redaktion der Stimme. »Ich
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