Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
Vom Netzwerk:
war, und blickte über die steinerne Balustrade der Loggia auf die Gebäude von Attolia unter ihm. Es waren keine Wolken zu sehen, und der Himmel war vom fließenden Licht des späten Nachmittags erfüllt, das sich über die Stadt ergoss. Er konnte Leute auf den Straßen jenseits der Außenmauern des Palastes sehen, die herumstanden, miteinander sprachen oder aus den breiteren Durchgangsstraßen in die schmalen Gässchen außerhalb seines Gesichtsfelds abbogen. Ein Mann mit einem Pferd versuchte, es dazu zu bringen, einen Wagen über eine niedrige Stufe in der Straße zu ziehen. Wenn Sounis sich vorbeugte, schien ihm die Sonne in die Augen, aber er konnte dennoch die Straßenbiegung ausmachen, an der er mit einem Blasrohr auf dem Meilenstein gestanden hatte, um die Aufmerksamkeit des Königs von Attolia auf sich zu ziehen. Er kam zu dem Schluss, dass er nicht über die Götter reden wollte.
    »Werden Eddis’ Leute ihr diese Entscheidung nicht übelnehmen?«, fragte er.
    »Auf dich werden sie nicht wütend sein«, sagte Eugenides zu ihm, »sondern auf mich. Sie lieben Eddis zu sehr, um sie im Stich zu lassen, und sie hat sie in vielerlei Hinsicht schon darauf vorbereitet.«
    Sounis hob die Füße auf den Schemel. »Wie wütend werden sie auf dich sein?«, fragte er.
    »Sehr«, sagte Eugenides. »Ich versuche, nicht darüber nachzudenken«, fügte er hinzu, als er die Füße ein wenig verlagerte, um Sounis Platz zu machen. »Ich bin froh, dass du die Botschaft über die Truppen in Oneia erhalten hast.«
    Als Sophos nicht antwortete, setzte Gen den Becher ab und richtete sich auf. »Ich habe die Information auf jede Weise geschickt, die mir eingefallen ist, sogar per Brieftaube. Wenn sie dich nicht erreicht hat, warum hast du dann deine Armee eine schmale Straße entlang in eine Sackgasse geführt?«
    Sounis zuckte mit den Schultern. »Es hätte keinen Zweck gehabt, in die Hauptstadt zu fliehen. Die Meder wären uns gefolgt und hätten uns belagert. Du hättest vielleicht früher oder später Entsatztruppen geschickt, aber du hättest mich nicht davor bewahren können, der König zu sein, der davongelaufen ist. Ich wäre niemals Sounis gewesen, nur deine Marionette auf dem Thron.«
    »Was, wenn ich keine Verstärkung nach Oneia geschickt hätte?«
    »Aber das hast du.«
    »Du solltest Irene danken«, sagte Eugenides. »Ich hatte die Männer und die Schiffe, aber sie hat mir gesagt, wo ich sie hinschicken sollte.«
    »Woher hattest du die Schiffe?«, fragte Sounis.
    »Ich habe sie den Neutralen Inseln abgenommen, mit Erlaubnis ihrer Anführer.«
    Sounis starrte ihn an. »Hast du hinter den Verhandlungen um Lerna und Hanippus gesteckt?«, fragte er.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, antwortete Eugenides mit ungerührter Miene.
    Sounis warf einen Blick zu den Kammerherren hinüber und wechselte das Thema. »Ohne die zusätzlichen Männer wären wir gestorben«, räumte er mit aller Selbstverständlichkeit ein. »Aber wir hätten die gesamte medische Armee mitgenommen. Dichter hätten über uns geschrieben, man hätte uns in Liedern besungen …«
    »Und das hätte euren Leichen ja auch noch viel genützt«, unterbrach Eugenides ihn zynisch.
    »Nun ja, gefreut habe ich mich darauf nicht gerade«, sagte Sounis bissig. »Aber wenn die Meder über unsere Leichen gegangen wären, hätte das Volk von Sounis sie nie anerkannt. Es hätte sich höchstwahrscheinlich mit Attolia verbündet.« Er sah Eugenides an, der ihn immer noch verwundert musterte. »Ich habe nicht damit gerechnet zu sterben«, erklärte er. »Ich wusste, dass du Hilfe schicken würdest.«
    »Warum?«
    Nun war es an Sounis, überrascht zu sein. Er sagte: »Du hast mir erzählt, dass es für dich notwendig wäre, dass ich Sounis bin. Das bin ich. Für mich war es notwendig, dass mein König mir Hilfe schickt. Das hast du getan. Es musste Verstärkung in Oneia warten, also war sie auch da.« Für ihn war das offensichtlich.
    Eugenides schluckte. »Ich verstehe.«
    Sie widmeten sich beide wieder der Aussicht über die Stadt. Sounis’ Gedanken wandten sich Eddis zu. Er hatte seine Hoheitsrechte aus Gründen, die jedermann verstehen konnte, an Attolis abgetreten. Er war sich nicht sicher, ob irgendjemand je erfahren würde, wie Eugenides König über Eddis geworden war. Wenn er es nicht fertigbrachte, mit Eugenides laut über die Götter zu sprechen, wem sollte er dann je davon erzählen? Wer sonst würde je von Eddis’ Träumen von Feuer und Tod aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher