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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
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nur zwei Tage in der Hauptstadt. Ich wurde von einer jubelnden Menge willkommen geheißen, die mir Blumen an den Kopf warf. Es war ein verstörender Gedanke, dass ich beinahe jeden jungen Mann aus meinem Gefolge auf ein weißes Pferd hätte setzen können und sie stattdessen ihn mit Blumen beworfen hätten. Ich bedeutete ihnen nichts, nur das, wofür ich stand: ein Ende der Kriegshandlungen, die Hoffnung auf Wohlstand, Essen auf dem Tisch.
    Ich verließ die Stadt Sounis fast sofort wieder, weil ich Brimedius in die Enge getrieben und er daraufhin zugegeben hatte, dass er meine Mutter und meine Schwestern zwar festgehalten hatte, sie dann aber verschwunden wären. Er räumte ein, dass er keine Ahnung hatte, wo sie waren. Er rechnete offenbar damit, für ihren Tod zur Verantwortung gezogen zu werden. Ich nahm ihm seine Furcht nicht und hatte auch nicht vor, das zu tun, bis ich meine Mutter und meine Schwestern mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Es drängte mich, nach Eddis zu gelangen. In der Hinsicht war mein Vater mein größter Verbündeter; er sprach ein Machtwort, als der Magus vorschlug, dass ich mit all meinen Eddisiern und Attoliern im Schneckentempo reisen sollte. Ich nahm einige Wachen und Kleider zum Wechseln mit und überließ es den anderen, mit der Geschwindigkeit von Armeen oder Bauchfüßern voranzukommen. Wir wechselten oft die Pferde und trafen fast so schnell in Eddis ein wie ein königlicher Bote. Ich stellte keinen Moment lang infrage, dass es mein Drängen zur Eile war, das uns antrieb – zumindest nicht, bis wir auf dem großen Hof des Palasts von Eddis eintrafen.
    Mein Vater sprang vom Pferd, bevor das Tier ganz angehalten hatte, und marschierte achtlos durch sechs Lagen eines zeremoniellen Empfangs, um meine Mutter in die Arme zu schließen. Ich starrte ihn an und erinnerte mich an seine Worte, nachdem wir Hanaktos entkommen waren. Als ich zusah, wie er sie hochhob und sie ihrerseits die Arme um ihn schlang und ihm den Kopf auf die Schulter legte, war offensichtlich, dass ich missverstanden hatte, was er mit der Bemerkung, nur ich sei »wichtig«, gemeint hatte.
    Das Benehmen unserer Eltern schien weder Ina noch Eurydike zu überraschen, die die beiden sich selbst überließen und auf mich zuliefen. Zu meiner Erleichterung schien den Eddisiern auf dem Hof die Unterbrechung der Zeremonie, die sie geplant hatten, nichts auszumachen. Ich konnte Ina und Eurydike in die Arme schließen, und wir alle konnten unsere Fragen und Antworten hervorsprudeln, während die Eddisier verständnisvoll zusahen. Der Haushofmeister schickte meine Wachen resolut in ihre Quartiere und führte uns alle rasch in eine Zimmerflucht, in der wir ungestört waren und ich nach der einen Person fragen konnte, nach der ich Ausschau gehalten hatte, ohne sie zu sehen – der Königin von Eddis.
    Ina sagte zu mir: »Sie ist mit ihrem Hofstaat nach Attolia gereist und erwartet dich dort.«
    »Ihre Majestät hat uns gütigerweise diese gemeinsame Zeit ermöglicht«, sagte meine Mutter, »da sie weiß, dass wir viel nachzuholen haben.«
    Das hatten wir in der Tat. Wir ließen uns auf Liegen nieder und tauschten uns über unsere Abenteuer aus. Ina und Eurydike erzählten mir, wie Ina sie aus Brimedius weggeführt hatte; meine Mutter saß währenddessen zwischen meinem Vater und mir, sah uns abwechselnd mit Wohlbehagen an und sagte sehr wenig. Sie wirkte nicht besonders tapfer oder tollkühn, noch nicht einmal unbedingt willensstark, sondern genauso still wie immer, aber ich zweifelte nicht daran, dass sie getan hatte, was Eurydike erzählte, und einem von Brimedius’ Wachhunden einen angespitzten Stock in den Schlund gerammt hatte. Obwohl ich ja weiß, dass am Ende alles gut gegangen ist, habe ich immer noch Albträume über die Gefahren, denen sie ausgesetzt waren, und ich weiß, dass ich vielen Menschen und Göttern etwas dafür schulde, dass sie wohlbehalten in Eddis angekommen sind.
    Am nächsten Tag wollte meine Mutter allein mit mir sprechen; sie suchte mich in dem kleinen Raum neben der Palastbibliothek auf, der früher Gens Schlafzimmer gewesen war. Sie blieb auf der Schwelle stehen und versuchte, eine Frage in Worte zu fassen. »Ich dachte, du hättest es eilig, nach Attolia aufzubrechen?«
    »Ich habe es auch eilig«, sagte ich, »aber das ist kein Grund, dich Unbequemlichkeiten auszusetzen. Es wird für dich viel angenehmer, wenn wir zum Hauptpass zurückkehren, dort auf die Soldaten warten, die auf dem Rückweg nach
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